PDF 20.134kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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1 Problemstellung und Inhalt<br />
Die Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke wird weltweit in Wissenschaft,<br />
Politik und Gesellschaft als Problemfeld wahrgenommen, das sich im Konfliktfeld vielfältiger und<br />
teilweise widersprüchlicher Interessen einer nachhaltig orientierten Entwicklung weitestgehend<br />
entzieht. Die Ansprüche des Menschen an die Ressource Fläche sind dabei mannigfaltig: Sie er-<br />
strecken sich von der Bereitstellung von Wohnraum über wirtschaftliche Nutzungen für Landwirt-<br />
schaft, erneuerbare Energien, Gewerbe, Industrie und dazugehörigen Verkehrs- und Betriebsflä-<br />
chen bis hin zu naturnahen Erholungs- und Schutzflächen. Trotz vereinzelter Maßnahmen zur<br />
Renaturierung ehemaliger Siedlungsflächen gibt es kaum Regionen, in der die Summe von Sied-<br />
lungs- und Verkehrsflächenbestandteilen („SuV-Bestandteile“) nicht zunimmt. Es verdichten sich<br />
zwar die Anzeichen, dass in den letzten Jahren eine gebremste Entwicklung in der Flächeninan-<br />
spruchnahme zu beobachten ist, gleichzeitig besteht aber Unklarheit über die bereits erreichten<br />
Belastungsniveaus der aktuellen Siedlungsstruktur für Mensch und Umwelt, wie sie unter dem<br />
Begriff der Landschaftszersiedelung beschrieben werden. Damit sind insbesondere Umweltbelas-<br />
tungen für Natur und Landschaft, aber auch die Effizienz von Siedlungssystemen im Hinblick auf<br />
den Versorgungsaufwand und Ressourcenverbrauch gemeint, die von der Flächeninanspruch-<br />
nahme ausgehen und (raum-) planerisches Handeln erfordern. In der internationalen Forschung<br />
werden die Auswirkungen der Flächeninanspruchnahme deshalb nicht nur im Bereich von Um-<br />
weltthemen (z.B. Naturschutz, Landschaftsästhetik) diskutiert, sondern greifen im Bereich der<br />
Debatte um den Urban Sprawl auch wirtschaftliche (z.B. Verkehr und Infrastruktureffizienz) und<br />
soziale Aspekte (z.B. Erreichbarkeit von Versorgungseinrichtungen, Gesundheit) auf.<br />
Da aus politischer Sicht weitgehender Konsens darüber besteht, dass eine Begrenzung der Aus-<br />
dehnung von SuV geboten ist, rückt die Erfolgskontrolle der eingesetzten Steuerungsinstrumente,<br />
und damit auch die Aussagekraft der informatorischen Instrumente der Raumplanung, zuneh-<br />
mend in den Mittelpunkt des Interesses. Bisherige politische Zielvorgaben bezogen sich vornehm-<br />
lich auf eine rein quantitative Reduzierung der Flächeninanspruchnahme und wurden erst in den<br />
letzten Jahren durch standörtliche Aspekte ergänzt. Die Kritik an rein mengenorientierten Ziel-<br />
formulierungen scheint nun im politischen Raum zunehmend Anklang zu finden, und zwar in der<br />
Form, dass Vorgaben zum Flächenverbrauch nicht mehr ohne Berücksichtigung vorhandener<br />
Schutzgüter und struktureller Eigenschaften der Flächennutzung aufgestellt werden können. In<br />
diesem Zusammenhang ist die zentrale These dieser Arbeit, dass heute Datengrundlagen und<br />
Bewertungsmethoden existieren, die eine differenzierte Bewertung von Flächeninanspruchnah-<br />
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