_PRESTIGE_Mallorca_2_2015
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CULTURE<br />
Auspicia<br />
Öl auf belgischem Leinen<br />
<strong>PRESTIGE</strong>: Die Medien bezeichnen Sie als «hyperrealistic<br />
painter». Was genau ist darunter zu verstehen?<br />
ROBIN ELEY: Nun, ich selber würde mich nicht als Hyperrealist<br />
klassifizieren. Aber vielleicht ist es die einfachste<br />
Art zu beschreiben, was ich mache, nämlich etwas so realistisch<br />
zu malen, dass es sehr schwer ist, den Unterschied<br />
zu einer Fotografie festzustellen.<br />
Warum machen Sie dann nicht einfach Fotos? Das<br />
wäre bedeutend einfacher.<br />
Zum einen gehen meine Bilder über die Fotografie hinaus.<br />
Ich verwende sehr viel Arbeit auf Details. Details, die über<br />
die Realität hinausgehen. Daher auch der Begriff «hyperrealistisch».<br />
Zum anderen ist für mich die Zeit, die ich mit<br />
einem Bild verbringe, sehr wichtig. Wir machen Fotos mit<br />
unserem iPhone, dem iPad, und schon Kinder kennen diese<br />
«Wischbewegung», mit der wir von einem Bild zum nächsten<br />
eilen. Wir nehmen uns kaum mehr Zeit zum Innehalten. Bei<br />
meinen Bildern ist das anders – Menschen verweilen vor<br />
ihnen, sobald sie wissen, dass es sich um Gemälde und<br />
nicht um Fotografien handelt. Anhalten, sich Zeit nehmen,<br />
ist in der heutigen Zeit sehr selten geworden. Wir sind<br />
immer in Eile, aber das ist nicht gut und daher male ich,<br />
wie ich male …<br />
Wie lange sitzen Sie an einem Bild?<br />
Ziemlich lange. Meine Detailversessenheit braucht viel Zeit.<br />
Manchmal brauche ich fünf Wochen, manchmal fünf<br />
Monate … Sieben Tage die Woche, 10–12 Stunden pro<br />
Tag.<br />
Als ich zum ersten Mal eins Ihrer Bilder sah, dachte ich<br />
sofort an Gerhard Richter. Sicher ist Ihnen das nicht<br />
neu. Stört Sie dieser Vergleich?<br />
Ich habe es noch nie persönlich von jemandem gehört,<br />
aber ich weiss, dass man mich in diese Richtung schiebt.<br />
Es ist jedoch eine sehr grosse Ehre, dass man mich mit<br />
einem Künstler wie Richter vergleicht. Ich stehe ja noch<br />
ganz am Anfang meiner Karriere und bewundere Gerhard<br />
Richter sehr. Er ist einer der grössten lebenden Künstler,<br />
die wir haben.<br />
Was macht Ihre Bilder so speziell und was unterscheidet<br />
Sie von anderen hyperrealistischen Malern?<br />
Gute Frage … Ich versuche, mich nicht mit anderen Künstlern<br />
zu vergleichen. Inspirationen suche ich eher bei Künstlern,<br />
die etwas ganz anderes machen als das, was ich<br />
mache. Ich verbringe fast genauso viel Zeit mit der Ideenentwicklung<br />
eines Bildes bzw. einer Bildserie wie mit<br />
seiner Ausführung.<br />
Sie sind noch ein sehr junger Künstler? Wann haben<br />
Sie mit dem Malen angefangen?<br />
Ich habe erst mit 27 Jahren angefangen zu malen, das ist<br />
sehr spät. Mit 31 Jahren habe ich mein erstes Ölgemälde<br />
fertiggestellt, das bedeutet, ich male erst seit fünf Jahren<br />
mit Ölfarbe. Aber ich muss noch einen weiten Weg gehen.<br />
Woher haben Sie Ihr Talent?<br />
Zu 100 Prozent von meiner Mutter. Sie wurde in China<br />
geboren und ich bin mir sicher, wäre sie unter anderen<br />
Umständen aufgewachsen, dann wäre sie eine sehr grosse<br />
Künstlerin geworden.<br />
Wie würden Sie Ihre Bilder beschreiben?<br />
Meine Bilder drücken Einsamkeit aus. Die Art, wie ich<br />
Menschen male, soll Isolation und Abgeschiedenheit<br />
zeigen. Sie sind melancholisch. Wir leben in einer<br />
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