Gewaltbericht - Kurzfassung - BMWA
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Die Manipulation und der Missbrauch haben für die<br />
Opfer schwer wiegende Konsequenzen:<br />
Der wiederholte Missbrauch macht das Kind wehrlos.<br />
Es spürt zwar, dass etwas nicht in Ordnung<br />
ist, kann aber nicht entscheiden, ob das Verhalten<br />
des/der TäterIn richtig oder falsch ist.<br />
Das Naheverhältnis zwischen Opfer und TäterIn<br />
macht es dem Kind zusätzlich schwer, sich gegen<br />
den Missbrauch zu wehren.<br />
Da der/die TäterIn das soziale Umfeld des Kindes<br />
manipuliert hat, kann das Kind nicht über die Missbrauchserfahrungen<br />
sprechen.<br />
Versucht das Kind, wenn es älter wird, den Übergriffen<br />
zu entkommen, greifen viele TäterInnen zu<br />
härteren Mitteln z.B. zu Einschüchterung, Zwang,<br />
körperlicher Gewalt.<br />
Da die Kinder kaum eine Chance haben, dem/der<br />
TäterIn zu entkommen, wenn er/sie zur eigenen<br />
Familie gehört, versuchen sie sich anders zu<br />
wehren, sie<br />
wickeln sich in das Bettzeug ein, um es dem/der<br />
TäterIn zu erschweren, ihren Körper zu berühren,<br />
legen „Stolpersteine“ im Schlafzimmer aus,<br />
zeigen Verhaltensauffälligkeiten, um die Aufmerksamkeit<br />
Außenstehender auf sich zu lenken, um<br />
sich vom Erleben des sexuellen Missbrauchs zu<br />
distanzieren oder einen Anlass zu geben, ihn zu<br />
beenden.<br />
1. 6. TäterInnentypologien<br />
Die meisten MissbrauchstäterInnen fallen weder in<br />
psychischer noch sozialer Hinsicht in besonderer<br />
Weise auf, d.h., sie können nicht deutlich von<br />
anderen Menschen unterschieden werden.<br />
Dennoch haben einige ForscherInnen versucht,<br />
Kategorien zu entwickeln, nach denen TäterInnen in<br />
verschiedene Typen eingeteilt werden können.<br />
Inzesttypologie nach Weinberg 29<br />
Pädophiler Typ: Er erscheint unsicher und psychosexuell<br />
unreif. Er fühlt sich mit erwachsenen<br />
Frauen unwohl und tendiert deshalb zu sexuellen<br />
Kontakten mit minderjährigen Mädchen. Meist<br />
bleibt es nicht bei sexueller Gewalt gegen die<br />
eigenen Kinder, er missbraucht auch Kinder<br />
außerhalb der Familie. Statistisch gesehen kommt<br />
dieser Tätertyp am seltensten vor. Er unterscheidet<br />
sich von den anderen dadurch, dass er<br />
30<br />
öffentlich auf der „Rechtmäßigkeit“ seiner<br />
sexuellen Kontakte zu Kindern besteht.<br />
Promiskuitiver Typ oder Psychopath: Er fällt<br />
dadurch auf, dass er nach dem Missbrauch<br />
möglichst viele sexuelle Kontakte zu Frauen<br />
sucht, wobei sein sexuelles Interesse eher auf<br />
feindseligen Gefühlen als auf Zuneigung beruht.<br />
Frauen sind für ihn Sexualobjekte – auch seine<br />
eigenen Töchter. Seine Suche nach Sexualobjekten,<br />
mitunter aus der eigenen Familie,<br />
begründet er mit der Abwesenheit, Verweigerung<br />
oder auch der „schwindenden Anziehungskraft“<br />
seiner Partnerin.<br />
Endogamer Typ: Er kommt, statistisch gesehen,<br />
am häufigsten vor und sucht seine Opfer ausschließlich<br />
innerhalb der Familie. Er erscheint<br />
meist als introvertiert und egozentrisch, ist von<br />
der Familie emotional abhängig und zeigt diese<br />
Abhängigkeit durch arrogantes und dominantes<br />
Auftreten. Innerhalb der Familie verhält er sich<br />
herrschsüchtig, im sozialen Umgang mit anderen<br />
wirkt er menschenscheu und inkompetent. Das<br />
Opfer betrachtet er nicht als eigenständige Persönlichkeit.<br />
Inzesttypologie nach Groth bzw. Simkins u.a. 30<br />
Fixierte TäterInnen: Sie fühlen sich bereits in der<br />
Pubertät primär oder ausschließlich von Kindern<br />
angezogen. Sie versuchen sich dem Verhalten<br />
der Kinder anzupassen. Selbst wenn sie sexuelle<br />
Kontakte zu Gleichaltrigen eingehen oder eine<br />
Lebensgemeinschaft mit ihnen führen, bleiben<br />
Kinder ihre bevorzugten Sexualobjekte.<br />
Regressive TäterInnen: Sie durchleben eine<br />
normale sexuelle Entwicklung. Kritische Lebenssituationen,<br />
die sie nicht bewältigen können,<br />
führen dazu, dass sie sich zunehmend auf Kinder<br />
fixieren und diese schließlich missbrauchen. Das<br />
Opfer wird dabei für den/die TäterIn zum/zur<br />
„Pseudoerwachsenen“.<br />
Soziopathische TäterInnen: Sie verhalten sich<br />
aggressiv, manchmal sogar sadistisch. Ihrer<br />
Umwelt gegenüber zeigen sie sich ausbeuterisch,<br />
antisozial und manipulativ. Viele von ihnen sind<br />
bereits mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Echte<br />
Schuldgefühle und Reue fehlen ihnen, sie emp-<br />
29 Vgl. Weinberg, S.: Incest Behavior. New York 1955.<br />
30 Vgl. Groth, A. N.: The Incest Offender. In: S. M. Sgroi (Hg.) Handbook of Clinical Intervention in Child Sexual Abuse. Toronto 1982<br />
und Simkins, L. u.a. : Predicting treatment outcome for child sexual abusers. In: Annals of Sex Research, 3(1). 1990, S. 21-57.