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Gewaltbericht - Kurzfassung - BMWA

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Neben Stress zählen Krisen und Belastungen in der<br />

Familie zu den Risikofaktoren für Gewalt an Kindern.<br />

Dabei kann es sich um Stress handeln, der von den<br />

Kindern verursacht wird, oder um persönlichen,<br />

finanziellen und beruflichen Stress.<br />

Im Allgemeinen sind jüngere Kinder unter diesen<br />

Voraussetzungen mehr von Gewalt betroffen als<br />

ältere. Sie beanspruchen die Eltern, vor allem die<br />

Mutter, stärker, was wiederum zu mehr Stress führen<br />

kann.<br />

Soziale Faktoren<br />

Einige WissenschafterInnen gehen davon aus, dass<br />

das innerfamiliäre Gewaltpotenzial durch spezifische,<br />

meist ungünstige gesellschaftliche Rahmenbedingungen,<br />

die Familien sowie einzelne Familienmitglieder<br />

belasten, erhöht wird. Dazu zählen<br />

Stressfaktoren wie Armut, beengte Wohnverhältnisse,<br />

Arbeitslosigkeit, Isolation oder<br />

Umweltbelastungen wie Lärm, Luftverschmutzung,<br />

räumliche Dichte und Beengtheit sowie<br />

soziale Normen und Werte und<br />

die Akzeptanz des Ausmaßes von Gewalt als<br />

Mittel zur Konfliktaustragung.<br />

Studien, die sich mit den oben aufgezählten<br />

Belastungsfaktoren beschäftigt haben, bewerten die<br />

Bedeutung der einzelnen Faktoren unterschiedlich.<br />

Neuere Untersuchungsergebnisse weisen darauf hin,<br />

dass die sozialen Faktoren alleine keine ausreichende<br />

Erklärung für Gewalt bieten können. Nach diesen<br />

Erkenntnissen müssen auch die personen- und<br />

familienzentrierten Faktoren berücksichtigt werden.<br />

Verbunden mit ungünstigen gesellschaftlichen<br />

Strukturbedingungen ist die Gefahr der sozialen<br />

Isolation, ein Problem, das gerade in Krisensituationen<br />

Stress verstärkt. Soziale Isolation scheint vor<br />

allem bei der Vernachlässigung von Kindern eine<br />

große Rolle zu spielen. Es hat sich jedoch gezeigt,<br />

dass das bloße Vorhandensein von informellen<br />

(Familie, FreundInnen) und professionellen Unterstützungssystemen<br />

(Behörden und Sozialeinrichtungen)<br />

nicht ausreicht, um die Gefahr der<br />

sozialen Isolation abzuwenden – entscheidend ist<br />

die Qualität der Unterstützung.<br />

Ähnlich dem feministischen Ansatz lässt sich Gewalt<br />

gegen Kinder auch mit den modernen kapitalistischen<br />

Gesellschaften innewohnenden strukturellen<br />

Faktoren erklären. Die Familie ist demnach durch<br />

ihre hierarchische Struktur und Ungleichverteilung<br />

von Macht und Ressourcen ein Abbild der strukturellen<br />

Gewalt in der Gesellschaft. Kinder sind vergleichsweise<br />

machtlos, benachteiligt und vor<br />

14<br />

körperlichen Übergriffen wenig geschützt. Im<br />

Zusammen- hang damit steht auch die Akzeptanz<br />

von Gewalt. Im Mittelpunkt dieses Ansatzes stehen<br />

daher nicht Motive der TäterInnen, sondern die<br />

gesellschaftlichen Voraussetzungen, die ein<br />

gewisses Maß an Gewaltanwendung in zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen tolerieren.<br />

Integrative Ansätze<br />

Aus der Erkenntnis, dass keine der biologischen,<br />

psychologischen oder soziologischen Theorien eine<br />

ausreichende Basis für die Erklärung von Gewalt<br />

liefern konnte, entstanden die so genannten<br />

„integrativen Ansätze“. Sie beziehen ein breites<br />

Spektrum möglicher Auslöser und Risikofaktoren ein.<br />

Ein Beispiel hierfür ist ein Erklärungsmodell, das<br />

Gewalt an Kindern als ethno-psychologische<br />

Störung definiert. Es integriert die historische,<br />

soziologische, psychologische sowie psychoanalytische<br />

Dimension von Gewalt und stellt Gewalt<br />

an Kindern in einen umfassenden gesellschaftlichen<br />

Zusammenhang. Zu den Faktoren zählen:<br />

Gesellschaftliche Strukturprobleme (Entfremdung,<br />

Konkurrenz und Isolierung bei gleichzeitigem Verlust<br />

von verwandtschaftlichen und nachbarschaftlichen<br />

Beziehungen in kapitalistischen<br />

Produktionsverhältnissen).<br />

Eltern-Kind-Beziehungen basieren auf einer autoritären<br />

Erziehungstradition und sind geprägt von<br />

gesellschaftlichen Abhängigkeits- und Unterdrückungsverhältnissen.<br />

Die Anforderungen an die Familie in punkto<br />

Kindererziehung haben enorm zugenommen, die<br />

Chancen, die Aufgaben zu bewältigen, jedoch<br />

abgenommen.<br />

Eltern, die die Beziehung zur eigenen Mutter als<br />

wenig liebevoll erfahren haben, können in Krisensituation<br />

dazu neigen, Gewalt als Konfliktlösungsmöglichkeit<br />

einzusetzen.<br />

Ein weiterer integrativer Erklärungsansatz unterstreicht<br />

die wechselseitige Beeinflussung von<br />

Menschen und ihrer Umwelt. Kernaussage ist, dass<br />

Gewalt an Kindern kein familieninternes Problem,<br />

sondern Indiz für einen Mangel an Ressourcen ist.<br />

3. 2. 2. Psychische Gewalt an Kindern<br />

Es liegen kaum wissenschaftliche Arbeiten zum<br />

Thema psychische Gewalt an Kindern vor. Ein<br />

Grund dafür mag sein, dass seelische Verletzungen<br />

nur schwer nachzuweisen sind. Die Grenzen<br />

zwischen gesellschaftlich akzeptiertem Erziehungsverhalten<br />

und psychischer Gewalt sind fließend.<br />

Einer der wenigen verfügbaren Erklärungsansätze

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