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Gewaltbericht - Kurzfassung - BMWA

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IV. GEWALT GEGEN MÄNNER<br />

Die meisten Opfer von Gewaltkriminalität sind männlich<br />

– diese Feststellung gilt für Gewalt im<br />

außerhäuslichen Bereich. Im häuslichen Bereich hingegen<br />

ist Gewalt gegen Männer ein Randthema –<br />

sowohl in der Forschung als auch in der öffentlichen<br />

Debatte. Gründe dafür sind:<br />

Während familiäre Gewalt gegen Frauen und<br />

Kinder durch die Aktivitäten der Frauen- und<br />

Kinderschutzbewegung eine große Öffentlichkeit<br />

gefunden hat, haben Männergruppen Gewalt<br />

gegen Männer nie in vergleichbarer Weise<br />

thematisiert und problematisiert.<br />

Darüber hinaus halten eine Reihe von ExpertInnen<br />

familiäre Gewalt gegen Männer für ein Randproblem,<br />

indem sie es in Bezug zur Gewalt gegen<br />

Frauen und Kinder setzen und argumentieren,<br />

dass Männer wesentlich seltener als Frauen und<br />

Kinder Opfer familiärer Übergriffe sind.<br />

Betrachtet man die (Fach)Diskussion über Gewalt<br />

gegen Männer in der Familie, fällt auf, dass sie mitunter<br />

sehr emotional geführt wird. Dies hängt nicht<br />

zuletzt damit zusammen, dass Gewalt gegen<br />

Männer und Gewalt gegen Frauen oftmals gegeneinander<br />

„ausgespielt“ wurde und wird. Bei der<br />

Durchsicht von Forschungsarbeiten entsteht<br />

manchmal sogar der Eindruck, dass es in der Auseinandersetzung<br />

mit dem Problem Gewalt gegen<br />

Männer primär darum geht, nachzuweisen, dass<br />

auch Frauen gewalttätig sind und in einigen Fällen<br />

die Übergriffe initiieren. Diese Tendenz wird sich<br />

auch in den nachfolgend zusammengefassten<br />

Erkenntnissen über Gewalt gegen Männer widerspiegeln.<br />

1. AUSMASS DER GEWALT<br />

Zahlen zum Ausmaß der Gewalt gegen Männer<br />

beruhen entweder auf Befragungen oder auf der<br />

Analyse von Strafanzeigen.<br />

66<br />

1. 1. Ergebnisse aus Direktbefragungen<br />

In einer amerikanischen Untersuchung aus dem<br />

Jahr 1976 wird festgestellt, dass 11,6% der<br />

Frauen und 12,1% der Männer innerhalb des<br />

Jahres vor der Befragung Gewalt gegen ihren<br />

Partner/ihre Partnerin angewendet haben. 47 Diese<br />

annähernd gleich hohen Gewaltraten wurden in<br />

Nachfolgeuntersuchungen bestätigt.<br />

In einer bundesdeutschen Untersuchung aus dem<br />

Jahr 1990 zeigte sich, dass 6% aller befragten<br />

Frauen und 9% der Männer ihre PartnerInnen<br />

bereits einmal geschlagen oder geohrfeigt<br />

hatten. 48<br />

Eine weitere deutsche Untersuchung (1994) stellt<br />

fest, dass vier von zehn Männern und Frauen<br />

bereits von PartnerInnen misshandelt worden sind<br />

und dass jeder dritte Mann und jede vierte Frau<br />

mit PartnerInnen zusammenlebt, die sie/ihn<br />

bereits einmal misshandelt haben. 49<br />

Bei Paaren, die nicht in einem gemeinsamen<br />

Haushalt leben, liegen die erhobenen Gewaltraten<br />

oft deutlich höher – zwischen 30 und 60% der<br />

Männer erfahren Gewalt durch Frauen.<br />

1. 2. Analyse von Strafanzeigen<br />

In einer britischen Untersuchung aus dem Jahr<br />

1983, bei der 3.020 Polizeiakten mit Gewaltdelikten<br />

ausgewertet wurden, zeigte sich, dass in etwas<br />

mehr als 1% der angezeigten Fälle von Gewalt<br />

gegen Männer in der Familie Frauen die Täterinnen<br />

waren. 50<br />

Wie die Auflistung der Ergebnisse deutlich macht,<br />

liegen sehr unterschiedliche Zahlen zum Ausmaß<br />

der Gewalt gegen Männer vor.<br />

Zur Auswertung von Aussagen aus<br />

Direktbefragungen geben ForscherInnen zu<br />

bedenken, dass<br />

Frauen meist eher als Männer bereit sind<br />

zuzugeben, physische Gewalt angewendet zu<br />

haben;<br />

Frauen – im Vergleich zu Männern – ihre Gewalttaten<br />

meist als schwer wiegender einstufen;<br />

47 Vgl. Straus, M. A./Gelles, R. J./Steinmetz, S. K.: Behind Closed Doors. Violence in the American family. Garden City,<br />

New York 1980.<br />

48 Vgl. Wahl, K.: Studien über Gewalt in Familien. München 1990.<br />

49 Vgl. Habermehl, A.: Gewalt in der Familie. Ausmaß und Ursachen körperlicher Gewalt. Hamburg 1994.<br />

50 Vgl. Dobash 1983 zit. nach Gemünden, J.: Gewalt gegen Männer in heterosexuellen Intimpartnerschaften. Marburg 1996.

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