Gewaltbericht - Kurzfassung - BMWA
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c) Machtlosigkeit<br />
Kinder haben in unserer Gesellschaft generell<br />
weniger Macht als Erwachsene. Durch die<br />
sexuelle Gewalt verlieren sie ihre ohnehin<br />
begrenzten Möglichkeiten, sich selbst zu<br />
behaupten und Einfluss zu nehmen. Ihre Gegenwehr<br />
erleben sie zumeist als wirkungs- und aussichtslos.<br />
Sexuelle Gewalt ist nicht nur eine<br />
massive Bedrohung und Verletzung ihrer körperlichen<br />
und seelischen Integrität, sie nimmt ihnen<br />
auch die Fähigkeit sich zu schützen und durchzusetzen.<br />
d) Stigmatisierung<br />
Kinder, die Opfer sexueller Gewalt waren oder<br />
sind, glauben meist, dass nur sie davon betroffen<br />
sind. Sie fühlen sich alleine und ziehen sich<br />
zurück. Oft trauen sie sich nicht, anderen<br />
Menschen von ihren Erfahrungen zu erzählen,<br />
da sie fürchten verachtet zu werden – was sich<br />
bei der Aufdeckung oft bestätigt: Man glaubt<br />
ihnen nicht oder schiebt ihnen die Schuld und<br />
Verantwortung zu.<br />
Signale und Folgen sexueller Gewalt<br />
Sexuelle Gewalt kann eine Vielzahl von unterschiedlichen<br />
körperlichen, seelischen und sozialen<br />
Auswirkungen haben, die als unmittelbare Reaktion<br />
oder als Spätfolge auftreten.<br />
Nachdem, wie bereits erwähnt, Signale und Folgen<br />
nicht zuletzt mit dem Alter der betroffenen Kinder<br />
zusammenhängen, zeigt die nachstehende Auflistung<br />
mögliche Folgen für verschiede Alters- und<br />
Entwicklungsstufen auf.<br />
Frühe Kindheit/orale und anale Phase<br />
(Kleinkinder bis etwa 3 Jahre):<br />
allgemeine Angst,<br />
Verwirrung,<br />
Verstörtheit,<br />
motorische Unruhe,<br />
Sprachstörungen,<br />
Ein- und Durchschlafstörungen,<br />
Ess- und Gedeihstörungen,<br />
extreme Angst vor Fremden,<br />
Distanzlosigkeit,<br />
nicht altergemäßes sexuelles Spiel,<br />
frühzeitiges Masturbieren.<br />
Vorschulalter/ödipale Phase (3 bis 6-Jährige):<br />
Entwicklungsverzögerungen,<br />
regressives Verhalten (z.B. Babysprache,<br />
Einnässen/Einkoten, Daumenlutschen,<br />
übermäßiges Klammern),<br />
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Stottern,<br />
nicht altersgemäßes sexuelles Spiel,<br />
öffentliche und/oder andauernde Selbstbefriedigung,<br />
Lügen/Stehlen,<br />
Schlafstörungen (Albträume),<br />
erhöhte Ängstlichkeit.<br />
Grundschulalter/Latenzperiode (6 bis 9-Jährige)<br />
somatische Beschwerden (z.B. Kopf- und<br />
Bauchschmerzen),<br />
plötzliche Schulleistungsstörungen,<br />
nicht altersgemäße sexuelle Handlungen mit<br />
jüngeren oder gleichaltrigen Kindern,<br />
sexuell provozierendes Verhalten,<br />
Delinquenz,<br />
Pseudodebilität,<br />
Schlaf- und Essstörungen,<br />
keine dem Alter entsprechenden sozialen<br />
Beziehungen zu Gleichaltrigen,<br />
Zwangshandlungen/Ticks (z.B. oftmaliges und<br />
gründliches Baden oder Waschen).<br />
Vorpubertät/Pubertätsbeginn (9 bis 13-Jährige):<br />
sozialer Rückzug,<br />
mangelndes Selbstwertgefühl,<br />
Verschlossenheit,<br />
Depressivität,<br />
Schulschwänzen,<br />
sexualisiertes Verhalten,<br />
sexuelle Gewalt an jüngeren Kindern.<br />
Heranwachsendenalter/Adoleszenz<br />
(13 bis 18-Jährige):<br />
selbstverletzendes Verhalten,<br />
Promiskuität,<br />
Weglaufen von zuhause,<br />
Selbstmordgedanken und -versuche,<br />
Depressivität,<br />
Essstörungen,<br />
Drogen- und/oder Alkoholkonsum,<br />
Schlafstörungen,<br />
erhöhte Ängstlichkeit,<br />
Vermeidung von körperlicher Nähe,<br />
Vernachlässigung der Hygiene,<br />
aggressives Verhalten/Rebellion,<br />
Delinquenz,<br />
psychosomatische Beschwerden,<br />
wenig Freundschaften zu Gleichaltrigen,<br />
mangelndes Selbstwertgefühl.<br />
Symptomlisten, wie die vorliegende, können in der<br />
Praxis sehr hilfreich sein. Sie zeigen aber auch, wie<br />
unterschiedlich die Auswirkungen von Gewalt sein<br />
können.