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Kompendium der Flugmedizin - Luftwaffe

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4. bei anhaltendem Auftreten von Luftkrankheitssymptomen, bei psychosomatischen Störungen,<br />

Psychoneurosen, Zustandsbil<strong>der</strong>n des „Abgeflogenseins“, Verhaltensauffälligkeiten,<br />

beson<strong>der</strong>en sozialen (dienstlichen und außerdienstlichen) Konfliktsituationen;<br />

5. bei Verdacht auf Alkohol- und/o<strong>der</strong> Drogenmissbrauch;<br />

6. nach Schädel-Hirnverletzungen und an<strong>der</strong>en cerebralen Affektionen (Nr. 335);<br />

7. bei fraglicher Eignung zur Führung und Bedienung von bestimmten Luftfahrzeugen;<br />

8. für Luftfahrzeugführer, die aus psychologischen o<strong>der</strong> fliegerischen Gründen von <strong>der</strong> Flugausbildung<br />

abgelöst werden und weiter- bzw. umgeschult werden sollen;<br />

9. vor Wechsel eines ausgebildeten Luftfahrzeugführers auf ein ein- o<strong>der</strong> zweisitziges<br />

strahlgetriebenes Luftfahrzeug, wenn er bisher auf Propellerflugzeugen o<strong>der</strong> Hubschraubern<br />

eingesetzt war.<br />

In denjenigen Fällen, in denen ein ärztliches Endurteil den künftigen WFV-Status bestimmt<br />

(praktisch alle genannten Fallkategorien außer Ziffer 8) geben die Psychologen nach Abschluss<br />

ihrer Untersuchung ein Fachurteil ab, das in die Entscheidungsfindung eingeht.<br />

Seit 1962, also in einem Zeitraum von fast 40 Jahren, wurden rund 3500 flugpsychologische<br />

Untersuchungen durchgeführt. Bei den rein klinisch-psychologischen Fragestellungen (60 %<br />

aller Fälle) dominieren mit nahezu gleichen Anteilen die Untersuchungsanlässe „Flugunfall/Luftzwischenfall“,<br />

„Flugangst/Motivationsverlust“, „Psychovegatative Syndrome“ (speziell<br />

die sog. Erschöpfungsdepression, in Fliegerkreisen auch „Abgeflogensein“ genannt) sowie<br />

„Auffälligkeiten im fliegerischen Leistungsverhalten“. Aufgrund des psychologischen Fachurteils<br />

verloren 16 % <strong>der</strong> Untersuchten die Wehrfliegerverwendungsfähigkeit.<br />

Art und Genese von Leistungsdefiziten, Anpassungsstörungen und psychosomatischen Erkrankungen<br />

bestimmen die Möglichkeiten einer psychotherapeutischen Behandlung mit dem<br />

Ziel <strong>der</strong> fliegerischen Rehabilitation. Da die Erneuerung von Fluglizenzen nach längeren<br />

Flugpausen zeit- und kostenaufwendig ist, verbieten sich diese psychotherapeutischen Bemühungen<br />

jedoch dann von selbst, wenn die Intervention einschließlich des fliegerischen<br />

Wie<strong>der</strong>auffrischungstrainings einen Zeitraum von 3 Monaten überschreiten würde. Eine weitere<br />

Schwierigkeit bei <strong>der</strong> Rehabilitation verhaltensgestörter o<strong>der</strong> psychosomatisch erkrankter<br />

Flieger liegt darin, dass externe Therapeuten nicht über die erfor<strong>der</strong>liche Milieukenntnis<br />

verfügen und/o<strong>der</strong> aus Sicherheitsgründen nicht konsultiert werden können. Die Flugpsychologen<br />

des FlMedInstLw begannen daher im Jahr 1973, bei bestimmter Indikation im eigenen<br />

Haus zu therapieren. Nach ihrer Auffassung ist die Durchführung einer Psychotherapie allerdings<br />

nur dann gerechtfertigt,<br />

• wenn die fliegerischen Leistungen des Patienten vor Beginn <strong>der</strong> Störung über dem<br />

Durchschnitt lagen, also von einem großen Fundus von Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

auszugehen ist,<br />

• wenn die Flugmotivation ungebrochen zu sein scheint,<br />

• wenn die notwendige Einsichtsfähigkeit auf Seiten des Patienten vorhanden und <strong>der</strong><br />

Wille zur Mitarbeit bei <strong>der</strong> Bewältigung von Problemen stark ausgeprägt ist,<br />

• wenn eine Störung vorliegt, die in dem zur Verfügung stehenden Zeitraum durch gesprächs-<br />

und verhaltenstherapeutische Maßnahmen behebbar zu sein verspricht.<br />

Im Zeitraum von 1973 bis 1979 wurden von <strong>der</strong> Abteilung VI 24 Piloten mit Flugphobien o<strong>der</strong><br />

generalisierter Flugangst („Fear of Flying“) behandelt. In 15 Fällen konnte völlige Symptomfreiheit<br />

erzielt werden, 13 Piloten nahmen ihre frühere Tätigkeit wie<strong>der</strong> auf (ohne rückfällig zu<br />

werden), und nur ein einziger Flugzeugführer erlitt im Anschluss an ein neues Trauma (Luft-<br />

<strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Flugmedizin</strong> Kap. 17 – Kurzer Abriss <strong>der</strong> Flugpsychologie 17-241

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