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Gewaltbericht - Kurzfassung - BMWA

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gewaltigungen in der Ehe und in Ehe ähnlichen<br />

Beziehungen können besonders schwere Traumatisierungen<br />

zur Folge haben, da die Vergewaltigung<br />

durch den Ehemann/Partner einen massiven Bruch<br />

des Vertrauens in einer intimen Beziehung darstellt.<br />

Vergewaltigungen in der Ehe und in Ehe ähnlichen<br />

Beziehungen werden, im Gegensatz zu Vergewaltigungen<br />

durch Fremde, meist mehrmals, oft sogar<br />

regelmäßig verübt und führen so zu chronischen<br />

Angstzuständen und Depressionen sowie zu einer<br />

massiven Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls<br />

der Frauen. Auch hier zeigt sich erneut, dass die<br />

Auseinandersetzung mit der erlittenen Gewalt<br />

schmerzvoll ist und durch Schuldzuweisungen von<br />

außen noch erschwert wird.<br />

1. 6. Gewalt als traumatische Erfahrung<br />

Gewalttaten im Familienkreis bedingen traumatische<br />

Erfahrungen, die gravierende Folgen haben. Je<br />

länger die Gewalt andauert und je massiver sie ist,<br />

desto stärker ist der Grad der Traumatisierung bis<br />

hin zum chronischen Trauma, einer psychischen<br />

Veränderung, die das Gefühl des Ich-Verlustes<br />

bewirkt.<br />

Traumata können entstehen wenn:<br />

eine Person ein Ereignis (mit)erlebt hat, das den<br />

Tod oder Todesdrohungen, Verletzungen oder eine<br />

Bedrohung der eigenen physischen Integrität oder<br />

anderer Personen beinhaltet;<br />

die Reaktion der Person intensive Angst, Hilflosigkeit<br />

oder Horror beinhaltet;<br />

die Person für kürzere oder längere Zeit<br />

außergewöhnlichen psychischen oder physischen<br />

Stressfaktoren ausgesetzt ist.<br />

Viele Frauen haben auch nach der Trennung noch<br />

Angst vor Gewalt. Das Ende der Beziehung<br />

bedeutet nicht immer auch das Ende gewalttätiger<br />

Übergriffe. Nicht selten setzt der Täter die Misshandlungen<br />

fort – oft über Monate oder sogar Jahre.<br />

In der Folge können die Opfer Symptome der posttraumatischen-Stress-Disorder<br />

(PTSD) entwickeln.<br />

Das bedeutet:<br />

Wiedererleben des Traumas als:<br />

wiederholte und quälende Erinnerungen an das<br />

Ereignis;<br />

wiederholte und quälende Träume über das<br />

Ereignis;<br />

plötzliches Gefühl oder Handeln, als ob sich das<br />

traumatische Ereignis wiederholt (dazu gehören<br />

z.B. Fantasien, Halluzinationen, bei Kindern:<br />

wiederholte Spiele, in denen Aspekte des Traumas<br />

ausgedrückt werden);<br />

49<br />

intensive psychische Qualen beim Erleben von<br />

Ereignissen, die dem traumatischen Ereignis<br />

ähneln oder dieses symbolisieren, z.B. Jahrestage.<br />

Vermeidung von Reizen, die mit dem Trauma<br />

assoziiert werden oder eine allgemeine Abgestumpftheit,<br />

die vor dem Ereignis nicht vorhanden<br />

war – angezeigt, wenn zumindest drei der nachfolgenden<br />

Symptome auftreten:<br />

ständiges Bemühen, Gedanken oder Gefühle, die<br />

in Verbindung mit dem Trauma stehen, zu vermeiden;<br />

ständiges Bemühen, Aktivitäten und Situationen<br />

zu vermeiden, die Erinnerungen an das Trauma<br />

wachrufen;<br />

Unfähigkeit, sich an wichtige Aspekte des<br />

Traumas zu erinnern;<br />

merklich gesunkenes Interesse an bestimmten<br />

Aktivitäten, Verlust von Fertigkeiten (bei Kindern<br />

z.B. Verlust von kürzlich erworbenen Fähigkeiten<br />

wie Sprechen);<br />

Gefühle des Losgelöstseins oder der Entfremdung<br />

von Menschen;<br />

eingeschränkte Fähigkeit, Gefühle zu empfinden;<br />

Gefühl einer verkürzten Zukunft, z.B. eine<br />

traumatisierte Person erwartet nicht erfolgreich zu<br />

sein, Kinder zu haben, lange zu leben etc.<br />

Anhaltende Symptome von verstärkter Erregbarkeit<br />

– angezeigt, wenn mindestens zwei der<br />

folgenden Symptome auftreten:<br />

Schwierigkeiten beim Einschlafen,<br />

Irritierbarkeit, affektive Ausbrüche,<br />

Konzentrationsschwierigkeiten,<br />

überhöhte Wachsamkeit,<br />

übertriebenes Erschrecken,<br />

psychologische Reaktionen auf Ereignisse, die an<br />

das Trauma erinnern oder dieses symbolisieren.<br />

Bei schwer traumatisierten Opfern entwickeln sich<br />

Anpassungsmechanismen im negativen Sinn:<br />

Verlust der Lebensfreude,<br />

Reduktion der zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen auf ein Minimum,<br />

Vergessen und Verdrängen bis hin zum Leugnen<br />

der Gewaltereignisse,<br />

Aggression gegen das Ich,<br />

Aggressionsgefühle gegenüber Personen und<br />

Institutionen, von denen sich das Opfer im Stich<br />

gelassen gefühlt hat.<br />

Zusammenfassend wird deutlich, dass eine<br />

Trennung vom Misshandler sehr schwierig und<br />

gefährlich sein kann. An Stelle der gängigen Frage<br />

„Warum bleiben Frauen in Misshandlungs-

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