Kompendium der Flugmedizin - Luftwaffe
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Einfluss <strong>der</strong> Tageszeit zu minimieren, um auf <strong>der</strong> sicheren Seite zu bleiben. Über das<br />
Schlafverhalten bei Schichtarbeitern ist bekannt, dass, jeweils im Mittel, vor <strong>der</strong> Frühschicht<br />
7,5 Stunden, nach <strong>der</strong> Spätschicht 9,5 Stunden und nach <strong>der</strong> Nachtschicht nur etwa 4- 6<br />
Stunden geschlafen wird. In diesem Zusammenhang ist zu erinnern, dass das natürliche<br />
Schlafbedürfnis individuell nicht unbeträchtlich variiert und auch vom Lebensalter abhängt.<br />
Die Schlafzeitverkürzungen nach <strong>der</strong> Nachtschicht erklären sich aus <strong>der</strong> Verschiebung des<br />
Schlafes in die rhythmus-physiologisch ungünstige Tagzeit und aus Störungen durch die<br />
aktive Umwelt (Lärm). Dass durch diese unphysiologischen Belastungen im Nachtbetrieb<br />
Störungen auftreten können, wie Appetitlosigkeit (bei ca. 40 % <strong>der</strong> Dauernachtschichtarbeiter)<br />
o<strong>der</strong> Magen-Darm-Beschwerden (bei 50 %), ist ein sozial zu berücksichtigendes<br />
Faktum. Hierbei kommt den Frauen <strong>der</strong> betroffenen Arbeiter eine wesentliche<br />
Aufgabe zu, das Leben <strong>der</strong> Familie darauf insgesamt abstimmen zu helfen (Planung von<br />
Mahlzeiten und Freizeit). Jedoch zeigte eine Mortalitätsstudie bei 1578 Todesfällen unter<br />
8603 Personen über einen Zeitraum von 13 Jahren keine Häufigkeitsunterschiede zwischen<br />
Schicht- und Nichtschichtarbeitern (Rutenfranz et al.).<br />
Ein erhöhtes Erkrankungsrisiko lässt sich wenigstens vermin<strong>der</strong>n, wenn nicht vermeiden,<br />
wenn man Schichtarbeit liberal handhabt, medizinische Ausschlusskriterien berücksichtigt,<br />
wie z.B. Magenerkrankungen, Diabetes, schlechte Schlafbedingungen, und Überwachungsuntersuchungen<br />
durchführt.<br />
Zur Nachtschicht ist abschließend noch generell zu bemerken:<br />
• Schlafstörungen kann man nicht mit Geld kompensieren, son<strong>der</strong>n nur damit, dass man<br />
schallgeschützte Räume zum Schlafen anbietet.<br />
• Störungen sozialer Kontaktmöglichkeiten sind durch mehr freie Wochenenden und durch<br />
mehr Urlaub auszugleichen.<br />
• Eingestreute Nachtschichten werden weit besser vertragen, als viele hintereinan<strong>der</strong>. Dabei<br />
sollte je<strong>der</strong> Nachtschicht eine arbeitsfreie Zeit von 24 Stunden folgen.<br />
• Die Länge einer Schicht sollte von <strong>der</strong> Arbeitsschwere abhängig gemacht werden.<br />
• Auch bei kontinuierlicher Schichtarbeit sollten möglichst viele freie Wochenenden mit zwei<br />
zusammenhängenden Freischichten vorgesehen werden.<br />
14.3 Zeitverschiebung und Desynchronisation<br />
14.3.1 Transmeridiane Flüge - Jet Lag<br />
Während im vorigen Kapitel die Probleme <strong>der</strong> Schichtarbeit in <strong>der</strong> Industrie umrissen worden<br />
sind, kann man bei transmeridian verlaufenden Flügen von einer Erweiterung dieser Problematik<br />
sprechen, denn bei Flügen in alle Welt handelt es sich ebenfalls um Schichtarbeit, ja<br />
bei 50 % <strong>der</strong> kommerziellen Flüge handelt es sich um Nachtflüge, also um Nachtarbeit, bei<br />
<strong>der</strong> - im Vergleich zur Industriearbeit - die Folgen <strong>der</strong> Ortszeitverschiebung dann hinzukommen,<br />
wenn Meridiane nach Osten o<strong>der</strong> nach Westen hin überflogen werden. Wie bereits<br />
ausgeführt, passen sich die vitalen Äußerungen des menschlichen Organismus <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Ortszeit an. Dieses Anpassungsbestreben ist also eine biologische Grundeigenschaft,<br />
die sofort einsetzt und die Wirkung einer jeden Desynchronisation aufzuheben versucht (Resynchronisation).<br />
In dem Beispiel <strong>der</strong> genügend langsamen Ortszeitverän<strong>der</strong>ung während<br />
einer Schiffsreise (14.2.2) gelingt dies mühelos und vollständig mit <strong>der</strong> Zeitverän<strong>der</strong>ung. Bei<br />
raschem Ortszeitwechsel mit Meridianüberschreitung aber, beispielsweise durch Transatlantikflüge,<br />
wirkt sich die Desynchronisation mehr o<strong>der</strong> weniger lange nachweisbar aus. So ist<br />
die 6-stündige Zeitverschiebung nach einem Flug von Köln nach Washington D.C. (o<strong>der</strong> um-<br />
14-214 <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Flugmedizin</strong> Kap. 14 – Biologische Rhythmen, Zeitverschiebung und Ermüdung