Grundwissen Kultur- und Medienwissenschaft III. - Index of - Eötvös ...
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Geschichte der Fotografie 69<br />
Das erste Farbbild erstellte als Beweis für die Theorie der additiven Farbmischung<br />
1861 J.C. Maxwell. Dazu hatte T. Sutton Auszugs-Diapositive präpariert, die durch drei<br />
verschiedene Farbfilter fotografiert waren. Sie wurden mit Hilfe einer Projektionseinrichtung<br />
vor der ,Royal Institution <strong>of</strong> Great Britain’ durch ein Rot-, Grün- <strong>und</strong> Blaufilter<br />
deckungsgleich an die Wand projiziert – es entstand ein farblich fast richtig wirkendes<br />
Bild eines Ordensbandes aus Schottenst<strong>of</strong>f. Praktisch war dieses Verfahren wegen<br />
seiner Kompliziertheit allerdings nicht einsetzbar.<br />
Die Lösung des Farbwiedergabeproblems wurde knapp zehn Jahre später fast gleichzeitig<br />
von zwei Forschern in Frankreich gef<strong>und</strong>en. Zwar hatte schon A.L. de Poitevin<br />
1865 erste Versuche mit farbigen Bildern auf Papier erfolgreich unternommen, doch erst<br />
der an Problemen der Optik interessierte Musiker L. Ducos du Hauron kam diesem Ziel<br />
wirklich entscheidend näher. 1868 erhielt er ein Patent für verschiedene Farbverfahren<br />
<strong>und</strong> veröffentlichte sie in einem Buch. Er belichtete Bromsilber-Kollodiumplatten mit<br />
Auszugsfiltern <strong>und</strong> stellte davon rot-, blau- <strong>und</strong> gelbgefärbte Pigment-Diapositive her. Die<br />
drei Teilbilder mußten dann deckungsgleich zum endgültigen Bild übereinandergelegt<br />
werden. Das wahrscheinlich älteste noch erhaltene Farbbild fotografierte Hauron im<br />
Jahre 1877. Zur gleichen Zeit sollte noch ein anderer Forscher, C. Cros, unabhängig von<br />
Hauron zu ähnlichen Ergebnissen gelangen. Auch er darf als Erfinder der Farbfotografie<br />
gelten.<br />
Wegen der Aufwendigkeit des Verfahrens war aus der Erfindung zu diesem Zeitpunkt<br />
noch kein praktikabler technischer Nutzen zu ziehen. Dies gelang erst später, als F.E. Ives<br />
1888 die Dreifarben-Fotografie* entwickelte, die der Deutsche A. Miethe in verbesserter<br />
Form ab 1903 praktisch einsetzte. Auf Miethe geht auch die Vervollkommnung einer wesentlichen<br />
Voraussetzung für die Farbfotografie zurück: die panchromatische Sensibilisierung<br />
für eine richtige Farbtonwiedergabe.<br />
Das Problem der Farbe <strong>und</strong> ihrer Wiedergabe auf einer statt auf drei Bildebenen<br />
beschäftigte bis zur Jahrh<strong>und</strong>ertwende zahlreiche Forscher in Europa <strong>und</strong> Amerika. Tatsächlich<br />
anwendbar wurden aber erst die Autochrome-Platten der Brüder Lumière, die<br />
sie 1904 vorstellten. Sie ermöglichten es, ein natürliches Farbbild mit einer einzigen<br />
Aufnahme zu erzeugen. Das Prinzip beruhte auf einem feinen Raster aus durchsichtigen<br />
Partikeln der Kart<strong>of</strong>felstärke, die blau, grün <strong>und</strong> rot eingefärbt waren. Diese Filterschicht,<br />
auch als Kornraster* bezeichnet, auf eine Glasplatte aufgebracht, mußte das vom fotografierten<br />
Objekt reflektierte Licht passieren, ehe es an die lichtempfindliche Emulsion gelangte.<br />
Die panchromatische Emulsionsschicht wurde über das Kornraster gegossen <strong>und</strong><br />
die Platte dann von der Glasseite her belichtet. Durch die Belichtung der Platte im<br />
Schwarz-Weiß-Umkehrverfahren entstand ein direktes Diapositiv. Beim Betrachten durch<br />
die Filterschicht erschien es farbig.<br />
Die Autochrome-Platten wurden von den Brüdern Lumière ab 1907 in Lyon <strong>und</strong> später<br />
auch von Agfa kommerziell produziert <strong>und</strong> ließen sich sogar durch Farbdruck reproduzieren.<br />
Einige Fotografen wie E. Steichen oder H. Kühn experimentierten s<strong>of</strong>ort mit diesen<br />
Platten, ebenso zahlreiche Amateure. Es sollten aber nochmals dreißig Jahre vergehen,<br />
bis sich die Farbfotografie mit der Entwicklung des Dreischichtenfarbfilms von Kodak<br />
<strong>und</strong> Agfa 1935/36 allgemein durchsetzen konnte. [...]