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Kompendium der Flugmedizin - Luftwaffe

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Abfall des venösen Druckes in Kopfhöhe, so dass auf <strong>der</strong> venösen Seite das Blut aus dem<br />

Schädel „gesaugt“ wird (sog. „Siphoneffekt"). Deshalb kommt es sowohl beim ungeschützten<br />

Versuchstier als auch beim Menschen bei etwa +5 Gz zu messbaren Durchblutungsvermin<strong>der</strong>ungen<br />

des Gehirns mit entsprechenden cerebralen Ausfallerscheinungen, die sich zunächst<br />

einmal in unterschiedlich stark ausgeprägten Sehstörungen äußern, wie sie in Abb.<br />

6.11 dargestellt sind: Verlust des peripheren Gesichtsfeldes (Peripheral Light Loss, PLL),<br />

Röhrensehen, Tunnel Vision, Grau-Sehen (Greyout), Schwarz-Sehen (Blackout) und<br />

schließlich Bewusstlosigkeit (Loss of Consciousness, LOC).<br />

Abb. 6.11: Toleranzgrenzen und Ausfallerscheinungen des Menschen bei + Gz-Einwirkungen<br />

Visuelle Symptome<br />

Zwischen +3,8 bis +4,5 Gz kommt es als fliehkraftspezifisches Symptom <strong>der</strong> Hirnleistungsmin<strong>der</strong>ung<br />

zu einer Beeinträchtigung <strong>der</strong> Sehleistung: Es tritt zunächst <strong>der</strong> sog.<br />

„Greyout" auf, d.h., es kommt zu einem Verlust des Farbsehvermögens bzw. zu einer Trübung<br />

<strong>der</strong> Sehkraft, weil bei dieser Beschleunigungseinwirkung durch eintretende Min<strong>der</strong>durchblutung<br />

<strong>der</strong> Augen die für das Farbensehen verantwortlichen Zäpfchen <strong>der</strong> Retina ausfallen.<br />

Außerdem kommt es zu einer Einschränkung des peripheren Gesichtsfeldes, welches<br />

schließlich ganz verschwindet und sich als Röhrensehen o<strong>der</strong> „Tunnel Vision" zwischen +3,5<br />

bis +5,0 Gz manifestiert. Zwischen +4,5 bis +5,5 Gz geht - je nach konstitutionsbedingter,<br />

individueller G-Toleranz das Sehvermögen vollständig verloren: Es kommt zum Schwarz-<br />

Sehen o<strong>der</strong> „Blackout", wobei das Bewusstsein des Individuums noch erhalten ist und <strong>der</strong><br />

Betroffene beispielsweise noch hören o<strong>der</strong> Antworten geben kann, da <strong>der</strong> noch vorhandene<br />

Blutdruck mit etwa 20 mmHg gerade noch zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Gehirnfunktion ausreicht,<br />

eine Durchblutung <strong>der</strong> Netzhaut aber aufgrund des bestehenden, annähernd konstanten<br />

Augeninnendruckes (von normalerweise 15 bis 20 mmHg) nicht mehr möglich ist. Dadurch<br />

kommt es zur Mangeldurchblutung <strong>der</strong> Netzhaut mit Sauerstoffmangel, so dass ihre<br />

Funktion (beson<strong>der</strong>s die <strong>der</strong> Stäbchen, die für die Wahrnehmung von Hell-Dunkel-<br />

Unterschieden verantwortlich sind) ausfällt. Abb. 6.12 erläutert die Verhältnisse.<br />

Für kurze Zeit (etwa 5 bis 6 s) jedoch können selbst hohe + Gz-Belastungen ohne Beeinträchtigung<br />

des Sehvermögens aufgrund <strong>der</strong> sogen. „Sauerstoffreserve" <strong>der</strong> Netzhaut und<br />

des Gehirns ertragen werden (siehe dazu auch Abb. 6.5).<br />

6-98 <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Flugmedizin</strong> Kap. 6 – Beschleunigungen und ihre Wirkungen

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