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Bildnerisches und Technisches Gestalten - Lehrplanforschung

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GeschmackRezeption Produktion Kognition Evaluation Ethos01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20Es kommen in den Lehrplänen Ziele vor, die sich – ähnlich denen, die derSelbstvergewisserung zugeordnet sind – direkt auf das wahrnehmende Individuumbeziehen, das eine sinnliche Erfahrung beurteilen soll; und wiedort soll es unterscheiden zwischen schön/hässlich, erwünscht/unerwünscht.Doch nun kommt die Frage des Geschmacks hinzu. WährendSelbstvergewisserung in der Bewertung die Einzigartigkeit der Erfahrungund den Unikat-Charakter des Massstabs voraussetzt, manifestiert sich ineinem bestimmten Geschmack die Zugehörigkeit des Individuums zu einemsozialen Milieu; das ist der Ausdruck von einem Habitus. In einem solchensoziologischen Verständnis des Begriffs, wie ihn Pierre Bourdieu geprägthat, ist mit Geschmack nicht ein dem Individuum eigenes Urteilsvermögengemeint, sondern ein sozial geprägtes Unterscheidungsvermögen.Der Begriff Geschmack kommt in den Lehrplänen nicht vor. Die im Folgendenaufgeführten fünf Ziele sind dem Relationenkomplex zugeordnet aufgrundeiner latent vorhandenen sozialen Dimension.Bilder und Objekte als persönliches Ausdrucksmittel erfahren und sich mit dem Begriffspaar«schön hässlich» auseinander setzen. Beurteilungskriterien entwickeln. (BE 67)Was als schön oder hässlich empfunden wird, ist eine Frage des Geschmacks.Über die im Ziel verlangte Auseinandersetzung mit den beidenBegriffen sollen Relativität und soziale Bedingtheit von schön und hässlichverstanden werden.Den ästhetischen Wert sowie die Aussage und die Bedeutung der Produktgestaltung (Design)wahrnehmen und sich damit auseinander setzen. (BE 136)Dieses Ziel berücksichtigt die Bildung des Geschmacks, indem es den Stellenwertder Produktegestaltung, des (guten) Designs im heutigen Alltagandeutet.Sie setzen sich mit Mode in farblicher Hinsicht auseinander. (TG 187)Jede Mode legt Geschmacksnormen fest und bildet den Geschmack. Mitdem Ziel, sich in farblicher Hinsicht mit Mode auseinander zu setzen, sollman auf persönliche farbliche Vorlieben aufmerksam werden und zugleicherkennen, dass diese, weil sie Mode sind, auch einen allgemeinen Werthaben und auf einen bestimmten Habitus verweisen.Sie nehmen Kleider und Schmuck als Ausdruck der Persönlichkeit und des gesellschaftlichenBezugsfeldes wahr. (TG 157)Dieses Ziel gibt ausdrücklich vor, dass dem Zusammenhang zwischen persönlicherLebensweise und sozialem Kontext Beachtung geschenkt werdensoll.Aufgrund persönlicher Vorliebe Gestaltungsmittel wählen und ihre Anwendung üben. (ZH133, 152, 243).Die Auswahl von Gestaltungsmitteln aufgrund des eigenen Geschmacks undderen Anwendung betrifft den Zusammenhang Individuum/Gesellschaftnur sehr indirekt. Möglich wäre es in diesem Zusammenhang, zu untersuchenwie persönliche Vorliebe zustande kommt.Die aufgeführten Ziele zeigen, dass dem Relationenkomplex Geschmackkaum Ziele zugeordnet sind, welche die Bildung des Geschmacks zum Inhalthaben. Der Abhängigkeit des persönlichen Geschmacks von gesellschaftlichenZusammenhängen wird in den Lehrplänen wenig Aufmerk-81

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