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Grundwissen Kultur- und Medienwissenschaft III. - Index of - Eötvös ...

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Wolfgang Gast − Knut Hickethier − Burkhard Volmers<br />

treten deutlicher hervor, die medialen Unterschiede <strong>und</strong> Gemeinsamkeiten von literarischem<br />

Werk <strong>und</strong> von Verfilmung lassen sich pointierter hervorheben.<br />

Die Adaption als eine Form produktiver Rezeption, als eine Aneignung von Werken,<br />

die selbst wiederum Produktgestalt annimmt, fordert immer auch eine Wertung heraus,<br />

so wie sie auch von der Theaterinszenierung als Realisierung <strong>und</strong> Interpretation<br />

eines dramatischen Textes herausgefordert wird. Wertung macht ein differenziertes<br />

Eingehen auf die einzelnen Produktionen notwendig, die selbst zwar jeweils in einer<br />

größeren Adaptions- bzw. Interpretationstradition eingeb<strong>und</strong>en sind (<strong>und</strong> sich zu dieser<br />

auch verhalten), die aber in ihrer je einzelnen Gestalt beurteilt werden müssen. Pauschalisierende<br />

Urteile sollte die Adaptionskritik deshalb vermeiden <strong>und</strong> statt dessen an einzelnen<br />

Produktionen oder Produktgruppen die unterschiedlichen Adaptionsformen <strong>und</strong> -<br />

konzepte detaillierter herausarbeiten. Die Adaption als Rückgriff auf bereits etablierte<br />

Medien mit ihrem gewachsenen Repertoire an St<strong>of</strong>fen, Formen <strong>und</strong> Darstellungsweisen<br />

erfüllte in diesen Einführungsphasen unterschiedliche Funktionen, <strong>und</strong> es ist erstaunlich,<br />

daß sich diese Funktionen – wenn auch in verschiedenen historischen Konkretionen – bei<br />

Film, Hörfunk <strong>und</strong> Fernsehen in vergleichbarer Weise immer wieder feststellen lassen.<br />

Einem zu gewinnenden Publikum gegenüber ist der Rückgriff auf bereits bekannte<br />

<strong>und</strong> kulturell als wertvoll ausgewiesene St<strong>of</strong>fe <strong>und</strong> Werke ein Mittel, die neuen Medien<br />

kulturell zu legitimieren <strong>und</strong> zugleich das Publikum an neue Darstellungs- <strong>und</strong><br />

Wahrnehmungsweisen zu gewöhnen, wobei die Benutzung tradierter (<strong>und</strong> bekannter)<br />

St<strong>of</strong>fe diesen Prozeß erleichterte. Auf der Seite der Produzenten erwies sich die Literatur<br />

als ein Reservoir an Gestaltungen, zugleich war die Benutzung von Vorlagen ein Hilfsmittel,<br />

ließen sich doch bei der Bearbeitung <strong>und</strong> der Anpassung der St<strong>of</strong>fe an die Bedingungen<br />

der neuen Medien zugleich die Gesetzmäßigkeiten <strong>und</strong> Wirkungen erk<strong>und</strong>en. Nicht<br />

zuletzt hatte der Rückgriff auf vorhandene Texte seine Ursache im Mangel an Autoren,<br />

die mit den Medien vertraut waren, hatte auch ökonomische Gründe, konnten so doch<br />

Honorarkosten eingespart oder doch zumindest gesenkt werden.<br />

Adaptionen gelten deshalb in der Film-, Hörspiel- <strong>und</strong> Fernsehspieltheorie auf weiten<br />

Strecken als Anfangs- <strong>und</strong> Übergangsform in der Herausbildung medienspezifischer<br />

Gattungen. Als eigentlicher künstlerischer Ausweis eines neuen Mediums gelten jedoch<br />

originäre, für das jeweilige Medium speziell verfertigte Werke. Die jeweilige Spezifik der<br />

Mediengattungen wurde dabei in dem gesehen, was nur im betreffenden Medium realisierbar<br />

war <strong>und</strong> nicht durch andere substituiert werden konnte. Das Filmische des Films<br />

wurde dem theatralen des Theaters <strong>und</strong> dem Radiophonen des Hörspiels gegenübergesetzt.<br />

Dahinter steckte die Vorstellung, eine Wesensbestimmung der Medien aus ihren<br />

technischen Bedingungen ermitteln <strong>und</strong> daraus wiederum ästhetische Gesetzmäßigkeiten<br />

einzelner Gattungen ableiten zu können. Solch ein ontologisierender Ansatz, der<br />

stärker die Unterschiede als die Gemeinsamkeiten betonte, erwies sich spätestens beim<br />

Fernsehen als wenig tauglich, da sich hier die Eingrenzung nichtsubstituierbarer Merkmale<br />

als sehr viel schwieriger erwies als bei den anderen Medien. Die Überlagerung <strong>und</strong><br />

Vermischung von verschiedenen Gattungs- <strong>und</strong> Darstellungstraditionen aus unterschiedlichen<br />

Medien stellte sich gerade beim Fernsehen als ein konstituierendes Merkmal heraus.

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