2007 Dissertation_Christanell.pdf
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schneereichen Winter gab (ebd.) 137 . Dass etwa Weihnachten immer mit Schnee (Weiße<br />
Weihnachten) in Verbindung gebracht wird (siehe Zitat zu Beginn dieses Kapitels), ist ein<br />
gutes Beispiel wie dieser Prototyp auf unsere Erinnerung wirkt und veranlasst Harley zur<br />
Vermutung, dass „(…) the discussion of White Christmases, may have a cultural rather<br />
than memorial origin“ (ebd.). 138<br />
In Erinnerungen an frühere Wetter- und Witterungsverhältnisse wird laut Harley idealisiert<br />
so wie dies auch allgemein in nostalgischen Rückblicken der Fall ist:<br />
„We long for the weather of our past, no matter how grim or atypical it might have<br />
been.“ (Harley 2003, 115)<br />
Diese Überlegungen Harleys erinnern mich an mehrere Zitate meiner<br />
GesprächspartnerInnen, in denen frühere Wetter- und Witterungsverhältnissen als<br />
schöner, stabiler und die einzelnen Jahreszeiten als klar voneinander abgrenzbar<br />
beschrieben wurden (siehe z. B. Zitate in den Kapiteln 9.5.1 und 9.5.5). Erinnerungen an<br />
frühere Wetter- und Witterverhältnisse waren jedoch nicht immer nur mit nostalgischem<br />
Schwärmen verbunden (z.B. Angst vor Gewitter, Erinnerungen an Hochwasser etc.) so<br />
wie in den Veränderungen von Wetter und Klima in den letzten Jahren nicht nur negative<br />
Emotionen vonseiten der GesprächspartnerInnen gezeigt wurden, sondern auch positive.<br />
Vor allem Weinbauern und –bäuerinnen haben erwähnt, dass die sehr trockenen, heißen<br />
Jahre vor 2004 – besonders das Jahr 2003 – einen sehr positiven Einfluss auf den Wein<br />
hatten und dass sie in diesen Jahren sehr gute Weine produzieren konnten. Es wurde<br />
aber auch erwähnt, dass ein Fortsetzen mehrer trockener Jahre hintereinander ein<br />
Problem mit der Wasserversorgung ergeben würde und daher eine Zunahme an<br />
Hitzeperioden nicht wünschenswert sei (siehe mehr dazu im Kapitel 9.6.1.1).<br />
Dass Klimawandel nicht nur negative Emotionen, sondern auch positive Emotionen<br />
auslösen kann und kurzfristige Vorteile mit sich bringen kann, wird auch vom Präsidenten<br />
der Inuit-Vereinigung „Inuit Tapiriit Kanatami“, Jose A. Kusugak, erwähnt (Kusugak 2002,<br />
vi). Langfristig gesehen aber sorgt sich Kusugak über die Auswirkungen des<br />
Klimawandels:<br />
„I think it is important to note that at least for now global warming is not all bad. Many<br />
northeners, who love to boat, actually are enjoying longer boating seasons. Many Inuit<br />
fish with fish nets under ice and are happy that the ice is not as thick as it once was.<br />
(…) What I fear is that lives will be lost, because of thinning of ice, and because after<br />
lake ice melts and snow on the land is gone in the late spring people are still travelling<br />
on sea ice to the beginning of July. Will the ice still be safe for them?” (Kusugak 2002,<br />
vi)<br />
Emotionen spielen nach meiner Einschätzung in wissenschaftlichen Publikationen zum<br />
Klimawandel eine untergeordnete Rolle bzw. werden zumeist gar nicht angesprochen.<br />
137 Laut dem Meteorologen Horst Malberg gab es im mitteleuropäischen Raum während des gesamten 20. Jahrhunderts<br />
„nur in 34 %, also nur alle 3 Jahre ein frostiges Christfest (…). Winterwetter vor Weihnachten endet in der Regel vor oder zu<br />
den Festtagen, so daß das ,Weihnachtstauwetter’ ein fester meteorologischer Begriff geworden ist“ (Malberg 2003, 100).<br />
138 Der Anthropologe John Magistro und die Anthropologin Carla Roncoli gehen davon aus, dass kulturelle Werte nicht nur<br />
die Rezeption von Klimainformationen bei Laien bestimmen, sondern auch wissenschaftliche Evaluierierungen: „It suggests<br />
that cultural values shape not only the reception of climate information by the lay public, but also evaluations of its credibility<br />
and relevance of experts. Different ideas about the relationship of science and technology and about the role of science in<br />
society underlie assessments of what constitutes ‘good science’ and what is worth making public knowledge (Lahsen 1999).<br />
Cultural meanings are crucial dimensions not only of community-level understandings and responses but also of global<br />
scientific and political debates surrounding climate variation.” (Magistro und Roncoli 2002, 94)<br />
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