2007 Dissertation_Christanell.pdf
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I: Ich meine, man sagt allgemein, es wird wärmer, durch die CO2-Emissionen und<br />
durch den Staub in der Luft, wird mehr Wärme absorbiert (?), und das habe ich<br />
grundsätzlich schon mitgekriegt. In den 60er/70er Jahren war es eindeutig kühler als<br />
in den letzten Jahren. Wobei heuer wieder eine Ausnahme ist, heuer haben wir<br />
wieder einen typischen steirischen Sommer. Kühl, regnerisch, ja ja. Ich meine, bei den<br />
Gletschern sieht man’s ganz eindeutig, wie die zurückgehen, gell? Ist das wirklich, ja<br />
also, man hat schon das Gefühl, dass es wärmer wird. P1-A50-51:53<br />
Zunehmende extreme Temperaturschwankungen erklärt sich ein weiterer<br />
Gesprächspartner durch das Ozonloch und spricht dabei auch die Auswirkungen auf die<br />
eigene Befindlichkeit an:<br />
I: Im Sommer, wenn es bewölkt ist, dann ist ... wenn die Wolken am Himmel sind,<br />
dann ist es kühl, sehr kühl verhältnismässig. Und wenn die Sonne dann scheint und<br />
die Wolken weggehen, dann ist es so heiß, dann brennt das nieder, dass es fast nicht<br />
aushältst. (...) Das ist das Ozonloch, ist das. Sagt man und das stimmt auch. Das<br />
Ozonloch wird immer größer. (...). Das war früher nicht so, wie ich noch jung war, da<br />
war es gleichmässig immer und wie es jetzt ist, das ist ganz abnormal, ist das. Nicht<br />
mehr lustig, wenn die ganze Woche extreme Sonne ist, wie voriges Jahr (Anm. der<br />
Verfasserin: 2003) war’s so heiß, da musst, da wird einem schon fast schlecht, wenn<br />
der Sommer zu heiß ist. P1-A11-26:58<br />
Ein junger Landwirt erwähnt den Treibhauseffekt und die menschliche Wirtschaft, die das<br />
Wetter verändert haben und verweist darauf, dass dies von der wissenschaftlichen Seite<br />
her sicherlich erklärbar ist.<br />
Eine Beobachtung eines älteren Bauern fällt im Gegensatz zur Nennung der obigen<br />
allgemein bekannten Ursachen wie Treibhauseffekt oder Ozonloch, die auch in den<br />
Medien stark vertreten sind, aus dem Rahmen. Die Besonderheit dieser Beobachtung<br />
liegt darin, dass sie sich auf ein konkretes, historisches Ereignis bezieht, das der Meinung<br />
des Bauern gravierende, langfristige Konsequenzen mit sich gebracht hat.<br />
Dieser ältere Bauer vertritt die Auffassung, dass seit dem Golfkrieg auch Schnee vom<br />
Osten kommt, während sie früher nur Schnee aus dem Westen bekommen hätten.<br />
I: Der Hussein, hat das angezündet da ... Frau von I: ...die Ölfelder ... I: Ich glaube<br />
halt, seit die dort so geheizt haben, so lang auffi, seitdem kommt von Osten<br />
manchmal bei uns, auf einmal hörst bei uns, da unten ist Gleisdorf, da unten schneits<br />
und dann fängts bei uns auch an. Das war früher nicht. Das kann ich mich nicht<br />
erinnern, dass da von Osten was hergekommen wäre. Oder was, ich weiß nicht. Aber<br />
seitdem ist das halt. Ich glaube schon, dass sie vielleicht irgendwo ein Loch haben<br />
aufigerissen, ich meine ... P1-A53-18:78<br />
Inwieweit dieses hier angesprochene Kriegsereignis einen Einfluss auf das Klima der<br />
Weststeiermark hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Das Abbrennen der Ölquellen hatte<br />
jedoch nachweislich eine Veränderung der Aerosolkonzentration durch Rußpartikel zur<br />
Folge (Lohbeck 2004, 17). Wolfgang Lohbeck, der sich mit der Auswirkung von<br />
bewaffneten Konflikten auf die Umwelt auseinandersetzt, führt folgende erschütternden<br />
Dimensionen der Umweltschäden dieser damaligen Kriegshandlungen an:<br />
„Die Umweltschäden des Golfkriegs werden mitunter zu den „worst man-made<br />
environmental disasters of all time“ gezählt. Unter anderem wurden durch die<br />
irakische Armee 720 kuweitische Ölquellen zerstört und davon etwa 580 angezündet.<br />
Dies hatte atmosphärische und, durch das aus mehr als 200 Quellen weiterhin<br />
austretende Öl, terrestrische Folgen. 300 Tage lang brannten oder entwichen täglich<br />
3 bis 6 Millionen Barrel (etwa 700.000 Tonnen). (…). Täglich gingen nach<br />
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