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Gewaltbericht - Kurzfassung - BMWA

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4. 2. 2. Statistiken<br />

Die polizeiliche Kriminalstatistik<br />

Die polizeiliche Kriminalstatistik Österreichs ist als<br />

statistische Quelle für strafbare Handlungen im<br />

Bereich Gewalt gegen Frauen im sozialen Nahraum<br />

nur bedingt aussagekräftig. Sie weist körperliche<br />

Gewalt nicht geschlechtsspezifisch aus. Es wäre von<br />

besonderem Interesse, die Zahl der männlichen<br />

Täter jener der weiblichen Opfer gegenüber zu<br />

stellen. Die Kriminalstatistik informiert derzeit auch<br />

nicht über die Beziehung zwischen Täter und Opfer<br />

– eine Voraussetzung, um auf Gewalt gegen Frauen<br />

in Familien oder Partnerschaften schließen zu<br />

können. Körperverletzungsdelikte in Familien und<br />

Partnerschaften müssten gesondert ausgewiesen<br />

werden. (Eine Ausnahme stellen Angaben zum<br />

Delikt Vergewaltigung in der Ehe/Lebensgemeinschaft<br />

dar, bei denen die Opfer-Täter-<br />

Beziehung selbstverständlich deutlich wird.)<br />

Die wichtigsten Tatbestände, unter denen Gewalt<br />

gegen Frauen im sozialen Nahraum angezeigt<br />

werden können sind (siehe auch Kapitel „Nationales<br />

und internationales Recht“):<br />

Körperverletzung<br />

schwere Körperverletzung<br />

fahrlässige Körperverletzung<br />

Körperverletzung mit tödlichem Ausgang<br />

Totschlag<br />

Mord<br />

Nötigung<br />

schwere Nötigung<br />

gefährliche Drohung<br />

Vergewaltigung<br />

geschlechtliche Nötigung<br />

Begehung in Ehe oder Lebensgemeinschaft.<br />

In Zahlen umgesetzt ergibt sich daraus folgendes<br />

Bild in der Kriminalstatistik für die Jahre 1996-1999:<br />

Auszug aus der polizeilichen<br />

Kriminalstatistik 1996-1999<br />

Strafbare<br />

Handlungen<br />

Gegen Leib<br />

und Leben<br />

Gegen die<br />

Sittlichkeit<br />

1996<br />

81.796<br />

3.359<br />

1997<br />

82.479<br />

3.562<br />

Quelle: Bundesministerium für Inneres, 2000<br />

1998<br />

83.557<br />

3.765<br />

1999<br />

85.905<br />

3.450<br />

18<br />

Obwohl die Zahl der Anzeigen seit 1996 kontinuierlich<br />

zugenommen hat, bedeutet dies nicht<br />

unbedingt, dass mehr Gewaltdelikte verübt werden.<br />

Die Ergebnisse qualitativer Studien lassen vielmehr<br />

vermuten, dass die Anzeigebereitschaft der<br />

betroffenen Frauen gestiegen ist.<br />

Vergleicht man die angezeigten Fälle von Vergewaltigung<br />

und geschlechtlicher Nötigung innerund<br />

außerhalb der Ehe oder Lebensgemeinschaft<br />

zeigt sich, dass die Anzeigenbereitschaft der<br />

Ehefrauen in den letzten Jahren deutlich<br />

zugenommen hat.<br />

Jahr<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

Insgesamt<br />

795<br />

737<br />

832<br />

839<br />

826<br />

798<br />

789<br />

805<br />

881<br />

851<br />

Davon in<br />

Ehe/Lebensgemeinschaft<br />

27 (3,4%)<br />

30 (4,1%)<br />

25 (3,0%)<br />

43 (5,1%)<br />

37 (4,5%)<br />

51 (6,4%)<br />

46 (5,8%)<br />

48 (6,0%)<br />

50 (5,7%)<br />

53 (6,2%)<br />

Quelle: Bundesministerium für Justiz, Vervielfältigung, o.J.<br />

Die gerichtliche Kriminalstatistik<br />

Weder die Polizei – noch die Gerichtsstatistik<br />

erfassen das Täter-Opfer-Verhältnis nach<br />

Geschlecht. Über die Geschlechterverteilung geben<br />

allerdings qualitative Analysen der Polizei- und<br />

Gerichtsakten sowie teilnehmende Beobachtungen<br />

bei Gerichtsverhandlungen Aufschluss. Bei einer<br />

Gerichtsaktenanalyse aus dem Jahr 1991 wurde<br />

festgestellt, dass:<br />

etwa 70% aller Fälle geschiedene oder getrennt<br />

lebende Paare betroffen haben,<br />

fast ausschließlich Fälle körperlicher Gewalt<br />

sanktioniert wurden,<br />

sozioökonomische Umstände wie Arbeitslosigkeit<br />

und geringes Einkommen eine Rolle spielten,<br />

Geld, Eifersucht, Alkohol, die (berufliche) Selbstständigkeit<br />

der Frau oder Scheidung direkte Auslöser<br />

waren.

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