2007 Dissertation_Christanell.pdf
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Heute wird der Anthropologie vorgeworfen, sich im Themenbereich Wetter/Klima bisher<br />
hauptsächlich auf die Anpassung an den Klimawandel konzentriert zu haben. „So far,<br />
social anthropologists seem to have been involved mainly in studies of climate change<br />
adaptation” (Henning 2005, 9). Statt sich weiterhin nur auf Strategien zur Anpassung an<br />
den Klimawandel zu konzentrieren, rät Rajindra Puri (<strong>2007</strong>, 53) zur Verlagerung des<br />
Forschungsschwerpunktes: “While the literature on cross-cultural responses to climate<br />
change and weather-related disasters seems to be growing exponentially, the cognitive<br />
study of climate has been neglected and remains a wide open field for future research.”<br />
Sarah Strauss und Benjamin Orlove (2003) weisen zusätzlich auf eine Reihe weiterer<br />
Betätigungsfelder hin, denen sich die anthropologische Erforschung des Wetters und des<br />
Klimas widmen könnte und sollte:<br />
„(…) we can see a wide array of topics that invite further research in this area; The<br />
attitudes and beliefs of televised weather channel viewing audiences; the shifts in<br />
decision-making processes that local farmers and fishermen must make in order to<br />
take into consideration new forms of weather and climate information; the economic<br />
and political ramifications of the expansion of forecasting divisions within private<br />
corporations such as insurance and energy companies; the ways that increasing<br />
technical knowledge of climatic processes might influence new generations across the<br />
globe to reconsider the many different choices that must be made about future<br />
resource use; the recording of memories regarding weather events past; or even the<br />
ways that humor is used to convey frustration with or appreciation of meteorological<br />
conditions as they are experienced in the present.” (Strauss und Orlove 2003, 10)<br />
2.4.2 Thematische Felder der Ethnoklimatologie<br />
Um einen Überblick über die vielfältigen Forschungsfelder der Ethnoklimatologie geben zu<br />
können, habe ich die Literatur zur Ethnoklimatologie im Folgenden in fünf Gruppen<br />
eingeteilt, möchte aber betonen, dass sich einige Studien nicht eindeutig einer der<br />
Gruppen zuordnen ließen. In diesem Falle habe ich die Literaturquellen entweder<br />
mehrfach erwähnt oder der Gruppe zugeordnet, die mir dem inhaltlichen Schwerpunkt der<br />
Studie am nächsten zu kommen schien.<br />
Thematisches Feld 1: Lokale Wettervorhersagen<br />
Die Meteorologie von Laien beruht „auf eigenen Erfahrungen, Interpretationen dieser<br />
Erfahrungen und daraus abgeleiteten impliziten Prognosen“ (Krupp 1995, 33). Laj Pal<br />
Bharara und Klaus Seeland (1994, 53) stellen fest: „The knowledge about weather<br />
prediction seems to have further emerged from empirically verified changes in the<br />
environment, particularly climate and vegetation characteristics, animals’ and birds’<br />
behaviour, and social activities.“<br />
Zur Wetterbeobachtung gehören also Beobachtungen mit dem freien Auge (Wolken,<br />
Niederschläge, Windrichtung, Wachstumsphasen von Pflanzen, Verhalten von Tieren<br />
usw.). Die voraussichtliche Wetterentwicklung lässt sich daher zum Teil aus bestimmten<br />
Anzeichen erkennen. So kündigen aus eigener Erfahrung fallender Luftdruck,<br />
aufsteigender Morgennebel, ungewöhnlich deutlich und nahe erscheinende Wälder und<br />
Berge, tieffliegende Mücken und Schwalben sowie herabsinkender Rauch häufig eine<br />
Wetterveränderung an.<br />
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