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Kompendium der Flugmedizin - Luftwaffe

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und Kranken kann nur dann so effizient wie möglich durchgeführt werden, wenn die medizinisch-technischen<br />

Voraussetzungen gegeben sind und das begleitende sanitätsdienstliche<br />

Personal entsprechend ausgebildet ist. Dazu gehören grundlegende Kenntnisse vom Fliegen,<br />

von <strong>Flugmedizin</strong> und Flugphysiologie, aber auch die klinisch-technische Expertise in<br />

Notfall- und Intensivmedizin.<br />

Das begleitende sanitätsdienstliche Personal ist Teil <strong>der</strong> Besatzung (Additional Crew Member<br />

- ACM) und muss auf die Beson<strong>der</strong>heiten und Rettungseinrichtungen des Luftfahrzeuges<br />

eingewiesen sein.<br />

Der immense logistische und finanzielle Aufwand für solch ein AE-System kann nur dadurch<br />

gerechtfertigt werden, dass auch die medizinische Versorgung während des Fluges dem<br />

Standard <strong>der</strong> medizinischen Versorgung zu hause entspricht.<br />

In diesem Zusammenhang sind jedoch die physikalischen und physiologischen Faktoren, die<br />

während eines Fluges auf die Patienten, das medizinische Team und auf die Ausrüstung<br />

wirken, von beson<strong>der</strong>er Bedeutung:<br />

21.3.1 Abnahme des Luftdruckes<br />

Der Luftdruck in einer Flugzeugkabine sinkt je nach Flugzeugmuster und Flughöhe bis zu ca.<br />

560 mm Hg (8000 ft bzw. 2400 m). Nach dem Gesetz von Boyle-Mariotte dehnen sich trockene<br />

Gase dabei um den Faktor 1,35 aus, feuchte Gase um den Faktor 1,39. Überall, wo<br />

im Körper eines Patienten Lufteinschlüsse nachzuweisen o<strong>der</strong> zu vermuten sind, ist dieser<br />

Gasausdehnung Rechnung zu tragen:<br />

• Luft in <strong>der</strong> Nasenebenhöhlen und im Mittelohr – abschwellende Nasentropfen; Patienten<br />

im Sinkflug wecken; bei bewusstlosen Patienten ggfs Parazentese<br />

• Lufteinschlüsse nach Operationen (Schädel, Augen, Thorax, Abdomen) – ausreichende<br />

Drainagen, Magensonde, Darmrohr, Thoraxdrainagen offen o<strong>der</strong> mit Ventil<br />

• Infektionen durch gasbildende Bakterien (Gasbrand) – Entlastungsschnitte, Analgetika<br />

Die Gasausdehung beeinflusst aber auch medizinisches Gerät:<br />

• Im Tubuscuff steigt <strong>der</strong> Druck– Cuffdruckmesser!<br />

• Vakuummatratzen werden weich.<br />

• In pneumatischen Schienen steigt <strong>der</strong> Druck und gefährdet die Perfusion <strong>der</strong> Extremität.<br />

• Infusionen aus Glasflaschen und ohne ausreichende Belüftung werden zu Druckinfusionen.<br />

Leidet <strong>der</strong> zu transportierende Patient an einer Dekompressionskrankheit, kann durch den<br />

weiter abfallenden Luftdruck die Symptomatik verschlimmert werden. Solche Patienten sollten<br />

deshalb zumindest in <strong>der</strong> Ausgangsplatzhöhe transportiert werden.<br />

21.3.2 Abnahme des O2-Partialdruckes<br />

Mit <strong>der</strong> Abnahme des Luftdruckes kommt es nach dem Gesetz von Dalton auch zu einer<br />

Abnahme des O2-Partialdruckes von 160 mmHg in sea level auf 117 mmHg in 8000 ft Höhe.<br />

Diese Verringerung des O2-Partialdruckes ist für einen gesunden Passagier sicher unerheblich;<br />

ein Patient mit einer Störung <strong>der</strong> Ventilation, des Gasaustausches und/o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Perfusion<br />

(z.B. Asthma, chron. Bronchitis, KHK, Anämie), <strong>der</strong> unter normalen Bedingungen gerade<br />

noch kompensiert ist, kann durch das verringerte Sauerstoffangebot dekompensieren.<br />

Darüberhinaus muss sich je<strong>der</strong> Intensivmediziner darüber im Klaren sein, dass aufgrund des<br />

niedrigeren Luftdruckes eine Beatmung mit 100 % O2 in einer Höhe von 8000 ft nur noch<br />

einer Beatmung mit ca. 75 % O2 in Sea level entspricht. An<strong>der</strong>erseits kann er natürlich in<br />

dieser Höhe aus einer Sauerstofflasche rund 30 % „mehr“ Gas entnehmen.<br />

<strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Flugmedizin</strong> Kap. 21 – Aeromedical Evacuation 21-313

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