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CULINARIUM<br />

PURER GENUSS<br />

CHILI<br />

Die kleinen Scharfmacher gibt es in Süd- und Mittelamerika<br />

seit vielen tausend Jahren. Kolumbus brachte sie nach Europa.<br />

Seitdem geben sie vielen Speisen den scharfen Pfiff.<br />

Yvonne Beck<br />

Chili, Peperoni oder Pfefferoni: Im Handel sind die scharfen<br />

Schoten unter allen drei Namen zu kaufen. «Chili» ist<br />

von den Azteken überliefert und die eigentlich richtige<br />

Bezeichnung. «Peperoni» sowie «Peperoncini» leiten<br />

sich von «Pfeffer» ab, denn Kolumbus hielt Chilis für Pfeffergewächse.<br />

Heute findet man Hunderte<br />

verschiedener Sorten in unter schiedlichen<br />

Formen, Farben und Schärfen. Die wildwachsende<br />

Urform der Chilis, Chiltepin, ist<br />

jedoch nur erbsengross (6–8 mm). Auch<br />

die Gemüsepaprika gehört zu den Chilis.<br />

Sie ist der mildeste Chili der Welt, aus ihr<br />

wurde das Capsaicin gezielt heraus gezüchtet.<br />

Als schärfster Chili der Welt hingegen<br />

gilt der Naga Jolokia aus Assam. Er<br />

dient der Bevölkerung jedoch nicht zum<br />

Verzehr oder zur Zubereitung von Speisen,<br />

da er zu scharf wäre. In seiner Heimatregion<br />

wird der Chili zerstossen und zu<br />

einer Paste verarbeitet, die man auf Zäune<br />

streicht, um Elefanten fernzuhalten. Angeblich<br />

soll sich sogar das indische Verteidigungsministerium<br />

für diesen Chili interessieren.<br />

Chilis sind eigentlich nicht scharf, sondern «pikant», denn<br />

Pikantheit ist kein Geschmack, sondern eine Schmerzreaktion,<br />

was für jeden offensichtlich wird, der sich nach dem Schneiden<br />

«Falsche Gewürze tun<br />

ebenso weh<br />

wie falsche Töne.»<br />

– Gioacchino Rossini –<br />

«Neue Gewürze<br />

machen alte<br />

Speisen frisch.»<br />

– altes Sprichwort –<br />

von Chilis die Augen reibt. Chili umgehen die Geschmacksnerven<br />

und beeinflussen direkt die Schmerzempfindungsnerven.<br />

Das Capsaicin, der aktive Bestandteil von Chili, ist in der<br />

Haut um die Samen konzentriert und könnte sich entwickelt<br />

haben, um schnuppernde Tiere abzuschrecken. Warum der<br />

Mensch auf den Schmerz steht, der mit<br />

dem Genuss von Chili einhergeht? Chilis<br />

Wirkung auf das Nervensystem stimuliert<br />

den Körper, ähnlich wie bei Opium schmerzstillende<br />

Endorphine zu produzieren, die<br />

Chili einen wahrhaft süchtig machenden<br />

Geschmack geben.<br />

Mit Wasser lässt sich das Brennen von Chili<br />

nicht löschen, da das Capsaicin im Chili sich<br />

darin nicht auflöst. Milch oder Joghurtgetränke<br />

funktionieren da schon besser, da<br />

Milcheiweiss eine reinigende Wirkung hat.<br />

Das beste Mittel, wenn auch unappetitlich,<br />

ist reines Speiseöl.<br />

Ausser seiner Schärfe soll Chili auch noch körperliche Beschwerden<br />

heilen können: Er hilft gegen Herzprobleme, wird als<br />

Krebsmittel erforscht, senkt den Blutzucker und das Chole sterin<br />

und regt den Stoffwechsel an. Zudem hat Chili 2,5-mal so viel<br />

Vitamin C wie Orangen, dazu Karotin, Vitamin B und Eisen.<br />

Kurz: ein gesunder Scharfmacher.<br />

The Luxury Way of Life | 209

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