01.03.2013 Aufrufe

Grundwissen Kultur- und Medienwissenschaft III. - Index of - Eötvös ...

Grundwissen Kultur- und Medienwissenschaft III. - Index of - Eötvös ...

Grundwissen Kultur- und Medienwissenschaft III. - Index of - Eötvös ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Dubbing into a foreign language 101<br />

lich daran, daß seine Filme von verschiedenen Leuten übersetzt worden sind. Bei UIP hat<br />

es Herr X., bei Columbia Herr Y. übersetzt. Der Satz lautet: „I’ll be back.” Auf französisch<br />

gibt es mindestens neun Möglichkeiten, ihn zu übersetzen, auf deutsch ist die Auswahl<br />

nicht so groß. Nehmen wir: „Ich komme wieder.” Nun, der Satz ist vielleicht nicht<br />

so berühmt, aber er war wichtig für das Marketing. Als der Trailer zu Terminator 2 lief,<br />

ließ man Arnold Schwarzenegger sagen: „I’m back.” Und jeder Amerikaner bzw. Engländer<br />

hat das verstanden, weil er den Satz „I’ll be back” noch in Erinnerung hatte.<br />

In anderssprachigen Ländern war das <strong>of</strong>t nicht der Fall, eben dann, wenn dieser Satz<br />

unterschiedlich übersetzt worden war.<br />

Oft wird bei der Übersetzung auch nicht erkannt, welche Art von Sprache gesprochen<br />

wird. Zum Beispiel ist die Sprache von Bob De Niro als Taxi Driver nicht sehr<br />

kompliziert. Sie ist relativ einfach. Er ist kein Lehrer, kein Pr<strong>of</strong>essor. Ein Lehrer kann mit<br />

komplizierter Sprache sprechen, ein Taxifahrer nicht. Bei der Übersetzung wird <strong>of</strong>t alles<br />

gleichförmig, <strong>und</strong> man kann die Leute nicht an der Sprache erkennen, ohne das Bild zu<br />

sehen. Da ist es für den Übersetzer sehr hilfreich, wenn er einen Kommentar bekommt.<br />

Wenn man dreht, hat man am Anfang zumeist Informationen wie: John Hammond, ungefähr<br />

siebzig Jahre alt, sehr reich, Schotte. Diese Information bekommen wir <strong>of</strong>t nicht, wir<br />

müssen raten.<br />

Auch mit dem Akzent gibt es häufig Probleme. Wenn wir, zum Beispiel, François<br />

Mitterand in einem Film haben, wird er in der englischen Version französisch oder englisch<br />

mit französischem Akzent sprechen. Soll man nun in der synchronisierten Fassung<br />

auch einen französischen Akzent benützen? Ich meine ja, denn das gehört zum Charakter.<br />

Vorgestern war ich in Barcelona, wo wir den Film von Christoph Zanussi, The Silent<br />

Touch, für Spanien adaptiert haben. In diesem Film wird englisch mit polnischem Akzent<br />

gesprochen. In Spanien versteht das niemand. Wo ist Polen? Trotzdem meine ich, sollte<br />

man auch in der spanischen Fassung einen polnischen Akzent verwenden.<br />

Und jetzt noch ein Beispiel, das ich immer wieder anführe, weil es so absurd ist: der<br />

deutsche Film Das Boot. In der englischen Fassung sprechen manche der deutschen U-<br />

Boot-Belegschaft englisch mit deutschem Akzent, andere normales Englisch. Niemand<br />

konnte verstehen, warum. Die Zuschauer waren total verwirrt.<br />

Die Frage, wann man bei der Synchronisation einen fremdsprachigen Akzent verwenden<br />

muß, ist, wenn man ein bißchen aufpaßt, leicht zu beantworten. Schwieriger hingegen<br />

ist der Umgang mit lokalen Dialekten. Soll man etwa einen Film, der in Bremen im dortigen<br />

Dialekt gedreht wurde, im Slang von Liverpool adaptieren? Oder soll Paul McCartney<br />

in der deutschen Fassung von Help einen böhmischen Akzent haben? Natürlich nicht.<br />

Lokale Dialekte sind praktisch unübersetzbar.<br />

Und auch die Bedeutung, die ein spezieller Akzent in einem bestimmten Land haben<br />

kann, ist selten in eine andere Sprache übertragbar. Wenn zum Beispiel in einem<br />

amerikanischen Film jemand mit englischem Akzent spricht, dann ist das zumeist – ich<br />

weiß nicht, warum sie uns so hassen – ein Bösewicht. Aber wie soll man das ins Deutsche<br />

übersetzen?<br />

Und jetzt zu den „proper names”, zu den Eigennamen. Es ist üblich, daß die Verwendung<br />

von Eigennamen als Werbung vertraglich geregelt wird. Dabei wird auch ihre Ver-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!