2007 Dissertation_Christanell.pdf
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10 Zusammenfassung<br />
In der <strong>Dissertation</strong> wurden lokale Perspektiven von LandwirtInnen zu den Phänomenen<br />
Wetter, Klima und Klimawandel dargestellt. Der Fokus wurde zum einen auf das Wissen<br />
von LandwirtInnen zu Wetter und Klima gelegt und zum anderen auf deren Wahrnehmung<br />
von Wetter, Klima und den Veränderungen, denen Wetter und Klima unterliegen.<br />
Die Untersuchung zu den lokalen Perspektiven basiert auf den eigenen erhobenen Daten<br />
während meiner Feldforschung in der Weststeiermark von Juni 2004 und Oktober 2005.<br />
Erhebungen bzw. Befragungen habe ich mit insgesamt 59 Personen an 45 Betrieben<br />
durchgeführt (22 Frauen und 37 Männer im Jahre 2005 im Alter von 23 bis 86 Jahren). In<br />
der Feldforschung und der anschließenden Datenanalyse habe ich qualitative und<br />
quantitative Methoden aus der Sozial- und Kulturanthropologie angewendet.<br />
Es konnte in der <strong>Dissertation</strong> aufgezeigt werden, wie Wissen und Wahrnehmung von<br />
Wetter und Klima strukturiert sind und welche Themenfelder, Bilder, Assoziationen und<br />
Erinnerungen in der Reflektion der InterviewpartnerInnen zu Wetter-, Witterungs- und<br />
Klimaverhältnissen in der Weststeiermark angesprochen wurden. In den<br />
Interviewgesprächen gingen die GesprächspartnerInnen weit über die bloße physische<br />
Beschreibung von Klima und Wetter hinaus. Erst über die Einbindung von Wetter und<br />
Klima in ihre Lebensgeschichte, in ihre Vergangenheit, wird die Bedeutung der natürlichen<br />
Phänomene Wetter und Klima für die LandwirtInnen erfassbar.<br />
Die Untersuchung zeigt, dass Wetter und Klima für die LandwirtInnen mehr als nur<br />
statistisch fassbare Phänomene und Faktoren sind, die die landwirtschaftliche Produktion<br />
beeinflussen.<br />
So reflektieren Bauern und Bäuerinnen das Wetter und Klima in ihrer Region immer über<br />
Beziehungen. Anhand einer qualitativen Datenanalyse aller Interviewtranskripte wurden<br />
drei verschiedene Beziehungsebenen erkennbar, die charakteristisch für die<br />
Wahrnehmung der LandwirtInnen sind: die ökosystemare, die wirtschaftliche und die<br />
geografische Beziehungsebene.<br />
Auf der ökosystemaren Ebene werden Wetter und Klima von den InterviewpartnerInnen in<br />
Beziehung zu den Ökosystemen in der Weststeiermark gesetzt, und die Auswirkung des<br />
Wetters und Klimas auf Pflanzen, Tiere, Menschen, Boden und Wasser in diesen<br />
Ökosystemen werden von ihnen beobachtet und reflektiert.<br />
Auf der wirtschaftlichen Beziehungsebene werden Wetter und Klima von den<br />
LandwirtInnen in Bezug zur landwirtschaftlichen Produktion gebracht. So werden von den<br />
LandwirtInnen sowohl günstige als auch ungünstige Einflüsse des Wetters oder der<br />
Witterung auf die Kulturpflanzen genau beobachtet, und der Erfolg eines<br />
Wirtschaftsjahres hängt von diesen Einflüssen ab.<br />
Auf der geografischen Beziehungsebene wird das für die Weststeiermark<br />
charakteristische Wetter und Klima mit den geografischen Ausprägungen der<br />
weststeirischen Landschaft in Beziehung gebracht, und die für die Weststeiermark<br />
charakteristischen Wetter- und Klimaverhältnisse in Abgrenzung zu anderen Regionen<br />
der Steiermark definiert. Des Weiteren lässt die Beobachtung von Wetter und Klima an<br />
bestimmten geografischen Punkten in der weststeirischen Landschaft Schlüsse über die<br />
zukünftige Wetterentwicklung zu. Ein Beispiel für das In-Beziehung-Setzen von<br />
bestimmten Wetterphänomenen mit gewissen Toponymen sind zum Beispiel<br />
Wettervorhersagen, in denen durch die Beobachtung von bestimmten Wolkenformationen<br />
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