Gewaltbericht - Kurzfassung - BMWA
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Präventionsprogramme, die ausschließlich bei den<br />
Kindern ansetzen, um das Machtungleichgewicht<br />
zwischen Opfern und TäterInnen zu beheben,<br />
greifen zu kurz.<br />
Inhalte<br />
Die Dynamik der Gewalt wird in vielen Programmen<br />
nur verkürzt dargestellt, gewisse<br />
Aspekte bleiben ausgespart.<br />
Liegt der Schwerpunkt auf der Thematisierung<br />
von TäterInnen außerhalb der Familie, so steht<br />
dies im Widerspruch zur Realität.<br />
Weibliche und jugendliche TäterInnen sowie<br />
sexuelle Gewalt unter Geschwistern sind kaum<br />
Thema in den meisten Präventionsprogrammen.<br />
Kritik gibt es am Empowerment-Modell, da das<br />
Kind gegenüber dem Erwachsenen in der<br />
schwächeren Position ist. Als Alternative wird das<br />
Protection-Modell genannt, das die Erwachsenen<br />
für den Schutz des Kindes verantwortlich macht.<br />
Präventionsprogramme sollten besser auf ihre<br />
Zielgruppe zugeschnitten sein.<br />
Viele Präventionsprogramme stoßen in der<br />
Umsetzung bei sehr jungen Kindern an ihre<br />
Grenzen.<br />
Viele Präventionskonzepte berücksichtigen die<br />
unterschiedlichen Entwicklungsstufen von Kindern<br />
zu wenig.<br />
Einige Maßnahmen greifen zu kurz, wenn dem<br />
Kind als Lösungsstrategie nur das Neinsagen vermittelt<br />
wird.<br />
Es besteht die Gefahr, dass das Kind Sexualität<br />
als etwas Negatives wahrnimmt, wenn das Programm<br />
nicht in ein umfassenderes sexualpädagogisches<br />
Konzept eingebettet ist.<br />
Effizienz<br />
Präventionsmaßnahmen sind kaum evaluiert,<br />
was aber teilweise in methodischen Problemen<br />
begründet liegt.<br />
Es bleibt unklar, ob Kinder das Gelernte im Alltag<br />
auch tatsächlich umsetzen können.<br />
Programme sollten mehrschichtig und langfristig<br />
konzipiert sein.<br />
Problematisch ist die Wirkung auf Kinder, die<br />
bereits Gewalt erfahren haben. Einige Studien<br />
belegen die Gefahr, dass diese Kinder noch<br />
verunsicherter und ängstlicher werden.<br />
3. 1. 4. Zielgruppe potentielle TäterInnen<br />
Präventionsprogramme für potenzielle TäterInnen<br />
fokussieren auf die Verhinderung von sexueller<br />
Gewalt. Ihre Schwerpunkte sind:<br />
der Bagatellisierung von sexueller Gewalt entgegenzuwirken,<br />
39<br />
das Hinterfragen der vorherrschenden Auffassungen<br />
von Männlichkeit und Weiblichkeit,<br />
die Vermittlung von<br />
- Einsichten in die Machtverhältnisse zwischen<br />
Männern und Frauen,<br />
- Umgangsmöglichkeiten mit Machtbedürfnissen<br />
und Ohnmachtsgefühlen,<br />
- Respekt vor den Grenzen anderer,<br />
- Alternativen zu gewalttätigem Verhalten.<br />
Prävention, die bei potenziellen TäterInnen ansetzt,<br />
wird als die wirkungsvollste und gerechteste Form<br />
der Prävention angesehen. Das Bundesministerium<br />
für soziale Sicherheit und Generationen hat daher in<br />
den letzten Jahren eine Reihe von Maßnahmen zur<br />
Arbeit mit GewalttäterInnen initiiert, die sich auch<br />
auf der Homepage des Ressorts finden<br />
(siehe: www.bmsg.gv.at).<br />
3. 2. Maßnahmen im Bereich der Intervention<br />
Bei den nachfolgend dargestellten Interventionsmaßnahmen<br />
wird zwischen opfer- und täterorientierter<br />
Intervention unterschieden.<br />
3. 2. 1. Opferorientierte Intervention<br />
Welche Schritte opferorientierte Intervention<br />
umfasst, zeigt die nachstehende schematische<br />
Darstellung.<br />
a) Vertrauensbasis zum<br />
betroffenen Kind aufbauen:<br />
Entsteht der Verdacht, dass ein Kind von Gewalt<br />
betroffen sein könnte, sollte versucht werden, eine<br />
Vertrauensbasis zum Kind aufzubauen, um ihm die<br />
Möglichkeit zu geben, die Übergriffe anzusprechen.<br />
b) Information und Unterstützung einholen:<br />
Erhärtet sich der Verdacht, sollten sich die Vertrauenspersonen<br />
Rat und Unterstützung im<br />
Familien- und Freundeskreis sowie bei ExpertInnen,<br />
zuständigen Einrichtungen und Behörden suchen.<br />
c) HelferInnen- und Fallkonferenz:<br />
Die so genannte HelferInnen- oder Fallkonferenz<br />
bietet die Möglichkeit, den Verdacht zu besprechen,<br />
die Aufdeckung und Konfrontation des/der TäterIn<br />
im Vorfeld zu planen. Zur Fallkonferenz werden<br />
alle Personen beigezogen, die auf Grund ihrer<br />
(beruflichen) Position mit dem betroffenen Kind zu<br />
tun haben (z.B. LehrerIn, ErzieherIn, KindergärtnerIn,<br />
Fachkräfte aus spezialisierten Beratungseinrichtungen,<br />
Vertrauensperson).