2007 Dissertation_Christanell.pdf
2007 Dissertation_Christanell.pdf
2007 Dissertation_Christanell.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
aller befragten Personen bekannt und wird nur von 13% 125 all jener Personen, die den<br />
Brauch kennen, ausgeübt (Tabelle 8: BirkeAcker).<br />
Zu Fronleichnam geweihte Birkenzweige werden unter dem Jahr sehr ähnlich verwendet<br />
wie geweihte Palmzweige. Allerdings ist die rituelle Verwendung von Birkenzweigen<br />
wenigen GesprächspartnerInnen aus der Phase 5 bekannt und scheint in der<br />
Weststeiermark weniger verbreitet zu sein. Es waren in Phase 2 zwei Bäuerinnen, die den<br />
Gebrauch von Birkenzweigen zur Abwehr vor Unwettern erwähnten. So schilderte die<br />
Frau eines Gesprächpartners den Ablauf der Weihe und die nachfolgende Verwendung,<br />
wie folgt:<br />
Frau von I: Bei Fronleichnam werden Birkenzweige um die Kapellen (Anm. der<br />
Verfasserin: mehrere Kapellen, also verschiedene Stationen) in die Erde gesteckt und<br />
die werden dann von den Bauern mitgenommen (Anm. der Verfasserin: jeder Bauer<br />
nimmt je einen Zweig) und entweder unterm Dach, im Haus als Schutz gegen<br />
Unwetter oder in die Felder gesteckt. Und auch für eine gute Ernte. Die Stecken<br />
wurden dann dort in der Erde stecken gelassen oder auch bei starken Unwettern<br />
eingeheizt. P2-A13-55:8<br />
Auch die zweite Gesprächspartnerin erzählt von diesem Brauch, der in ihrer<br />
Heimatgemeinde im Sausal (= in der Weststeiermark, jedoch außerhalb der ausgewählten<br />
Forschungsregion) üblich war. Nachdem die Birkenzweige während der<br />
Fronleichnamsprozession geweiht wurden, wurden die Birkenzweige von den<br />
Prozessionsgehern mit nach Hause genommen und auf den Acker gesteckt als Schutz<br />
gegen schwere Unwetter, Hagel und so weiter.<br />
Der Brauch, Birkenzweige auf den Acker zu stecken war zwar einigen befragten Personen<br />
aus der Phase 5 bekannt, praktiziert wird der Brauch jedoch nur von einer befragten<br />
Person. Zwei befragte Personen gaben an, die Birkenzweige im Haus (z. B. am<br />
Hausaltar) aufzubewahren.<br />
8.1.10 Palmzweige in einer Schüssel anzünden<br />
Der Glaube an die Unwetter vertreibende Wirkung von Rauch wurde bereits in dem<br />
vorhergehenden Kapitel 8.1.8 angesprochen. In einer historischen Quelle aus dem 19.<br />
Jahrhundert steht dazu: „(…) man verbrannte Weihrauch, Palmkatzeln, oder gar<br />
übelriechende Gegenstände, wie Wolllappen, Hornspitzen, um durch Gestank oder Rauch<br />
zu wirken“ (Strele 1898, 123). Meine GesprächspartnerInnen erwähnten mir gegenüber<br />
nur das Anzünden von und das Räuchern mit Palmzweigen, zumeist im Herd- oder<br />
Ofenfeuer.<br />
Der Brauch, bei Unwetter Palmbuschenzweige in einer Schüssel anzuzünden und rund<br />
ums Haus oder um den Stall zu tragen (Tabelle 8: PalmSchüssel), ist meinen<br />
GesprächspartnerInnen weniger bekannt. Weniger als ein Viertel aller<br />
GesprächspartnerInnen (20% von n) gaben an, diesen Brauch zu kennen und nur 17%<br />
jener GesprächspartnerInnen, die angaben den Brauch zu kennen, üben diesen Brauch<br />
auch aus (Tabelle 8: PalmSchüssel).<br />
125 Die Prozentangabe „13%“ entspricht einer einzigen befragten Person. Die Angabe dieser Person, diesen Brauch zu<br />
praktizieren, ist fragwürdig, da ein Elternteil dieser Person in einem getrennt geführten Interview angegeben hat, diesen<br />
Brauch nicht zu kennen und nicht zu praktizieren. Sowohl die befragte Person als auch deren Elternteil leben am selben<br />
Betrieb.<br />
195