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Kompendium der Flugmedizin - Luftwaffe

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gebnis transparent machen. Im Falle <strong>der</strong> Ablehnung hat <strong>der</strong> Proband das Recht auf eine<br />

nachvollziehbare Begründung.<br />

18.3.2 Krankheitsbil<strong>der</strong><br />

Die Eigenart des fliegerärztlichen „Patientengutes“ bringt es mit sich, dass die Gewichtung<br />

<strong>der</strong> einzelnen Störungen in <strong>der</strong> gegenständlichen Darstellung völlig an<strong>der</strong>s ist als in einschlägigen<br />

Lehrbüchern.<br />

18.3.2.1 Psychosen<br />

Hinter diesem schwer zu definierenden Begriff verbergen sich traditonellerweise die<br />

schwersten psychischen Störungen. Man unterscheidet, <strong>der</strong> Tradition folgend, im klassischen<br />

Sinne endogene von köperlich begründbaren Psychosen und meint damit klassifikatorisch<br />

Zustands- und Verlaufseinheiten, die mit schweren Störungen des Denkens, <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

und <strong>der</strong> Affektivität einhergehen und oft in einen Defekt münden. Die neueren psychiatrischen<br />

Klassifikationssysteme haben den Begriff <strong>der</strong> Psychose fallengelassen. Er ist<br />

gleichsam von großer praktischer Bedeutung und wird wegen seiner weiten Verbreitung (und<br />

dem allgemeinen psychiatrischen Konsens darüber, was unter einer Psychose zu verstehen<br />

ist) hier weiter benutzt.<br />

Schizophrene Psychosen<br />

Man unterscheidet die schizophrene Grundstörung (Störung des Denkens, des Affektes, des<br />

Antriebs, Autismus) von den produktiven Symptomen (Wahnbildung und Sinnestäuschung).<br />

Es besteht breiter internationaler Konsens darüber, dass Schizophrene grundsätzlich fliegeruntauglich<br />

sind und Ausnahmen nicht gemacht werden („non waiverable condition“). Interessanterweise<br />

kommen Schizophrenien in <strong>der</strong> fliegerärztlichen Praxis weit seltener vor, als<br />

dies nach <strong>der</strong> Häufigkeit <strong>der</strong> Erkrankung (Erkrankungswahrscheinlichkeit von knapp 1 % in<br />

<strong>der</strong> Durchschnittsbevölkerung) eigentlich zu erwarten wäre.<br />

Dazu passt, dass Schizophreniekranke auch in <strong>der</strong> Verkehrsdelinquenz entgegen weit verbreiteten<br />

Vorstellungen ebenfalls nur selten in Erscheinung treten. Die Unfallbelastung von<br />

Psychotikern ist 5mal niedriger als die von persönlichkeitsgestörten Menschen (s. u.).<br />

Affektive Psychosen<br />

Die affektiven Psychosen sind durch das Auftreten unmotivierter, krankhafter Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Stimmungslage (Depression, Manie), einem im Regelfall mehrmonatigen phasischen<br />

Spontanverlauf sowie die fast stets auch ohne Behandlung eintretende Vollremission gekennzeichnet.<br />

Man unterscheidet den monopolar-zyklischen vom bipolar-zyklischen Verlaufstyp.<br />

Depression<br />

Leitsymptome sind die unmotivierte Traurigkeit, die zunehmende Gehemmtheit aller seelischen<br />

Abläufe, die Erschwernis des Denkens sowie Selbstentwertungstendenzen. Wahnhafte<br />

Ausgestaltungen können hinzukommen. Die Tagesrhythmik ist verän<strong>der</strong>t, oft kommt es zu<br />

einer körperlichen Begleitsymptomatik. Die Suizidrate liegt bei etwa 15 %; beson<strong>der</strong>s zu<br />

fürchten ist <strong>der</strong> erweiterte Suizid. Piloten mit endogener Depression sind deshalb grundsätzlich<br />

untauglich. Ausnahmen sind nur nach <strong>der</strong> ersten Episode bei voller Remission denkbar,<br />

wenn die Umstände keine Rezidive erwarten lassen und eine Psychopharmakotherapie nicht<br />

notwendig ist.<br />

Manie<br />

Die Manie ist <strong>der</strong> Gegenpol zur Depression. Die Stimmungslage ist gehoben, <strong>der</strong> Antrieb<br />

gesteigert, <strong>der</strong> Gedankenzustrom vermehrt, <strong>der</strong> Patient überschätzt sich selbst kritiklos. Oft<br />

zusätzlich sexuelle Enthemmung. Die Symptomatik führt regelhaft zu erheblich störenden,<br />

<strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Flugmedizin</strong> Kap. 18 – Neurologische und Psychiatrische Aspekte <strong>der</strong> <strong>Flugmedizin</strong> 18-261

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