Grundwissen Kultur- und Medienwissenschaft III. - Index of - Eötvös ...
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Literaturverfilmungen als ein <strong>Kultur</strong>phänomen<br />
Die Bedingungen der Verfilmungen haben sich verändert<br />
Die gegenseitige Beeinflussung der verschiedenen Medien, die in ihrem Sichgegenseitigstützen<br />
heute schon zu einem Medienverb<strong>und</strong> geführt haben, wird mit der Weiterentwicklung<br />
neuer Medien sicherlich noch zunehmen. Gerade beim Fernsehen <strong>und</strong> beim<br />
Fernsehspiel lassen sich die verschiedensten Beziehungen zu anderen Medien feststellen.<br />
Die Adaption stellt dabei nur eine Möglichkeit dar: hier bestehen Bezüge auf der Textebene<br />
zur Buchliteratur, zum Drama <strong>und</strong> dem Theater, zum Hörspiel <strong>und</strong> dem<br />
R<strong>und</strong>funk. Auf der Ebene der Realisierung steht heute neben der elektronischen Produktion<br />
im Fernsehen die filmische, die auf den Kin<strong>of</strong>ilm als Bezugsmedium verweist. Es ist<br />
deshalb in der Produktionsentwicklung ein naheliegender Schritt gewesen, Filme, Verfilmungen<br />
so zu produzieren, daß sie sowohl im Fernsehen als auch im Kino gezeigt<br />
werden konnten. Die Fernsehfilm/Kin<strong>of</strong>ilm-Koproduktionen bestimmen seit Mitte der<br />
siebziger Jahre deshalb einen wesentlichen Teil der b<strong>und</strong>esdeutschen Fernsehspielproduktion.<br />
„Amphibische Filme” hat sie der damalige Fernsehspielchef des WDR, Günter<br />
Rohrbach, genannt, amphibisch deshalb, weil sie in mehreren Medien einsetzbar sind.<br />
Diese unterschiedliche mediale Verwendbarkeit hat vor allem für die ästhetischen<br />
Wirkungen Konsequenzen: Es liegt auf der Hand, daß durch die unterschiedliche Präsentation<br />
eines Films dieser im Kino anders als im Fernsehen wirkt, daß Bilder im<br />
Großformat der Leinwand den Zuschauer im abgedunkelten Raum anders beeindrucken<br />
als auf dem sehr viel kleineren Bildschirm inmitten seines ihm wohlvertrauten,<br />
gut sichtbaren Wohnzimmers. Die verschiedenen Rezeptionsbedingungen gelten auch<br />
für die Literaturverfilmung, auch sie kann im Kino ganz anders wirken als auf dem Bildschirm.<br />
Hinzu kommt, daß sich mit der Etablierung des Fernsehens zwischen Kino <strong>und</strong><br />
Fernsehen eine Art Aufgabenteilung durchsetzt: Nicht alle im Fernsehen gezeigten Filme<br />
sind auch in gleicher Weise für ein Kinopublikum attraktiv. Spielen die „Schauwerte”<br />
im Kino eine größere Rolle, muß dieses auch Konsequenzen für die Verfilmung<br />
haben. Handlungsarme St<strong>of</strong>fe, Texte, in denen das gesprochene Wort eine größere Rolle<br />
spielt, eignen sich <strong>of</strong>fensichtlich dann eher für das Fernsehen als für das Kino. Daraus<br />
sind jedoch keine Gesetzmäßigkeiten abzuleiten, allenfalls Tendenzen der Entwicklung<br />
unter bestimmten allgemeinen kulturellen Voraussetzungen.<br />
Die Mobilität zwischen den Medien als Kennzeichen des Schriftstellers<br />
Die zunehmende Medienverdichtung in unserer <strong>Kultur</strong> wirkt sich auch auf die literarische<br />
Produktion selbst aus. Konnte der russische Literaturwissenschaftler Victor Slovakij mit<br />
Blick auf die modernen Medien noch die Auffassung als ein dichterisches Selbstverständnis<br />
hervorheben, jeder St<strong>of</strong>f dürfe nur in einer literarischen Form, quasi „endgültig” gestaltet<br />
werden (einem Ideal, dem allerdings schon damals die Praxis widersprach), so ist es<br />
in der Gegenwart gerade die Mobilität zwischen den verschiedenen Medien, die zum<br />
Kennzeichen des heutigen Schriftstellers geworden ist. Die Mehrfachverwertung eines<br />
St<strong>of</strong>fes in verschiedenen Fassungen, abgestimmt auf die jeweiligen Medienanforderungen,<br />
gehört heute zum schriftstellerischen Alltag. Der Autorenreport stellte 1972 anhand<br />
empirischer Erhebungen zur Produktionswirklichkeit der Autoren deren Mobilität fest,<br />
konstatierte zugleich aber auch, daß das Autorenideal immer noch sich in dem in Buch-<br />
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