2007 Dissertation_Christanell.pdf
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Es sind dies vor allem soziale Aspekte. So erwähnt ein Gesprächspartner, dass ihn das<br />
Gerede im Dorf stört und dass er sich damit inzwischen abgefunden hätte. Eine<br />
Gesprächspartnerin stört der Neid der Bauern untereinander. Eine andere<br />
Gesprächspartnerin und deren Mutter stört in ihrer Region, dass die Menschen deutlich<br />
weniger als früher zusammenhalten und sich gegenseitig helfen, und dass der eine<br />
darüber hinwegsieht, wenn der andere am Hof Hilfe bräuchte. Ihre Mutter formuliert dies<br />
mit folgenden Worten:<br />
Mutter von I: Früher wenn man denkt, da hat man wirklich schön zusammengehalten,<br />
die Nachbarn und alles. Wenn der eine gemäht hat und man hat gesehen, dass ein<br />
Unwetter kommt und der kommt nicht zusammen, ist man schnell gegangen, helfen<br />
dem, hat man zusammenrechnen geholfen. Und helfen gegangen. Und auch<br />
gegenseitig mit der Fuhren, hat man das Vieh genommen und den Wagen<br />
außergezogen oder sonst irgendwas. Das ist jetzt ... Da sehen die Leute drüber<br />
hinweg. Ja, ja. Das ist ... I: Das stört mich schon, ja. P2-A05-69:19<br />
Dass es Menschen in der Region gibt, mit denen der Umgang schwieriger sei, missfällt<br />
einem Gesprächspartner, doch sieht er dies als ein Problem, dass unabhängig von dieser<br />
Region sei, weil es überall auftrete. Diesen Gesprächspartner störte auch, dass die Leute<br />
in seiner Region oft wenig Eigeninitiative zeigen und bei Initiativen anderer sich nicht<br />
beteiligen wollen.<br />
Neben den sozialen Aspekten, die meinen GesprächspartnerInnen missfallen, wurden<br />
auch infrastrukturelle, landschaftliche und wetterbezogene Aspekte genannt.<br />
So missfällt zwei GesprächspartnerInnen der Lärm der Straße, die nahe an ihrem Hof<br />
vorbeiführt. Einen weiteren Bauern stören die Egalisierung der Landschaft und der damit<br />
verbundene Verlust von Biodiversität im Allgemeinen.<br />
I: Diese Egalisierung der Landschaft, dass es mehr oder weniger aufgestellte<br />
Schrägflächen sind, einplanierte, abgegraben und plattgewalzt. Wenn man sich<br />
gerade da den Höhenrücken angeschaut hat, vor 50 Jahren, dann war das viel ... Man<br />
hat jetzt überhaupt nicht mehr das Bedürfnis da drüben irgendwie herumzugehen.<br />
Also das hat nichts mehr. Es gibt keine Restflächen mehr dazwischen, es gibt keine<br />
Mauerln mehr, es gibt keine Stiegen mehr. Früher einmal waren das lauter kleine<br />
Refugien, die mehr oder weniger kleinklimatisch erstens was gebracht haben und<br />
zweitens auch Lebensraum für irgendwelche Begleitvegetation und irgendwelche<br />
Viecher geboten haben. Das ist verschwunden, nachdem das alles drüben so ca.<br />
zwischen einem und zwei Hektar am Fleck eingeebnet worden ist, bis halt der<br />
nächste Nachbar gekommen ist. Da hat’s sie verloren, die Landschaft. Das ist das,<br />
was mich schon sehr stört. P2-A55-60:18<br />
Einen Gesprächspartner stört, dass vor allem im Raum Deutschlandsberg die<br />
Landwirtschaft und Industrie eng beieinander Raum sind und dass der Tourismus in der<br />
Region vernachlässigt wurde. Einen anderen Gesprächspartner stört das feuchtwarme<br />
Klima im Sommer in der Ebene.<br />
Weitere Aspekte, die in der Region missfallen, sind z.B. das Nichteinhalten der<br />
Sonntagsruhe von Seiten vieler Nebenerwerbsbauern, das von einem Gesprächspartner<br />
erwähnt wurde oder das umweltschädliche Verhalten von Menschen aus der Region, das<br />
einem anderen Gesprächspartner, der Biobauer ist, missfällt.<br />
Im Vergleich zu den vielen positiven Kommentaren zu ihrer Region, fielen die negativen<br />
Kommentare meiner GesprächspartnerInnen eher spärlich aus.<br />
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