2007 Dissertation_Christanell.pdf
2007 Dissertation_Christanell.pdf
2007 Dissertation_Christanell.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
5.1.1 Erkundung der Region<br />
Der Aufenthalt in der Forschungsregion begann mit der Suche nach einer Unterkunft,<br />
Spaziergängen, Wanderungen, Radfahrten, Gesprächen mit Passanten, Einkäufen,<br />
Essen gehen. Diese Maßnahmen zur „Erkundung der Region“ habe ich im<br />
Forschungstagebuch (Kapitel 5.2.1) teilweise dokumentiert und führten zu einer<br />
verbesserten Kenntnis der Region (Geografie, Infrastruktur, Sehenswürdigkeiten). Diese<br />
Kenntnis ermöglichte in Gesprächen eine schnelle Orientierung – genannte Ortsangaben<br />
konnten mit dem selbst Beobachteten in Bezug gesetzt werden – und verbesserte die<br />
Möglichkeit detailliert nachzufragen sowie den Gesprächsfluss zu unterstützen. Des<br />
Weiteren konnte ich durch das Bemühen um Ortskenntnis den GesprächspartnerInnen<br />
das eigene Interesse an der Region und ihren Menschen verdeutlichen.<br />
5.1.2 Informelle Gespräche<br />
Informelle Gespräche sind charakterisiert durch eine Kommunikation, die aus dem<br />
Lebensalltag und spontanen Situationen heraus entsteht. Informelle Gespräche sind<br />
weder strukturiert noch werden sie durch die ForscherInnen kontrolliert, und sollten am<br />
besten noch am selben Tag in Feldnotizen aus der Erinnerung heraus festgehalten<br />
werden 68 . Das informelle Gespräch eignet sich als Methode sehr gut als Einstieg in die<br />
Feldforschung. Durch informelle Gespräche ist es möglich Beziehungen aufzubauen<br />
sowie neue, interessante Themen zum eigenen Forschungsgegenstand zu entdecken, die<br />
in der Planung der Forschung vielleicht nicht berücksichtigt wurden (Bernard 2002, 204).<br />
Informelle Gespräche standen nach dem Bezug der Unterkunft am Beginn meiner<br />
Feldforschung in der Weststeiermark. So führte ich informelle Gespräche mit dem<br />
Vermieter der Unterkunft, seiner Familie, sowie Bäuerinnen und Bauern in der<br />
Forschungsregion.<br />
Parallel dazu habe ich informelle Gespräche mit jenen Personen durchgeführt, die bereits<br />
vor oder zu Beginn des Aufenthalts in der Feldforschungsregion von ersten<br />
Kontaktpersonen als GesprächspartnerInnen empfohlen worden waren (z.B.<br />
VertreterInnen von Vereinen, VertreterInnen der Landwirtschaftskammer).<br />
Die informellen Gespräche begannen mit „small talk“, bei dem ich mich selbst und mein<br />
Vorhaben (Dauer des Aufenthaltes, Forschungsthema, etc.) vorstellte. Diese Gespräche<br />
wurden in der Folge erweitert durch Themen wie: Aktuelles Wetter, aktuell laufende<br />
Arbeiten in der Landwirtschaft und Geschichte der Region.<br />
Diese informellen Gespräche und die daraus gewonnenen Erkenntnisse dokumentierte<br />
ich zu Beginn meiner Feldforschung im Forschungstagebuch (Kapitel 5.2.1) und später<br />
zum Teil in Memos in Atlas.ti (Kapitel 5.4.1).<br />
Ergebnis dieser informellen Gespräche war ein erster Überblick zu den lokalen Themen<br />
zu Wetter und Klima, sowie damit in Zusammenhang stehende Erinnerungen,<br />
Geschichten und Erlebnisse der GesprächspartnerInnen.<br />
68 „When it comes to interviewing, never mistake the adjective ‚informal’ for ‚lightweight.’ This is hard, hard work. You have<br />
to remember a lot, you have to duck into private corners a lot (so you can jot things down), and you have to use a lot of<br />
deception (to keep people from knowing that you’re really at work, studying them). Informal interviewing can get pretty<br />
tiring.” (Bernard 2002, 204)<br />
105