Die Liberalisierung des österreichischen Rundfunkmarkts - Stefan ...
Die Liberalisierung des österreichischen Rundfunkmarkts - Stefan ...
Die Liberalisierung des österreichischen Rundfunkmarkts - Stefan ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
III <strong>Die</strong> Besonderheiten der Rundfunksituation Österreichs<br />
3.1. Das Rundfunkmonopol <strong>des</strong> ORF<br />
Im Unterschied zur Presse ist der Rundfunk in Österreich unter maßgeblichen staatlichen<br />
Einfluss entstanden. Durch diesen Einfluss wurde eine Rundfunkanstalt mit einer nationalen<br />
Monopolstellung und kulturellen Auftrag etabliert. <strong>Die</strong>se Monopolstellung wurde über<br />
Jahrzehnte aufrecht erhalten, was eine im Vergleich zu anderen Ländern sehr verspätete<br />
Einführung eines dualen Rundfunksystems zur Folge hatte. Vorwiegend waren hierfür zwei<br />
Faktoren verantwortlich:<br />
1. Einerseits geriet der ORF nach Herauslösung <strong>des</strong> Rundfunks aus der Abhängigkeit von<br />
den Besatzungsmächten, immer mehr in die Hand der herrschenden politischen Parteien. 20<br />
<strong>Die</strong>se hatten einen enormen politischen Einfluss auf den ORF. <strong>Die</strong> Parteien setzten zwar<br />
keine inhaltlichen Initiativen, diese kamen von der operativen Führung <strong>des</strong> ORF.<br />
Allerdings wurde diese aber gezwungen, für ihre Pläne einen Konsens mit der Mehrheit<br />
<strong>des</strong> politischen Aufsichtsgremiums zu suchen.<br />
2. Zweitens muss man die lange Zeit einer fast symbiotischen Beziehung zwischen dem<br />
ORF und den <strong>österreichischen</strong> Printmedien berücksichtigen. Da beide Partner naturgemäß<br />
wenig Interesse am Auftreten unabhängiger Dritter am <strong>österreichischen</strong> Medienmarkt<br />
hatten und ein konsensorientierter Modus vivendi zwischen öffentlich-rechtlichen<br />
Rundfunk und Printmedien insbesondere im Hinblick auf die Aufteilung <strong>des</strong> Werbemarkts<br />
für beide Seiten durchaus von Vorteil war, betrieben ORF und die im Verband<br />
österreichischer Zeitungsherausgeber organisierten Printmedien lange Zeit eine Praxis<br />
gegenseitiger Anstimmung der Eintrittssphären. Kennzeichnend dafür war, dass die<br />
wesentlichen rundfunkgesetzlichen Novellierungen zur Erweiterung der Möglichkeiten<br />
für den ORF, Einnahmen über Werbesendungen zu lukrieren, zuvor zwischen ORF und<br />
Printmedien konsentiert wurden. 21<br />
Demokratiepolitisch bedenklicher Höhepunkt dieser Praxis der Gestaltung der staatlichen<br />
Medienpolitik durch die beteiligten Akteure war ein - letztlich gescheiterter- Versuch,<br />
aufgrund eines Abkommens zwischen dem ORF und dem Verband österreichischer<br />
Zeitungsherausgeber vom November 1987 die österreichische Medienlandschaft zwischen<br />
20 Vgl. Holoubek (Rundfunkgesetz wohin, 1995), S. 5<br />
21 ebenda, S. 7f.