Kompendium der Flugmedizin - Luftwaffe
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Einschlägige Studien im FlMedInstLw haben ergeben, dass die menschliche Flugtüchtigkeit<br />
-lässt man die körperliche Tauglichkeit und die aktuelle körperliche Fitness als wichtige Voraussetzungen<br />
außer acht- durch folgende Grundfaktoren konstituiert wird:<br />
• Fähigkeit, das Bewußtsein gegen Aufgaben-irrelevante äußere und innere Reize abzuschirmen<br />
und die Aufmerksamkeit über längere Zeit hinweg auf konstant hohem Niveau<br />
zu halten.<br />
• Befähigung zur Mehrfacharbeit, bei <strong>der</strong> die Aufmerksamkeit gleichzeitig auf mehrere<br />
Vorgänge verteilt ist und „automatisierte“ Handlungsprozesse simultan mit „höheren“ geistigen<br />
Operationen ablaufen, ohne dass in jedem Fall ein unmittelbarer Zusammenhang<br />
zwischen beiden Handlungsebenen bestehen muss.<br />
• Anfor<strong>der</strong>ungsgerechte Ausprägung von Fähigkeiten und Fertigkeiten in den Bereichen <strong>der</strong><br />
perzeptiven und kognitiven Informationsverarbeitung sowie <strong>der</strong> psychomotorischen<br />
Koordination und Präzision.<br />
• Vermögen, Stress jedwe<strong>der</strong> Art ohne bemerkenswerte emotionale Symptomatologie und<br />
ohne gravierende Leistungseinbußen zu tolerieren.<br />
• Gutes Kurz- und Langzeitgedächtnis. Fähigkeit, auf unerwartete Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Situation<br />
durch prompte Beurteilung und Entscheidung sowie Antizipation des zu Tuenden<br />
reagieren zu können.<br />
• Risikoverhalten, das durch angemessene Realisierung <strong>der</strong> Gefahren und Flugdisziplin<br />
gesteuert wird, ohne dass eine allzu defensive, vorsichtige Einstellung die notwendige<br />
„Aggressiveness“ (Handlungsentschiedenheit) verdrängt.<br />
• Hohe Leistungs- und Flugmotivation, die verbunden ist mit starkem Vertrauen in die<br />
eigene Leistungsfähigkeit und „positivem Denken“.<br />
Die mit <strong>der</strong> Auswahl des fliegenden Personals befassten Flugpsychologen, Offiziere und<br />
Flugsimulatorlehrer sollten die unterschiedlichen fliegerischen Anfor<strong>der</strong>ungen natürlich gut<br />
kennen und in <strong>der</strong> Lage sein, die beim Flugschüler zu beobachtenden Leistungen und Verhaltensweisen<br />
auf diese Anfor<strong>der</strong>ungen zu beziehen. Vor allem müssen sie die Lernfähigkeit<br />
und die psychische Belastbarkeit zuverlässig beurteilen können. Die Zuverlässigkeit dieser<br />
Beurteilung hängt nicht zuletzt davon ab, ob die Auswahlmaßstäbe, d.h. die bei Tests und<br />
Checks gefor<strong>der</strong>ten Mindestleistungen, immer wie<strong>der</strong> auch durch korrelationsstatistische<br />
Untersuchungen überprüft werden. Die prognostische Güte des deutschen Auswahlverfahrens<br />
(gemessen an Leistungskriterien <strong>der</strong> fliegerischen Ausbildung) kann <strong>der</strong>zeit noch nicht<br />
bewertet werden. Es ist aber zu vermuten, dass sich die Kombination aus Eignungsfeststellung<br />
und intensiver theoretischer bzw. fliegerischer Vorbereitung günstig auf das Abschneiden<br />
in <strong>der</strong> fliegerischen Grund- und Fortgeschrittenenausbildung auswirkt. Dazu liegen Erfahrungen<br />
an<strong>der</strong>er NATO-Staaten vor, die ihre Flugschüler im gemeinsamen EURO-NATO<br />
Joint Jet Pilot Training ausbilden.<br />
Das Ausleseverhältnis (Prozentverhältnis <strong>der</strong> Ausgelesenen zu den als „ungeeignet“ o<strong>der</strong><br />
„untauglich“ Zurückgewiesen) liegt gegenwärtig bei etwa 20 : 80, sämtliche Auswahlstationen,<br />
einschließlich ärztliche Untersuchung auf WFV, zusammengenommen.<br />
Die Ablösequoten in <strong>der</strong> fliegerischen Ausbildung halten sich seit 1996 unter 10% - wenn<br />
man von gelegentlichen, meist kurzzeitigen Erhöhungen absieht, die durch zunächst nicht<br />
kontrollierbare Einflussfaktoren entstehen (z.B. Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ausbildungsbedingungen).<br />
Die Gründe für fliegerisches Versagen in <strong>der</strong> Grund- und Fortgeschrittenenausbildung<br />
liegen vorwiegend in mäßiger emotionaler Belastbarkeit, geringem Selbstvertrauen und<br />
mangeln<strong>der</strong> Autonomie im Entscheiden und Handeln. Einige wenige Flugschüler werden<br />
<strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Flugmedizin</strong> Kap. 17 – Kurzer Abriss <strong>der</strong> Flugpsychologie 17-239