_PRESTIGE_Mallorca_2_2015
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CULTURE<br />
SAMMLERTYPEN<br />
Beeindruckende, elegante und<br />
originelle Sammlungen weltweit<br />
zu entdecken, erlaubt der<br />
Buchband der Einrichtungsspezialisten<br />
Robertson und<br />
Karch. Rebecca Robertson und<br />
Fritz Karch stolperten in ihrer<br />
Arbeit als Interior journalisten<br />
immer wieder über einfache bis<br />
skurrile Sammelobjekte, denen<br />
es galt, den richtigen Auftritt zu verleihen. In diesem<br />
umfassenden Band zeigen sie nun viele ganz unterschiedliche<br />
Sammler und wie diese ihre Vorlieben<br />
stilvoll inszenieren. Zum Beispiel Exzeptionalisten,<br />
die sich für einzigartige Stücke begeistern, wohingegen<br />
der bescheidene Sammler sich gern mit<br />
Alltagsgegenständen umgibt. Koloristen lieben auffällige<br />
Farbtöne, Neutralisten ziehen dem eher<br />
gedeckte vor. Die Autoren stellen insgesamt 15 verschiedene<br />
Sammlertypen und internationale, ideenreich<br />
inszenierte Beispiele für deren Kollektionen vor.<br />
Dazu finden sich Tipps und Tricks für das perfekte<br />
Arrangement der eigenen Sammlung. Denn<br />
spätestens nach der Lektüre dieses inspirierenden<br />
Bandes ist klar: Ein (kleiner) Sammler steckt<br />
vermutlich in jedem von uns.<br />
Die Typologie der Schatzjäger<br />
Sammelliebe ist jedoch durchaus keine elitäre Angelegenheit. Und es geht<br />
nicht darum, wem die grössten, seltensten oder teuersten Objekte gehören,<br />
sondern eher um etwas Universales, Zugängliches und Allumfassendes.<br />
Man muss auch nicht über aussergewöhnliche Mittel verfügen, um als<br />
Sammler betrachtet zu werden. Wichtiger sind der Hunger, die Jagdlust und<br />
eine Offenheit für Dinge. Und diese ist immer allen gleich, so unterschiedlich<br />
Sammler auch sonst sein mögen.<br />
Sammelliebe<br />
Leidenschaft & Inszenierung<br />
Rebecca Robertson und Fritz Karch<br />
Knesebeck Verlag<br />
Die Buchautorin, Redakteurin und Innendesignerin Rebecca Robertson unterscheidet<br />
zwischen vielen verschiedenen Sammlertypen. Üblicherweise<br />
häufen Sammler eine möglichst grosse Anzahl bestimmter Dinge an. Die<br />
Minimalisten unter ihnen besitzen jedoch eher wenige, dafür aber besonders<br />
wertvolle Dinge. Ihr Credo lautet: «Eleganz ist Verweigerung», und Perfektionismus<br />
ist ihre grösste Maxime. Qualität siegt stets über Quantität, und verführen<br />
lässt man sich nur von den allerbesten Exemplaren. Daher ist ihre<br />
Sammlung meist klein, aber umso feiner. Der Maximalist hingegen sammelt<br />
möglichst viele Exemplare eines bestimmten Objekts, der Umfang seiner<br />
Sammlung ist meist verblüffend. Hunderte von Spiegeln in einer Bibliothek<br />
voller Bücher über die Geschichte des Grafikdesigns sind bei ihm keine<br />
Seltenheit. Der Techniksammler schwärmt für veraltete Technologien und<br />
mechanische Objekte: von antiken Wanduhren bis zu frühen Filmkameras<br />
oder Geräten aus den 1960er-Jahren. Die Welt dieses Sammlertyps ist ein<br />
Museum technischer Spielereien der Vergangenheit. Ob Scheren,<br />
Hammer, alte medizinische Geräte, Toaster oder Schallplattennadeln.<br />
Jegliche Kuriosität des Industriezeitalters ist interessant.<br />
Vielen Sammelgegenständen haftet eine gewisse Ernsthaftigkeit<br />
an: chinesisches Porzellan, Muranoglas, alte<br />
Münzen etc. Anders sind die Sammelobjekte des<br />
Fantasten. Er sammelt Gegenstände aus Spass<br />
an der Freude und begeistert sich meist für<br />
30 | <strong>PRESTIGE</strong><br />
völlig verrückte Dinge: Salzstreuer in Gemüseform,<br />
Flaschenwelten, Rührstäbchen aus Cocktail gläsern<br />
oder Bierdeckel aus aller Herren Länder. Am häufigsten<br />
bewegen sich Sammler auf dem Flohmarkt<br />
oder im Trödelladen. Nicht so jedoch der sogenannte<br />
Naturalist – er sammelt alles, was die freie<br />
Natur im Angebot hat. Von Fossilien bis zu Federn,<br />
von Treibholz zu Seesternen und vom Meer rund<br />
geschliffenen Glasscherben. Verglichen mit anderen<br />
Sammlern handelt der Naturalist mit leicht zugänglichen<br />
Waren, überall vorhandenen Dingen.<br />
Doch wie alle anderen Sammler sucht auch er<br />
mit geschultem Auge nach dem Einzigartigen,<br />
einem Stein in Herzform oder makellosen<br />
Sanddollars.<br />
«Es ist<br />
nicht aus Liebe<br />
zur Kunst; es ist<br />
Unersättlichkeit.<br />
Ich bin kein Amateur.<br />
Ich bin ein<br />
Schlemmer.»<br />
– Katharina die Grosse –<br />
Sammler sind also unter uns, und<br />
wahrscheinlich sind wir sogar<br />
selbst einer, ohne dass wir<br />
es wirklich bemerkt haben.