_PRESTIGE_Mallorca_2_2015
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CULINARIUM<br />
PURER GENUSS<br />
CHILI<br />
Die kleinen Scharfmacher gibt es in Süd- und Mittelamerika<br />
seit vielen tausend Jahren. Kolumbus brachte sie nach Europa.<br />
Seitdem geben sie vielen Speisen den scharfen Pfiff.<br />
Yvonne Beck<br />
Chili, Peperoni oder Pfefferoni: Im Handel sind die scharfen<br />
Schoten unter allen drei Namen zu kaufen. «Chili» ist<br />
von den Azteken überliefert und die eigentlich richtige<br />
Bezeichnung. «Peperoni» sowie «Peperoncini» leiten<br />
sich von «Pfeffer» ab, denn Kolumbus hielt Chilis für Pfeffergewächse.<br />
Heute findet man Hunderte<br />
verschiedener Sorten in unter schiedlichen<br />
Formen, Farben und Schärfen. Die wildwachsende<br />
Urform der Chilis, Chiltepin, ist<br />
jedoch nur erbsengross (6–8 mm). Auch<br />
die Gemüsepaprika gehört zu den Chilis.<br />
Sie ist der mildeste Chili der Welt, aus ihr<br />
wurde das Capsaicin gezielt heraus gezüchtet.<br />
Als schärfster Chili der Welt hingegen<br />
gilt der Naga Jolokia aus Assam. Er<br />
dient der Bevölkerung jedoch nicht zum<br />
Verzehr oder zur Zubereitung von Speisen,<br />
da er zu scharf wäre. In seiner Heimatregion<br />
wird der Chili zerstossen und zu<br />
einer Paste verarbeitet, die man auf Zäune<br />
streicht, um Elefanten fernzuhalten. Angeblich<br />
soll sich sogar das indische Verteidigungsministerium<br />
für diesen Chili interessieren.<br />
Chilis sind eigentlich nicht scharf, sondern «pikant», denn<br />
Pikantheit ist kein Geschmack, sondern eine Schmerzreaktion,<br />
was für jeden offensichtlich wird, der sich nach dem Schneiden<br />
«Falsche Gewürze tun<br />
ebenso weh<br />
wie falsche Töne.»<br />
– Gioacchino Rossini –<br />
«Neue Gewürze<br />
machen alte<br />
Speisen frisch.»<br />
– altes Sprichwort –<br />
von Chilis die Augen reibt. Chili umgehen die Geschmacksnerven<br />
und beeinflussen direkt die Schmerzempfindungsnerven.<br />
Das Capsaicin, der aktive Bestandteil von Chili, ist in der<br />
Haut um die Samen konzentriert und könnte sich entwickelt<br />
haben, um schnuppernde Tiere abzuschrecken. Warum der<br />
Mensch auf den Schmerz steht, der mit<br />
dem Genuss von Chili einhergeht? Chilis<br />
Wirkung auf das Nervensystem stimuliert<br />
den Körper, ähnlich wie bei Opium schmerzstillende<br />
Endorphine zu produzieren, die<br />
Chili einen wahrhaft süchtig machenden<br />
Geschmack geben.<br />
Mit Wasser lässt sich das Brennen von Chili<br />
nicht löschen, da das Capsaicin im Chili sich<br />
darin nicht auflöst. Milch oder Joghurtgetränke<br />
funktionieren da schon besser, da<br />
Milcheiweiss eine reinigende Wirkung hat.<br />
Das beste Mittel, wenn auch unappetitlich,<br />
ist reines Speiseöl.<br />
Ausser seiner Schärfe soll Chili auch noch körperliche Beschwerden<br />
heilen können: Er hilft gegen Herzprobleme, wird als<br />
Krebsmittel erforscht, senkt den Blutzucker und das Chole sterin<br />
und regt den Stoffwechsel an. Zudem hat Chili 2,5-mal so viel<br />
Vitamin C wie Orangen, dazu Karotin, Vitamin B und Eisen.<br />
Kurz: ein gesunder Scharfmacher.<br />
The Luxury Way of Life | 209