Gewaltbericht - Kurzfassung - BMWA
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Neben Programmen, die auf die Verhaltensänderung<br />
der TäterInnen abzielen, gibt es auch Interventionshilfen,<br />
die sich an die gesamte Familie wenden, in<br />
der körperliche Gewalt gegen Kinder ausgeübt wird.<br />
Kritik an TäterInnenprogrammen richtet sich gegen<br />
die fehlende Aufarbeitung der innerpsychischen Konflikte,<br />
die an einer langfristigen Wirkung der verhaltensmodifizierenden<br />
Programme zweifeln lässt.<br />
3. 3. Der Stellenwert von Prävention<br />
und Intervention<br />
Die Bedeutung der Prävention wird auf theoretischer<br />
Ebene von vielen ForscherInnen hervorgehoben. In<br />
der Praxis dominiert allerdings die Intervention,<br />
durch die Gewalt im Frühstadium erkannt und<br />
unterbunden werden kann.<br />
Prävention stellt sowohl an PraktikerInnen als auch<br />
an ForscherInnen sehr hohe Anforderungen. Sie ist<br />
ein langfristiges Unterfangen, dessen Erfolg schwer<br />
absehbar und meist auch schwer messbar ist.<br />
Hinzu kommt, dass präventive Maßnahmen als<br />
gesellschaftspolitische Handlungsansätze das<br />
Gesellschaftssystem kritisch hinterfragen und auch<br />
zu verändern versuchen, was bedeutet, dass sie<br />
auch Widerstand hervorrufen. Im Vergleich dazu<br />
führt Intervention schneller zu konkreten und auch<br />
„vorzeigbaren“ Ergebnissen – was PolitikerInnen<br />
mitunter eher zur Förderung von Interventions- als<br />
von Präventionsvorhaben motiviert.<br />
Trotz der aufgezeigten Schwierigkeiten setzen sich<br />
ExpertInnen sehr für die Realisierung von präventiven<br />
Programmen auf gesellschaftlicher Ebene ein.<br />
Sie betonen, dass Bewusstseinsbildung, wie sie von<br />
der Präventionsarbeit intendiert wird, Zeit braucht,<br />
und dass es nur durch präventive Maßnahmen langfristig<br />
möglich ist, das Problem der familiären Gewalt<br />
an der Wurzel zu packen.<br />
4. EXKURS:<br />
GEWALT UNTER GESCHWISTERN<br />
4. 1. Physische und psychische Gewalt<br />
Gewalt zwischen Geschwistern kommt relativ häufig<br />
vor. Übergriffe wie stoßen, schubsen, ohrfeigen sind<br />
gewissermaßen „alltäglich“. Sehr oft werden die<br />
Übergriffe jedoch als „raufen“, „Kräfte messen“,<br />
„balgen“ verharmlost.<br />
Weil Gewalt unter Geschwistern bis zu einem<br />
gewissen Ausmaß aber auch zur „normalen“<br />
Entwicklung von Kindern gehört, sprechen sich<br />
ExpertInnen dafür aus, zwischen so genannten<br />
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„normalen“ und „extremen“ Formen der Handlungen<br />
zu unterscheiden.<br />
„Normale“ Formen physischer Gewalt<br />
Darunter sind Unterbrechungen ansonsten<br />
friedlicher Spielphasen zu verstehen, die in ihrem<br />
Ausmaß das körperliche Wohl des Kindes nicht<br />
übermäßig beeinträchtigen. Sie treten auf, wenn<br />
Geschwister sich gegeneinander behaupten und<br />
abgrenzen, sie aber noch keine Möglichkeit haben,<br />
Konflikte verbal zu lösen. Die in Untersuchungen<br />
festgestellte Abnahme von körperlicher Gewalt mit<br />
zunehmendem Alter der Kinder bestätigt diese<br />
These. Diese „normalen“ Formen der körperlichen<br />
Auseinandersetzung werden von ForscherInnen<br />
auch als notwendige Bedingung für die kindliche<br />
Entwicklung gesehen. Kinder lernen so, mit<br />
Aggressionen umzugehen.<br />
„Extreme“ Formen physischer Gewalt<br />
Sie sind nicht mehr spielerischer Natur, sondern<br />
eine Folge von Hass und Rivalität, verbunden mit<br />
der Absicht zu verletzen oder sogar zu töten.<br />
Die Gewalt geht hier bis zur Drohung mit oder der<br />
tatsächlichen Verwendung von Messern oder<br />
Schusswaffen.<br />
Häufigkeit, Geschlechterverteilung und familiäre<br />
Hintergründe von physischer Gewalt<br />
Je nach Kriterien und untersuchter Population<br />
schwanken die Angaben zum Ausmaß der Gewalt<br />
unter Geschwistern zwischen rund 5% und mehr als<br />
90% – wobei Angaben, nach denen mehr als 50%<br />
der Kinder gegen Geschwister gewalttätig waren,<br />
überwiegen.<br />
Mädchen und Buben weisen etwa gleich hohe<br />
Neigungen zu Gewalttätigkeit auf. Ein Zusammenhang<br />
zwischen der Konstellation der Geschwister<br />
und der Häufigkeit von Gewalt konnte bislang nicht<br />
nachgewiesen werden.<br />
Einige Untersuchungen brachten folgende Risikofaktoren<br />
zum Vorschein, die zu vermehrter Gewalt<br />
zwischen den Geschwistern führen können:<br />
Großfamilien,<br />
Eltern waren bei der Geburt der Kinder noch sehr<br />
jung,<br />
Alkoholkonsum der Eltern.<br />
Ursachen von physischer Gewalt zwischen<br />
Geschwistern<br />
Geschwisterrivalität<br />
Rivalität wird als der häufigste Grund für Geschwisterzwiste<br />
angeführt. Geschwister rivalisieren in<br />
vielen Bereichen miteinander. Sie kämpfen um Liebe