2007 Dissertation_Christanell.pdf
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Diese Entwicklung trifft auf alle GesprächspartnerInnen gleichermaßen zu.<br />
Wetterprognosen aus den verschiedenen Medien werden von allen<br />
GesprächspartnerInnen zu Rate gezogen (mit Ausnahme des Internets, das vor allem von<br />
jungen LandwirtInnen genutzt wird). Neben Wetterberichten in den Medien werden auch<br />
Wetter-Hotlines und weitere angebotene Services von meteorologischen Instituten in der<br />
Steiermark von den weststeirischen LandwirtInnen gerne genützt.<br />
Die Möglichkeiten persönlicher Wettervorhersagen über die sinnliche Wahrnehmung von<br />
Zeichen in der Umwelt scheinen also aufgrund der Wertschätzung anderer<br />
Informationsquellen von den Bäuerinnen und Bauern weniger genutzt zu werden als wie<br />
dies früher der Fall war. Die eigene sinnliche Wahrnehmung ist aber dennoch relevant für<br />
die eigene Einschätzung der Eintreffwahrscheinlichkeit einer meteorologischen Prognose.<br />
Stimmt die meteorologische Prognose zur Wetterentwicklung in den nächsten Stunden<br />
mit der eigenen sinnlichen Wahrnehmung überein, dann wird die meteorologische<br />
Information zuverlässiger eingeschätzt als wenn die meteorologische Prognose nicht mit<br />
der sinnlichen Wahrnehmung übereinstimmt (z.B. prognostizierter Regen und keine<br />
Wolke am Himmel).<br />
Nennungen zu Bauernregeln und Witterungsregeln zu Lostagen (Kalendertage, die<br />
zumeist den Namen eines/r katholischen Heiligen tragen) fielen im Vergleich zu der<br />
Vielzahl an Wetterzeichen , die von den InterviewpartnerInnen genannt wurden, deutlich<br />
weniger umfangreich aus. Die GesprächspartnerInnen erklärten diese mangelnde<br />
Kenntnis von Bauernregeln und Witterungsregeln zu Lostagen häufig damit, dass diese<br />
heutzutage keine große Rolle mehr in der Bewirtschaftung spielen würden. Weiters wurde<br />
von einigen InterviewpartnerInnen auch angesprochen, dass durch die Veränderung des<br />
Klimas in den letzten Jahren Witterungsregeln, die an bestimmte Kalendertage gebunden<br />
sind, nicht mehr gültig sind. Andere wiederum argumentierten, dass<br />
Bewirtschaftungsmaßnahmen nicht nach festgeschriebenen Regeln getätigt werden,<br />
sondern immer dem aktuellen Wettergeschehen angepasst werden müssen oder dass sie<br />
nicht an Witterungsregeln glauben, die allgemein für geografisch unterschiedliche<br />
Regionen gelten sollen. Jene Bäuerinnen und Bauern, für die die Lostage noch eine<br />
gewisse Rolle spielen und die auch einige Witterungsregeln zu Lostagen auswendig<br />
kannten, sind vor allem ältere Personen. Eine Witterungsregel muss diesen<br />
InterviewpartnerInnen nicht genau auf einen bestimmten Tag zutreffen, sondern sie dient<br />
vielmehr der Orientierung und kann auf die Zeit um die jeweiligen Lostage zutreffen.<br />
Bezüglich der geringen Wertschätzung von Witterungsregeln zu Bauernregeln lassen sich<br />
folgende Aussagen treffen: Witterungsregeln zu Lostagen verlieren ihre Bedeutung als<br />
Richtwerte und Orientierungshilfen für die LandwirtInnen, da mittlerweile Wetterberichte<br />
bessere Orientierungshilfen leisten (Andere Qualität). Da sie durch ihre zumeist<br />
verschriftlichte Form statisch festgeschrieben sind, verlieren sie ihre Bedeutung, da die<br />
eigene Erfahrung und Wahrnehmung von Wetter und Klima – auch bedingt durch<br />
Klimaveränderungen (z.B. Verlängerung der Vegetationszeit) – oft eine andere ist, als die,<br />
die in den Witterungsregeln festgeschrieben wurde (Andere Zeit). Witterungsregeln zu<br />
Lostagen, die sich in Bauernkalendern finden, kommen zum Teil aus anderen Regionen<br />
und büßen daher an Gültigkeit und Eintreffwahrscheinlichkeit ein (Anderer Ort).<br />
Auch wenn die Gültigkeit von Bauernregeln und Lostagen zunehmend in Frage gestellt<br />
wird, findet man doch in vielen bäuerlichen Haushalten verschiedene Bauernregeln oder<br />
Mandlkalender, die zum Teil dekorativen Zwecken dienen und je nach Interesse auch<br />
gerne gelesen werden. Auch in vielen Tageszeitungen finden sich Bauernregeln und<br />
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