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Gewaltbericht - Kurzfassung - BMWA

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eziehungen?“ müsste aus Sicht von ExpertInnen<br />

vor dem ausgeführten Hintergrund vielmehr gefragt<br />

werden: „Warum und wie schaffen es Frauen<br />

überhaupt, sich aus Gewaltbeziehungen zu<br />

befreien?“<br />

1. 7. Prozess der Hilfesuche und<br />

gesellschaftlicher Kontext von Gewalt<br />

Trotz ihrer Isolation versuchen misshandelte Frauen,<br />

Hilfe zu bekommen, wenn sie das Gefühl haben, mit<br />

der Situation nicht mehr alleine zurecht zu kommen.<br />

Meist wenden sie sich zunächst an Verwandte und<br />

Bekannte und erst in der Folge an Hilfseinrichtungen<br />

oder die Polizei, wenn sie sich ernsthaft gefährdet<br />

fühlen.<br />

Nur umfassende Kenntnis über die Zusammenhänge<br />

von Ursache, Ausmaß und Auswirkung von Gewalt<br />

ermöglicht es den Mitarbeiterinnen von Frauenhilfseinrichtungen,<br />

adäquat zu reagieren und zu helfen.<br />

Für die Betroffenen selbst ist es sehr schwer, den<br />

ersten Schritt zu tun. Sie schweigen aus Angst und<br />

Scham und haben das Gefühl, den Helferinnen die<br />

schrecklichen Erlebnisse nicht zumuten zu können.<br />

Helferinnen müssen daher zuerst signalisieren, dass<br />

sie in der Lage sind, Formen der Gewalt, auch die<br />

brutalsten, zu benennen und auszusprechen.<br />

Geschieht dies nicht, so bleibt die Gewalt oft trotz<br />

massiver Symptome unerkannt und „unbehandelt“.<br />

2. MASSNAHMEN GEGEN GEWALT<br />

AN FRAUEN<br />

Vorrangiges Ziel beim theoretischen und praktischen<br />

Umgang mit der Gewaltproblematik ist die Prävention.<br />

Unter Prävention wird nicht nur die Verhinderung<br />

von Gewalt vor ihrer Ausübung verstanden<br />

(primäre Prävention). Auch die Hilfe nach Gewaltereignissen<br />

(sekundäre Prävention) und die Verhinderung<br />

der Fortsetzung von gewalttätigen Handlungen<br />

(tertiäre Prävention) fallen unter diesen<br />

Begriff. Von zentraler Bedeutung und Ausgangspunkt<br />

für die Präventionsarbeit im feministischen<br />

Bereich sind die Unterstützungsmaßnahmen für die<br />

von Gewalt betroffenen Frauen.<br />

2. 1. Hilfseinrichtungen für Betroffene<br />

ExpertInnen schätzen, dass in Österreich 150.000<br />

41 Vgl. Bohrn, F.: Gewaltopfer Frauen. Unveröffentlichte Studie, Wien 1991.<br />

50<br />

bis 300.000 Frauen pro Jahr von Gewalt betroffen<br />

sind. 41 Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig es<br />

ist, den Opfern mit einem adäquaten Hilfsangebot<br />

zur Seite zu stehen.<br />

Zu den wichtigsten Einrichtungen zählen:<br />

Frauenhäuser<br />

Beratungsstellen<br />

Notrufe<br />

2. 1. 1. Die Frauenhäuser<br />

2000 gab es in Österreich 18 Frauenhäuser, zwei<br />

Frauennotwohnungen und vier weitere Einrichtungen,<br />

in denen misshandelte Frauen und ihre<br />

Kinder Zuflucht finden können (letztere haben teilweise<br />

andere Standards als die so genannten<br />

autonomen Frauenhäuser, s.u.). Etwa 350 Frauen<br />

mit ihren Kindern können gleichzeitig aufgenommen<br />

werden, der Bedarf ist jedoch größer. Das Angebot<br />

entspricht nicht einmal der Hälfte der international<br />

empfohlenen Anzahl an Zufluchtsplätzen. Eine<br />

ExpertInnengruppe des Europarates hält einen Platz<br />

pro 7.500 EinwohnerInnen für notwendig.<br />

Österreichs erstes Frauenhaus wurde 1978 in Wien<br />

eingerichtet, sechs Jahre nach der Öffnung des<br />

europaweit ersten Hauses in London. Die neue<br />

Frauenbewegung der 1960er-Jahre definierte<br />

Gewalt gegen Frauen als gesellschaftliches<br />

Problem, im Gegensatz zur bis dahin vorherrschenden<br />

Meinung, es handle sich um eine „Privatangelegenheit“.<br />

Sie bezeichnete diese Gewalt als<br />

gravierendste Form der Unterdrückung und Ausbeutung<br />

von Frauen und setzte sich dafür ein, dass<br />

Frauen und ihre Kinder die Möglichkeiten erhalten,<br />

dieser Gewalt zu entkommen.<br />

Die autonomen Frauenhäuser – Prinzipien und<br />

Angebote<br />

Die Arbeit in den autonomen Frauenhäusern basiert<br />

auf einem feministischen Konzept, in dessen Mittelpunkt<br />

die „Ermächtigung“ der Frauen steht.<br />

Dies bedeutet, dass die Mitarbeiterinnen den Schutz<br />

suchenden Frauen helfen, Schritt für Schritt wieder<br />

Kontrolle über ihr Leben zu erlangen.<br />

Weitere wichtige Prinzipien sind:<br />

Schutz und Sicherheit: Sie sind die wichtigste<br />

Voraussetzung für die Aufarbeitung der Gewalterfahrung.<br />

Anonymität: Ohne Zustimmung der Frau werden<br />

keine Informationen weitergegeben.

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