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Kompendium der Flugmedizin - Luftwaffe

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Abb.14.2: Beispiele für Tagesgänge verschiedener<br />

Funktionsgrößen bei Bettruhe und gleichmäßig<br />

verteilter Nahrungsaufnahme<br />

Diese Gegenläufigkeit <strong>der</strong> Hauttemperatur<br />

passt jedoch sehr wohl in das eingangs<br />

genannte Bild gemeinsamer Funktionstendenzen,<br />

beruht doch das nächtliche<br />

Absinken <strong>der</strong> Rektaltemperatur weit<br />

weniger auf <strong>der</strong> Drosselung des Grundumsatzes<br />

als auf <strong>der</strong> vorwiegend akralen<br />

Wärmeabgabe an die Umgebung, bzw.<br />

ihr Wie<strong>der</strong>anstieg am Vormittag auf <strong>der</strong>en<br />

Drosselung.<br />

14.2.2 Beeinflussbarkeit <strong>der</strong><br />

Rhythmen<br />

Es ist die individuelle Erfahrung eines jeden<br />

einzelnen, dass <strong>der</strong> Mensch, wenn er<br />

seinem inneren Wunsch nach Wohlbefinden<br />

folgt, seine Aktivitäten in die Tagesstunden<br />

legt, wenn es auch den noch zu<br />

erläuternden Unterschied zwischen Morgen-<br />

und Abendtyp gibt. Der entwicklungsgeschichtlich<br />

entscheidende Grund<br />

dafür ist, dass er nachts bei weitem nicht<br />

so gut sehen kann wie am Tage (im Gegensatz<br />

zum nachtaktiven Tier) und des-<br />

halb diese Zeit besser zur Erholung nutzt. Die mo<strong>der</strong>ne Welt, die sich <strong>der</strong> Mensch geschaffen<br />

hat, erlaubt es aber leicht, ja for<strong>der</strong>t es in vielen Bereichen, dass diese natürlichen Gegebenheiten<br />

„auf den Kopf gestellt“ werden. Die Arbeit wird zur Schichtarbeit, es werden<br />

Nachtschichten verlangt und Erholungszeiten am hellen Tag aufgezwungen. Die Untersuchungen<br />

über die Auswirkungen, beson<strong>der</strong>s hinsichtlich gesundheitIicher Langzeitbeeinträchtigungen,<br />

sind noch bei weitem nicht abgeschlossen. Abb. 14.3 zeigt dazu rhythmologische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen am Beispiel <strong>der</strong> Rektaltemperatur (Abweichung vom 24-Stunden-Mittel)<br />

nach länger durchgeführter Nachtschicht und nach Erholung davon. Die deutlichen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

haben sich allmählich eingestellt und lassen im oberen Beispiel als wichtigstes Anpassungsmerkmal<br />

an die Nachtaktivität eine Phasenverschiebung um 180 ° (entsprechend<br />

ca. 12 Stunden) erkennen. Dazu kommt eine Amplitudenabflachung, die geeignet ist, die<br />

Diskrepanz zwischen Aktivitätsverhalten und vegetativer Einstellung abzuschwächen. Im<br />

mittleren Verlauf war die Reaktion auf Nachtarbeit nur eine Phasenverschiebung von etwa<br />

90 ° (o<strong>der</strong> etwa 6 Stunden). Man könnte sie unvollständig nennen. Im Weiteren ist hier - wie<br />

im Beispiel des unteren Kurvenpaares - die Amplitude nach Nachtdienst erhöht, ein Ausdruck<br />

<strong>der</strong> Reagibilität des sich anpassen wollenden Systems. Dazu kommt als weitere Reaktionsmöglichkeit<br />

im unteren Beispiel eine Verdopplung <strong>der</strong> Frequenz, also ein „Umschalten“<br />

von <strong>der</strong> circadianen 24-Stunden-Periodik auf eine 12-stündige, eine sog. Frequenzmultiplikation.<br />

Auch 6- o<strong>der</strong> 8-stündige Perioden können als Umstellungsreaktionen beobachtet werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> „Störanfälligkeit“ des Menschen auf Belastungen durch Nachtarbeit<br />

hat man gefunden, dass Abend- und Morgentypen unterschiedlich reagieren. - Diese beiden<br />

Typen sowie <strong>der</strong> weit häufigere Übergangstyp lassen sich anhand eines Fragebogens ermitteln.<br />

Zur oben besprochenen Amplitudenabflachung haben danach die Abendtypen die deutlichere<br />

Fähigkeit, während die Morgentypen eher mit einem Aufschwingen <strong>der</strong> Amplitude und<br />

<strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Flugmedizin</strong> Kap. 14 – Biologische Rhythmen, Zeitverschiebung und Ermüdung 14-207

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