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Gewaltbericht - Kurzfassung - BMWA

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finden auch keine Zuneigung für ihr Opfer. Um es<br />

gefügig zu machen, gebrauchen sie Drohungen<br />

und körperliche Gewalt. Jedes Kind ist ein Objekt<br />

für sie und dient als Sündenbock.<br />

1. 7. Frauen als Täterinnen<br />

Lange Zeit vertrat die Wissenschaft den Standpunkt,<br />

dass sexuelle Gewalt ausschließlich von Männern<br />

ausgeübt wird. In den letzten Jahren wurde jedoch<br />

deutlich, dass auch Frauen Kinder missbrauchen.<br />

In den wenigen und teils widersprüchlichen Untersuchungsergebnissen<br />

liegt die Zahl der Täterinnen<br />

deutlich unter jener der Täter. Die Angaben<br />

schwanken zwischen einem und zwanzig Prozent.<br />

1. 7. 1. Typen von Täterinnen<br />

Alleintäterinnen<br />

In vielen Fällen ist die Täterin die Mutter des Opfers.<br />

Durch ihre Rolle als Versorgerin und Erzieherin des<br />

Kindes ist es für sie leicht, den Missbrauch zu vertuschen.<br />

Es gibt verschiedene Theorien über ihre Motive:<br />

Theorien zur emotionalen Kongruenz: versuchen<br />

die emotionale Motivation für die Straftaten zu<br />

erklären.<br />

Theorien der sexuellen Erregung: setzen sich mit<br />

frühkindlichen sexuellen Erfahrungen der<br />

Täterinnen auseinander.<br />

Blockierungstheorien: basieren auf der These,<br />

dass Menschen in ihrer Fähigkeit blockiert sind,<br />

sexuelle und emotionale Bedürfnisse in<br />

„normalen“ Beziehungen mit Erwachsenen zu<br />

befriedigen.<br />

Enthemmungstheorien: legen das Augenmerk auf<br />

enthemmende Faktoren wie Drogen-, Medikamenten-<br />

und Alkoholmissbrauch etc.<br />

Frauen als Mittäterinnen<br />

Frauen, die gemeinsam mit ihrem Partner sexuelle<br />

Gewalt ausüben, mangelt es oft an Selbstwertgefühl<br />

und Selbstbewusstsein. Sie sind von ihrem Partner<br />

abhängig und leben in ständiger Angst, von ihm<br />

abgelehnt zu werden.<br />

In einigen Fällen werden sie zu Mittäterinnen,<br />

nachdem sie den Missbrauch des Partners entdeckt<br />

haben. Sie bezichtigen die Kinder der aktiven Beteiligung<br />

und versuchen sich durch den Missbrauch an<br />

ihnen zu rächen.<br />

31<br />

Auch Mütter werden immer wieder als Mittäterinnen<br />

bezeichnet. Ihnen wird vorgeworfen, die betroffenen<br />

Kinder abzulehnen oder sich vom Partner abgewandt<br />

und das Kind damit in die Partnerrolle<br />

gedrängt zu haben. ExpertInnen weisen jedoch<br />

darauf hin, dass solche Vorwürfe den Täter entlasten<br />

und deshalb in vielen Fällen auch von ihm als<br />

Rechtfertigungsstrategien benutzt werden.<br />

Mütter – wissen sie es oder nicht?<br />

Sehr häufig wird die Frage gestellt, ob Mütter<br />

sexuelle Gewalt in der Familie bewusst oder unbewusst<br />

nicht wahrnehmen oder tatsächlich nicht<br />

bemerken können. In der Praxis kommen, wie<br />

ExpertInnen bestätigen, alle drei Möglichkeiten vor.<br />

Warum viele Frauen den Missbrauch nicht bemerken<br />

können, liegt an verschiedenen Gründen:<br />

Der Täter inszeniert den Missbrauch so raffiniert,<br />

dass er auch die Mutter täuschen kann.<br />

Die Mutter bemerkt zwar die Verhaltensänderungen<br />

des Kindes, kann sie aber nicht<br />

deuten, da sie sexuelle Gewalt in der Familie nicht<br />

als Ursache in Erwägung zieht.<br />

Die Mutter ist überlastet und nimmt daher die Signale<br />

des Kindes nicht wahr.<br />

Umgekehrt gibt es eine Reihe von Gründen, warum<br />

Kinder sich nicht an ihre Mütter wenden:<br />

Das Kind schweigt, um die Mutter zu schützen. Es<br />

spürt, dass der sexuelle Missbrauch auch für die<br />

Mutter eine große Demütigung bedeutet und<br />

befürchtet, sie könnte die Wahrheit nicht ertragen.<br />

Mangelnde Sexualaufklärung führt dazu, dass sich<br />

das Kind nicht an die Mutter wenden kann. Ihm<br />

fehlen gewissermaßen die Worte, um sich mitzuteilen.<br />

Das Kind befürchtet einen Familienstreit und hat<br />

Angst davor, dass die Familie auseinander<br />

brechen könnte (dieses Argument verwendet der<br />

Täter häufig als Druckmittel, um das Schweigen<br />

des Opfers zu erzwingen).<br />

Manchmal erlebt das Kind die Mutter als zu streng<br />

und vermeidet es daher, sich ihr anzuvertrauen.<br />

Wird die Mutter im Vergleich zum Vater als sehr<br />

dominant erlebt, kann es sein, dass das Kind den<br />

Vater vor ihr in Schutz nimmt und deshalb<br />

schweigt.<br />

Durch die Manipulation des Täters fühlt sich das<br />

Mädchen als Rivalin der Mutter, was das<br />

Ansprechen des Problems nahezu unmöglich<br />

macht.

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