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Gewaltbericht - Kurzfassung - BMWA

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ein entsprechendes Problembewusstsein entwickelt.<br />

Flächendeckend können Eltern nur über bestehende<br />

Initiativen wie z.B. den Mutter-Kind-Pass erreicht<br />

werden. Vom Bundesministerium für soziale<br />

Sicherheit und Generationen wurde in dem<br />

Zusammenhang das Modellprojekt „Verbesserung<br />

des Mutter-Kind-Passes um die psychosoziale<br />

Dimension“ beauftragt. Die Ergebnisse des Modellprojektes<br />

liegen im Ressort auf.<br />

Auch die Schriftenreihe „Elternbriefe für gewaltlose<br />

Erziehung“, die vom Ministerium herausgegeben<br />

wird und die im Rahmen der Elternbildung<br />

angebotenen Seminare sind als präventive Maßnahmen<br />

konzipiert.<br />

Präventionsmaßnahmen, die sich primär an Eltern<br />

wenden, setzen entweder bei bestimmten Zeitpunkten<br />

oder konkreten Inhalten an:<br />

Pränatale Programme (vor der Geburt):<br />

Hier werden in erster Linie sehr junge Eltern, AlleinerzieherInnen<br />

oder Ersteltern angesprochen. Sie<br />

sollen darin unterstützt werden, die verantwortungsvolle<br />

Aufgabe des Elternwerdens und -seins adäquat<br />

wahrnehmen zu können.<br />

Perinatale Programme (um die Zeit der Geburt):<br />

Hier wird eine enge Kooperation mit Kliniken und<br />

SozialarbeiterInnen angestrebt, da Eltern in der Zeit<br />

um die Geburt oft sehr empfänglich für Hilfsangebote<br />

sind.<br />

Postnatale Programme (nach der Geburt):<br />

Mit diesen Programmen können mögliche Risikofamilien<br />

erfasst und betreut werden. Weiters sind sie<br />

für die Intervention beim Auftreten von Schwierigkeiten<br />

konzipiert worden.<br />

Daneben gibt es altersunabhängige Programme,<br />

die Eltern bei konkreten Problemen, z.B. mit dem<br />

Selbstwertgefühl, der Selbst- und Ärgerkontrolle, der<br />

Partnerschaft oder in der Erziehung unterstützen.<br />

All diese Programme müssen nicht primär auf die<br />

Prävention von Gewalt abzielen. Oft geht es sehr<br />

allgemein um die Erhaltung und Förderung der<br />

psychosozialen Gesundheit der Eltern. Einige<br />

ForscherInnen bemängeln, dass nicht alle Betroffenen,<br />

also z.B. alle werdenden Eltern, erreicht<br />

werden.<br />

3. 1. 3. Zielgruppe Kinder<br />

Die längste Tradition haben Aufklärungs- und<br />

Erziehungsprogramme, die sich direkt an Kinder<br />

wenden. Diese Programme zielen überwiegend auf<br />

37<br />

die vorbeugende Verhinderung von sexueller Gewalt<br />

ab. Von Strategien, die unter dem Begriff „Abschreckungs-<br />

oder Gefahrenpädagogik“ zusammengefasst<br />

sind (z.B. die Warnung vor dem „bösen<br />

Fremden“) ist man mittlerweile abgegangen, weil<br />

die meisten Täter und Täterinnen aus dem nahen<br />

sozialen Umfeld des Kindes stammen, nur selten<br />

Fremde sind;<br />

die Gefahrenpädagogik dem Kind suggeriert, dass<br />

es durch „richtiges“ Verhalten die Gefahr eines<br />

sexuellen Übergriffs abwehren könnte, was nicht<br />

der Realität entspricht;<br />

die Warnungen häufig diffus sind, so dass sie<br />

Kinder eher verunsichern und ängstigen;<br />

kaum Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie sich<br />

das Kind schützen kann.<br />

Das Child Assault Prevention Project (CAPP)<br />

Eines der bekanntesten Präventionsmodelle ist<br />

CAPP. Es wurde 1978 von Women Against Rape in<br />

den USA entwickelt und dient noch heute als Vorbild<br />

für Präventionsprogramme.<br />

CAPP orientiert sich am Konzept des Empowerments,<br />

d.h., es zielt auf eine psychologische<br />

Stärkung der potenziellen Opfer. Idee und Konzept<br />

des Empowerments leiten sich von der feministischen<br />

Frauenbewegung ab. Ausgegangen wird<br />

davon, dass die Ursache von Gewalt an Kindern<br />

Ausdruck ungleicher Machtverhältnisse zwischen<br />

Kindern und Erwachsenen ist. Im Zentrum der<br />

Erziehung steht daher das Motto: safe, strong and<br />

free (sicher, stark und frei). Um das Empowerment<br />

der Kinder zu erreichen und damit der Gefahr des<br />

sexuellen Missbrauchs entgegenzuwirken, werden<br />

ihnen mit Hilfe von Rollenspielen in angeleiteten<br />

Workshops drei so genannte Kernkompetenzen vermittelt,<br />

nämlich:<br />

sag nein,<br />

lauf weg,<br />

sprich darüber.<br />

In den 80er Jahren brach in den USA ein regelrechter<br />

Präventionsboom aus, eine Vielzahl von<br />

Präventionsprogrammen wurde entwickelt, einige<br />

von ihnen national und international verbreitet.<br />

Trotz der mittlerweile mehr als zwanzigjährigen<br />

Geschichte orientieren sich die meisten Präventionsprogramme<br />

nach wie vor an den Prinzipien des<br />

Empowerments.<br />

Zu den Präventionsmöglichkeiten und -medien<br />

zählen heute: Comics, Bücher, Malbücher, Puppen,<br />

Theatervorstellungen, Filme, Rollenspiele, Selbstverteidigungskurse<br />

und computergestützte Präsentationen<br />

für Kinder sowie Ratgeber, Unterrichtsbehelfe<br />

und Unterrichtsvorschläge für PädagogInnen.

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