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Kompendium der Flugmedizin - Luftwaffe

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und es kommt zum Eindruck von Drehbewegungen, die in Wirklichkeit nicht vorhanden sind.<br />

Ausgeprägte Drehbewegungen des Kopfes zur Beobachtung des Luftraums bei Kurvenflügen<br />

können den gleichen Effekt hervorrufen.<br />

Das Gefühl besteht aus dem überwältigenden Eindruck einer Rollbewegung, verbunden mit<br />

starkem „Steigen“ o<strong>der</strong> „Fallen“ (tumbling). Unter dem Eindruck dieser Sinnestäuschung ist<br />

es beson<strong>der</strong>s wichtig, Fluglagekorrekturen ausschließlich nach den Fluginstrumenten vorzunehmen,<br />

außerdem sind abrupte Kopfbewegungen bei Kurvenflügen nach Möglichkeit zu<br />

vermeiden.<br />

lllusion des Steigens o<strong>der</strong> Sinkens (Somatogravic lllusion)<br />

Die lllusion des Steigens entsteht bei einer positiven linearen Beschleunigung des Flugzeugs,<br />

wie z.B. beim Startvorgang o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschwindigkeitsaufnahme während des Geradeausflugs.<br />

Sie wird verursacht durch eine auf dem Gesetz <strong>der</strong> Trägheit beruhenden Scherung<br />

<strong>der</strong> Otolithen auf <strong>der</strong> Otolithenmembran. Der Flugzeugführer hat nun den Eindruck,<br />

dass sein Kopf nach hinten geneigt ist wie beim Steigflug. Abb. 9.14 zeigt den Verlauf des<br />

Flugweges während eines Durchstartverfahrens. Der Flugzeugführer setzt in diesem Falle<br />

die von den Otolithen erhaltenen Informationen ohne weiteren cross-check in eine Steuerbewegung<br />

um und steuert somit das Flugzeug „in den Boden“.<br />

Abb. 9.14: Die Illusion des Steigfluges beim Durchstartverfahren<br />

Diese lllusion entsteht überwiegend unter Instrumentenflugwetterbedingungen und beim<br />

Nachtflug. Sobald optische Reize außerhalb des Flugzeugs für die Beurteilung <strong>der</strong> Fluglage<br />

genutzt werden können, wird <strong>der</strong> falsche Eindruck über das Auge sofort korrigiert.<br />

Die lllusion des Sinkens entsteht bei einer negativen Beschleunigung des Flugzeugs, wie<br />

z.B. beim Ausfahren <strong>der</strong> Sturzflugbremsen.<br />

Dies führt zu einer Bewegung <strong>der</strong> Otolithen auf <strong>der</strong> Otolithenmembran nach vorn, was einer<br />

Senkung des Kopfes gleichkommt. Der Flugzeugführer hat jedoch den (falschen) Eindruck,<br />

dass sich die Flugzeugnase nach unten bewegt. Werden optische Informationsquellen für die<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Fluglage nicht genutzt, wird eine Bewegung des Steuerknüppels nach hinten<br />

die Konsequenz sein. Beide lllusionen werden durch die Eingaben des Muskel-, Druck- und<br />

Tastsinns verstärkt, wie aus Abb. 9.15 hervorgeht.<br />

<strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Flugmedizin</strong> Kap. 9 - Räumliche Orientierung und Desorientierung 9-147

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