Die Liberalisierung des österreichischen Rundfunkmarkts - Stefan ...
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XI <strong>Die</strong> Probleme einer effizienten Rundfunkregulierung<br />
11.1 Regelungsziele und Risiken ihrer Verfehlung<br />
Wichtig ist, dass die Ausgestaltung der Rundfunkordnung dem Ziel „gleichgewichtige<br />
Vielfalt“ unter Vermeidung der Risiken von Fehlentwicklung dient. Hoheitliche<br />
Rundfunkregulierung ist als Mittel gerechtfertigt, da alleinige Selbstregulierung zu<br />
verfassungsrechtlich gewichtigen Fehlentwicklungen (Marktversagen) führen könnte 100 , die<br />
nach Einschätzung <strong>des</strong> Gesetzgebers durch Regulierung vermieden oder doch gemildert<br />
werden können.<br />
Rundfunkökonomische Analysen unter besonderer Berücksichtigung struktureller<br />
Besonderheiten der Rundfunkmärkte zeigen Defizite einer alleiniger Marktsteuerung.<br />
Insbesondere die Theorien die sich mit der Produktion meriorischer Güter, mit externen<br />
Effekten und mit der Netzwerkökonomie beschäftigen, können solche Risiken auch<br />
theoretisch plausibilisieren und zeigen, dass im Rundfunk- und Informationsmarkt strukturell<br />
besondere Risiken angelegt sind. Der aktuelle Umbruch der Medienlandschaft indiziert<br />
besondere Macht- und Konzentrationspotenziale sowie Missbrauchsrisiken, insbesondere bei<br />
der Zugangsfilterung. 101<br />
Weiters ist in Frage zu stellen, ob die bisherigen rundfunkrechtlichen Regulierungen<br />
ausreichen, bzw. nicht zur Fehlsteuerung führen. Gegenstand dieser Beurteilung ist nicht die<br />
Chance für die Verwirklichung wirtschaftlicher Interessen – etwa der gewinnmaximalen<br />
Teilhabe an der Wertschöpfung im Rundfunkmarkt -, sondern die auf publizistischen<br />
Wettbewerb aufbauende Funktionsfähigkeit der Rundfunkordnung, die der Sicherung der<br />
Medienfreiheit auch und in erster Linie als Meinungsbildungsfreiheit der Bürgerinnen und<br />
Bürger dient.<br />
Auf keinen Fall darf die Zugangschancengerechtigkeit gefährdet werden. Es muss also,<br />
• <strong>Die</strong> Zugangschancengerechtigkeit für die Kommunikatoren, insbesondere im Sinne eines<br />
Zugangs zu Produktionsfaktoren, zu Verbreitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten<br />
• <strong>Die</strong> Empfangschancengerechtigkeit für Nutzer, insbesondere im Sinne einer<br />
Zugänglichkeit der Infrastruktur, der Verfügbarkeit nicht nur quantitativ, sondern auch<br />
100 Vgl. Hoffmann-Riem, Thesen zur Regulierung der dualen Rundfunkordnung, in: Zeischrift für<br />
Medien&Kommunikation, Jg. 48 (2001), S. 9f.<br />
101 Ebenda, S. 10