2007 Dissertation_Christanell.pdf
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In ergänzenden Kommentaren zum Brauch des Wetteramts bzw. der Wettermesse, fiel<br />
einem Gesprächspartner aus der Gemeinde St. Stefan ein, dass auch am Großen<br />
Frauentag (= Maria Himmelfahrt) am 15. August vom Priester ein Wettersegen<br />
gesprochen wird 122 .<br />
Zwei Gesprächspartnerinnen kannten den Begriff „Wetteramt“ bzw. „Wettermesse“ nicht,<br />
sie vermuteten, dass es sich dabei um eine Dorfmesse handeln könnte, die im Frühjahr<br />
abgehalten wird, bei der mitunter auch für gutes Wetter gebetet wird.<br />
8.1.3 Versprengen von Weihwasser am Hausrand 123<br />
Die Verwendung von Weihwasser, dem Schaden abwehrende Kraft zugesprochen wird,<br />
wird in mehreren Quellen, so z.B. im „Ligister Heimatbuch“ erwähnt. So wurden bei<br />
herannahendem Gewitter in Ligist (siehe dazu Kapitel 8.1.17) die Kirchenglocken vor dem<br />
Wetterläuten mit Weihwasser besprengt, oder aber auch die Dächer der Häuser mit<br />
Weihwasser besprengt (Marktgemeinde Ligist 1964, 234). Vom Brauch, bei schwerem<br />
Gewitter oder Hagel Weihwasser am Hausrand zu versprengen, ist mir aus der Literatur<br />
keine Quelle bekannt. Dieser Brauch ist jedoch ein Wetterbrauch, den 27% aller<br />
GesprächspartnerInnen aus der Phase 5 angaben zu kennen (Tabelle 8:<br />
WeihwasserHausrand), er wird von der Hälfte der GesprächspartnerInnen praktiziert, die<br />
angaben, diesen Brauch zu kennen.<br />
Mehrere Aussagen meiner GesprächspartnerInnen aus der Phase 2 bildeten den<br />
Ausgang für meine Befragung in Phase 5 zum Brauch des Versprengens von Weihwasser<br />
am Hausrand während eines Gewitters oder bei Hagel:<br />
I: (B)ei einem herannahenden Gewitter werden Teile vo(m) Palmbuschen in das<br />
Ofenfeuer gegeben, (...) in der Erwartung, dass kein Unheil eintritt. (...) (B)ei Hagel hat<br />
man zusätzlich (...) Weihwasser am Hausrand (...) versprengt. (...) (B)ei uns hat es die<br />
Mutter immer gemacht. Also das mit dem Weihwasser. A: Und macht das ihre Frau<br />
auch noch oder nicht mehr? I: Das ist eher, dass man sich am Hausrand befindet und<br />
den Hergang (...) versucht gedanklich durch Gebete oder was immer... sich<br />
Gedanken zu machen, um eben (...) nicht ganz geschädigt zu werden. P2-A10-56:14<br />
A: Wenn jetzt ein starkes Gewitter ist oder zum Beispiel ein Hagelwetter, wird da auch<br />
was gemacht? I: Na sicher, mit Weihwasser. Die Oma geht da mit Weihwasser, ja. Sie<br />
hat da ihre Rituale, ja schon. Wenn wirklich ein schweres Gewitter ist. Da haben wir<br />
so einen Weihwasserbehälter und da geht sie schon und sprengt das vors Haus. A:<br />
Geht sie da ums Haus herum? I: Während des Gewitters nicht, nur kurz aussi. P2-<br />
A04-57:11<br />
I: Ja da war eine ganze Zeremonie war da. Da ist die Großmutter, die hat einmal beim<br />
Weihbrandflaschl – Weihwasser war da halt drinnen, bei dem Flaschl – mit dem hat<br />
sie ummadumm gesprengt, ums Haus ummadumm. Ja und dann ist Rosenkranz<br />
122 Ein weiterer Wettersegen, der von meinen GesprächspartnerInnen nicht genannt wurde, sich aber in der Literatur zu<br />
Bräuchen und Bauernregeln der Süd- und Weststeiermark findet, findet am 27. Dezember statt:<br />
„Das Weinjahr schließt mit dem 27. Dezember, dem Tag von Johannes Evangelist, vulgo Weinhansl. Der Hanslwein oder<br />
Johanniswein wird noch heute in der Pfarrkirche von Gamlitz u.a. gegen Blitz und Hagel gesegnet. Danach kommt ein<br />
Tropfen aus der gesegneten Fasche in die Fässer der Weinbauern: Heiliger Johannissegen, bleib bei uns und unterwegen.“<br />
(Opitz 1997, 160; Hervorhebung durch den Autor selbst)<br />
123 Der Begriff „Hausrand“ wurde von meinen GesprächspartnerInnen für jene Bereiche verwendet, die sich nahe an den<br />
Außenmauern des Wohnhauses befinden.<br />
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