2007 Dissertation_Christanell.pdf
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Regenbeschwörung oder Tanzen (siehe Ausführlicheres dazu in Kapitel 8.3) oder durch<br />
unbewusste Handlungen.<br />
Dass die Österreicher auch das Wetter anziehen, also gruppendynamisch (d.h.: durch<br />
ihre Stimmungen und Einstellungen) und dass die Erde ein Lebewesen ist, das den<br />
Wetterverlauf steuert, sind weitere Überlegungen, die sich der junge, an esoterischen<br />
Themen interessierte Bauer zum Thema menschliches Bewusstsein und dessen Einfluss<br />
auf das Wetter macht.<br />
Spirituelle Erklärungen für Wetter- und Klimaveränderungen finden sich in vielen<br />
Regionen dieser Erde, vor allem in solchen, in denen der Zugang zu Medien, in denen<br />
über den globalen Klimawandel berichtet wird, beschränkt ist (Salick und Byg <strong>2007</strong>, 18).<br />
So haben die Ethnobotanikerinnen Anja Byg und Jan Salick zur Wahrnehmung des<br />
Klimawandels in einer Region im Osten Tibets geforscht, in der das Phänomen des<br />
globalen Klimawandels der Lokalbevölkerung unbekannt war. Die zahlreichen<br />
Veränderungen des Wetters und Klimas wurden in dieser Region auf lokale Ursachen<br />
zurückgeführt. So soll das Schneiden von Bäumen, das Bauen von Straßen etc. oder<br />
Touristen, die heilige Plätze nicht respektieren, die Berggötter verärgern, welche<br />
wiederum das Wettergeschehen in der Region beeinflussen können (Byg und Salick<br />
<strong>2007</strong>). Weitere nicht-spirituelle Erklärungen waren z.B. die Vermutung einiger<br />
InterviewpartnerInnen, dass der Müll, der von Touristen häufig liegen gelassen wird, sich<br />
aufheizt und durch die aufsteigende Wärme das lokale Klima verändert. Auch das eigene<br />
Verhalten unter der Bevölkerung, das Brechen von Tabus oder die Selbstbezogenheit<br />
einiger Leute wurden als Gründe genannt, die Veränderungen des Wetters und Klimas<br />
ausgelöst haben. Diese Aussagen ließ Byg und Salick zum Schluß kommen, dass der<br />
Klimawandel in ihrer Feldforschungsregion zu einer moralischen und ethnischen<br />
Angelegenheit wird, der die Ohnmachtsgefühle der Menschen gegenüber der<br />
beobachteten Veränderungen zum Ausdruck bringt (ebd.).<br />
Ich hatte bereits zweimal die Gelegenheit meine eigenen Ergebnisse zur lokalen<br />
Wahrnehmung des Klimawandels an wissenschaftlichen Veranstaltungen vorzustellen, an<br />
der auch Anja Byg ihre Ergebnisse vorgestellt hat. Die unterschiedlichen<br />
Erklärungsansätze in den jeweiligen Forschungsregionen, von denen in einer (der<br />
Weststeiermark) die Meinungsbildung zum Klimawandel vor allem über die Medien<br />
geprägt ist und in der anderen (Osttibet) ausschließlich lokale Ursachen für die<br />
Veränderung genannt wurden, boten den TeilnehmerInnen dieser Veranstaltungen immer<br />
wieder ein interessantes Diskussionsfeld.<br />
In Folge werde ich auf die globalen Handlungen, die nach Vermutung einiger meiner<br />
GesprächspartnerInnen einen Einfluss auf das Wettergeschehen haben, eingehen. Diese<br />
globalen Handlungen sind: CO2-Emissionen (Kohlendioxidemissionen), Staub in der Luft,<br />
Ozonloch, Treibhauseffekt, Wirtschaft, Golfkrieg und Emissionen von Flugzeugen.<br />
Auf CO2-Emissionen als Ursachen für den Klimawandel kamen zwei Gesprächspartner zu<br />
sprechen. Allerdings versucht ersterer eher positiv zu denken und zu hoffen, dass<br />
Veränderungen des Klimas nicht nur mit den CO2-Emissionen zusammenhängen,<br />
sondern auch mit anderen Faktoren (siehe Zitat dazu in Kapitel 9.2.3).<br />
Der zweite Gesprächspartner erwähnt CO2-Emissionen sowie Staub in der Luft als<br />
Ursachen für eine Erwärmung. Er gibt an, dass er auch aufgrund eigener Erfahrungen<br />
und durch Vergleiche des derzeitigen Klimas mit dem Klima der 1960er und 1970er Jahre<br />
bestätigen kann, dass es eine allgemeine Erwärmung in den letzten Jahrzehnten gegeben<br />
hat.<br />
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