2007 Dissertation_Christanell.pdf

7.3 Wissen über Lostage und deren Relevanz für die persönliche
Wettervorhersage
Wetter- und Witterungsregeln sind Wissensdokumente, die über das Lesen von Bauern-
und Wetterkalendern oder Tageszeitungen angeeignet oder auch durch mündliche
Überlieferung weitergegeben werden können. Wetter- und Witterungsregeln, die in
Bauern- und Wetterkalendern zu finden sind, sind häufig mit Symbolen versehen oder in
Sprüchen gefasst, die sich als hilfreiche Mittel erweisen, sich bestimmte Zusammenhänge
zyklischer Abläufen des Wetters und das Auftreten von gewissen Wetterphänomenen zu
bestimmten Zeiten ins Gedächtnis zu rufen. So finden sich z.B. im Mandlkalender
(Abbildung 22), der in der Weststeiermark von einigen Bäuerinnen und Bauern gerne
verwendet wird, die so genannten Lostage, die zumeist die Namen von katholischen
Heiligen tragen.
Der Namenstag eines Heiligen kann zum einen mit Sprüchen und Versen in Verbindung
stehen, in denen von einem bestimmten an diesem Tag auftretenden Wetterphänomen
auf die Witterungsverhältnisse kommender Monate geschlossen wird. Zum anderen läutet
ein bestimmter Heiligentag den Beginn oder das Ende einer Witterungsperiode
(Kälteperiode, Hitzeperiode) ein.
Von den 30 GesprächspartnerInnen der fünften Erhebungsphase, die ich zu ihnen
bekannten Wetter- und Witterungsregeln befragt habe, nannten 19 Personen zumeist eine
oder zwei Witterungsregel(n) zu Lostagen, einige wenige – vor allem ältere Personen –
nannten auch mehrere Regeln.
Einige der in Tabelle 7 dargestellten wurden von den GesprächspartnerInnen auch
kommentiert und entweder durch eigene Beobachtungen bestätigt oder falsifiziert. So
meinte ein älterer Gesprächspartner zum Lostag der 40 Märtyrer, dass dieser nicht zutrifft.
Es war seiner Erfahrung an diesem Tag schon mal schön und dann hat es 40 Tage
geregnet. Eine Bäuerin mittleren Alters und ein älterer Bauer meinten zu diesem Lostag,
dass dieser häufig zutrifft.
168