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Gewaltbericht - Kurzfassung - BMWA

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6. DIE MEDIENBERICHTERSTATTUNG<br />

ÜBER GEWALT<br />

6. 1. Die Rolle der Medien<br />

Wir leben heute in einer Medien-, einer Informationsgesellschaft,<br />

die auch als „global village“ bezeichnet<br />

wird: Die Welt wird zum Dorf, wenn Fernsehen,<br />

Internet und Satellitenkommunikation Nachrichten<br />

aus dem entferntesten Winkel der Erde leicht<br />

zugänglich machen. Wird eine Gesellschaft als<br />

Informationsgesellschaft bezeichnet, so liegt der<br />

Schluss nahe, dass die Strukturen, über die diese<br />

Informationen vermittelt werden – die<br />

Massenmedien also – von großer Bedeutung auch<br />

für soziale Wandlungsprozesse sind. Medien verfügen<br />

über ein gewisses Machtpotenzial, das missbräuchlich<br />

angewendet oder beschnitten werden<br />

kann. Missbrauch geschieht dabei nicht zwingend<br />

durch Zensur oder andere staatliche Eingriffe,<br />

sondern primär durch die selbst auferlegten und sich<br />

selber verstärkenden Regeln und Gesetzmäßigkeiten<br />

der Massenmedien. Damit ist im Bereich der<br />

tagesaktuellen Medien der Zwang zur Aktualität<br />

gemeint – aber auch die vereinfachende Kürze von<br />

Meldungen.<br />

Unter JournalistInnen existiert ein Konsens darüber,<br />

welche Ereignisse zu Nachrichten im Rahmen der<br />

Berichterstattung werden und welche nicht. Diese<br />

Tatsache bewirkt eine große Homogenität bei der<br />

Beurteilung von sozialen Problemen, die zu einer<br />

gewissen Übereinstimmung der publizierten<br />

Meinungen führt. Die in Österreich herrschende<br />

Medienkonzentration verstärkt diesen Effekt noch.<br />

Nachrichten entstehen nicht „von selbst“, sie hängen<br />

von vielen Faktoren ab – von gesellschaftlichen,<br />

politischen und ökonomischen Verhältnissen,<br />

Normen der Produktion von Medien, publizistischen<br />

Erfolgsprinzipien und Selektionskriterien. Gleichzeitig<br />

können die Medien einige dieser Faktoren auch mitbestimmen.<br />

Die Verbindung zwischen oftmals<br />

sexistischen Medieninhalten, frauenfeindlichen<br />

Strukturen in der Medienproduktion und der<br />

patriarchalen Gesellschaft sind weder zufällig noch<br />

leicht zu durchschauen. Fest steht jedenfalls, dass<br />

„Frauenthemen“, die Bedürfnisse und Interessen von<br />

Frauen als „privat“ und „unpolitisch“ betrachtet<br />

werden, „Männerthemen“ jedoch als „neutral“ und<br />

„allgemein gültig“ angenommen werden.<br />

Medien können langfristige Einflüsse auf die<br />

Realitätskonstruktion der RezipientInnen haben.<br />

Über Massenmedien vermittelte Informationen<br />

erlangen vor allem dann eine große Bedeutung,<br />

22<br />

wenn sie über Themen berichten, die sich der<br />

unmittelbaren persönlichen Erfahrung entziehen.<br />

So gaben im Rahmen einer deutschen Studie 1993<br />

96% der Befragten (Eltern) an, ihre ersten<br />

Informationen über sexuelle Gewalt aus Zeitungsberichten<br />

bezogen zu haben, nur 17% hatten zu<br />

diesem Thema bereits ein Buch gelesen.<br />

Medien sind aber auch aufgefordert, politische und<br />

soziale Institutionen und Machtgruppen zu kontrollieren,<br />

die herrschenden gesellschaftlichen<br />

Zustände zu hinterfragen und gegebenenfalls zu<br />

kritisieren. Die mediale Kontrollfunktion erhält<br />

besondere Bedeutung im Zusammenhang mit<br />

Kriminal- und Gerichtsberichterstattung, in der die<br />

Arbeit der Exekutive und Justiz „überwacht“ wird und<br />

eventuelle Missstände aufgezeigt werden können.<br />

Wie sich die mediale Berichterstattung über „Gewalt<br />

in der Familie“ in den vergangenen Jahren darstellt,<br />

war Thema von zwei Untersuchungen, die im<br />

Rahmen des <strong>Gewaltbericht</strong>s beauftragt wurden.<br />

Die erste Erhebung befasst sich mit dem Themenschwerpunkt<br />

„Gewalt gegen Kinder“, die zweite mit<br />

„Gewalt gegen Frauen“. Die Fragestellungen und<br />

Ergebnisse der beiden Studien finden sich im<br />

Anschluss.<br />

6. 2. Gewalt gegen Kinder in den Printmedien<br />

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der<br />

medialen Darstellung von Kindesmisshandlung<br />

scheint – wie die öffentliche Thematisierung generell<br />

– einige Anlaufschwierigkeiten gehabt zu haben.<br />

Im deutschsprachigen Raum sind nur wenige<br />

Studien zu finden – bei den spärlich vorliegenden<br />

gibt es allerdings einige Übereinstimmungen.<br />

Studien über Kindesmisshandlung aus Deutschland,<br />

Österreich und Großbritannien belegen u.a., dass<br />

die Zahl der Artikel zu sexueller Gewalt in den<br />

letzten Jahren zugenommen hat, Einzelfalldarstellungen<br />

und Tatverläufe dominieren, Ursachen und<br />

Hintergründe werden jedoch kaum thematisiert. Die<br />

Berichterstattung konzentriert sich auf die<br />

TäterInnen, ist mit Stereotypen behaftet und tendiert<br />

dazu, Gewalt als individuelles, nicht als gesellschaftliches<br />

Problem darzustellen.<br />

6. 2. 1. Darstellung innerfamiliärer Gewalt<br />

gegen Kinder und Jugendliche<br />

1989-1999<br />

Ziel der für den Bericht „Gewalt in der Familie“<br />

durchgeführten Studie war es, die Entwicklung der<br />

printmedialen Darstellung von 1989-1999 zu untersuchen.<br />

Insgesamt wurden mehr als 1.500 Fall-

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