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CULTURE<br />

SAMMLERTYPEN<br />

Beeindruckende, elegante und<br />

originelle Sammlungen weltweit<br />

zu entdecken, erlaubt der<br />

Buchband der Einrichtungsspezialisten<br />

Robertson und<br />

Karch. Rebecca Robertson und<br />

Fritz Karch stolperten in ihrer<br />

Arbeit als Interior journalisten<br />

immer wieder über einfache bis<br />

skurrile Sammelobjekte, denen<br />

es galt, den richtigen Auftritt zu verleihen. In diesem<br />

umfassenden Band zeigen sie nun viele ganz unterschiedliche<br />

Sammler und wie diese ihre Vorlieben<br />

stilvoll inszenieren. Zum Beispiel Exzeptionalisten,<br />

die sich für einzigartige Stücke begeistern, wohingegen<br />

der bescheidene Sammler sich gern mit<br />

Alltagsgegenständen umgibt. Koloristen lieben auffällige<br />

Farbtöne, Neutralisten ziehen dem eher<br />

gedeckte vor. Die Autoren stellen insgesamt 15 verschiedene<br />

Sammlertypen und internationale, ideenreich<br />

inszenierte Beispiele für deren Kollektionen vor.<br />

Dazu finden sich Tipps und Tricks für das perfekte<br />

Arrangement der eigenen Sammlung. Denn<br />

spätestens nach der Lektüre dieses inspirierenden<br />

Bandes ist klar: Ein (kleiner) Sammler steckt<br />

vermutlich in jedem von uns.<br />

Die Typologie der Schatzjäger<br />

Sammelliebe ist jedoch durchaus keine elitäre Angelegenheit. Und es geht<br />

nicht darum, wem die grössten, seltensten oder teuersten Objekte gehören,<br />

sondern eher um etwas Universales, Zugängliches und Allumfassendes.<br />

Man muss auch nicht über aussergewöhnliche Mittel verfügen, um als<br />

Sammler betrachtet zu werden. Wichtiger sind der Hunger, die Jagdlust und<br />

eine Offenheit für Dinge. Und diese ist immer allen gleich, so unterschiedlich<br />

Sammler auch sonst sein mögen.<br />

Sammelliebe<br />

Leidenschaft & Inszenierung<br />

Rebecca Robertson und Fritz Karch<br />

Knesebeck Verlag<br />

Die Buchautorin, Redakteurin und Innendesignerin Rebecca Robertson unterscheidet<br />

zwischen vielen verschiedenen Sammlertypen. Üblicherweise<br />

häufen Sammler eine möglichst grosse Anzahl bestimmter Dinge an. Die<br />

Minimalisten unter ihnen besitzen jedoch eher wenige, dafür aber besonders<br />

wertvolle Dinge. Ihr Credo lautet: «Eleganz ist Verweigerung», und Perfektionismus<br />

ist ihre grösste Maxime. Qualität siegt stets über Quantität, und verführen<br />

lässt man sich nur von den allerbesten Exemplaren. Daher ist ihre<br />

Sammlung meist klein, aber umso feiner. Der Maximalist hingegen sammelt<br />

möglichst viele Exemplare eines bestimmten Objekts, der Umfang seiner<br />

Sammlung ist meist verblüffend. Hunderte von Spiegeln in einer Bibliothek<br />

voller Bücher über die Geschichte des Grafikdesigns sind bei ihm keine<br />

Seltenheit. Der Techniksammler schwärmt für veraltete Technologien und<br />

mechanische Objekte: von antiken Wanduhren bis zu frühen Filmkameras<br />

oder Geräten aus den 1960er-Jahren. Die Welt dieses Sammlertyps ist ein<br />

Museum technischer Spielereien der Vergangenheit. Ob Scheren,<br />

Hammer, alte medizinische Geräte, Toaster oder Schallplattennadeln.<br />

Jegliche Kuriosität des Industriezeitalters ist interessant.<br />

Vielen Sammelgegenständen haftet eine gewisse Ernsthaftigkeit<br />

an: chinesisches Porzellan, Muranoglas, alte<br />

Münzen etc. Anders sind die Sammelobjekte des<br />

Fantasten. Er sammelt Gegenstände aus Spass<br />

an der Freude und begeistert sich meist für<br />

30 | <strong>PRESTIGE</strong><br />

völlig verrückte Dinge: Salzstreuer in Gemüseform,<br />

Flaschenwelten, Rührstäbchen aus Cocktail gläsern<br />

oder Bierdeckel aus aller Herren Länder. Am häufigsten<br />

bewegen sich Sammler auf dem Flohmarkt<br />

oder im Trödelladen. Nicht so jedoch der sogenannte<br />

Naturalist – er sammelt alles, was die freie<br />

Natur im Angebot hat. Von Fossilien bis zu Federn,<br />

von Treibholz zu Seesternen und vom Meer rund<br />

geschliffenen Glasscherben. Verglichen mit anderen<br />

Sammlern handelt der Naturalist mit leicht zugänglichen<br />

Waren, überall vorhandenen Dingen.<br />

Doch wie alle anderen Sammler sucht auch er<br />

mit geschultem Auge nach dem Einzigartigen,<br />

einem Stein in Herzform oder makellosen<br />

Sanddollars.<br />

«Es ist<br />

nicht aus Liebe<br />

zur Kunst; es ist<br />

Unersättlichkeit.<br />

Ich bin kein Amateur.<br />

Ich bin ein<br />

Schlemmer.»<br />

– Katharina die Grosse –<br />

Sammler sind also unter uns, und<br />

wahrscheinlich sind wir sogar<br />

selbst einer, ohne dass wir<br />

es wirklich bemerkt haben.

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