PDF 20.134kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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nition werden aber durchaus Hinweise auf die Beeinträchtigung von Umweltqualitäten durch die<br />
Flächeninanspruchnahme gegeben. Daraus resultieren im politischen Raum normative Zielset-<br />
zungen, die eine Kontrolle dieser Beeinträchtigungen als Aufgabe planerischen Handelns definie-<br />
ren und sich an den Leitmotiven nachhaltiger Entwicklung orientieren (siehe 3.6).<br />
Diese Aufgabe darf aber aus Sicht vieler Experten nicht auf eine Mengensteuerung der Flächenin-<br />
anspruchnahme reduziert werden, da auch die in der Definition angesprochenen Umweltwirkun-<br />
gen angemessen zu erfassen sind (vgl. Nachhaltigkeitsbeirat Baden-Württemberg, 2010;<br />
Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, 2007; Siedentop et<br />
al., 2007). Deshalb werden zusätzlich zu den Mengenangaben der Flächeninanspruchnahme In-<br />
formationen benötigt, die z.B. Auskunft geben über die Vornutzung von umgewandelten Flächen<br />
oder die umgebende Nutzung (z.B. Umwelt, Infrastruktur, Hydrologie), die durch die Flächeninan-<br />
spruchnahme verloren gehen und/oder in ihrer Funktionalität beeinträchtigt werden. Schramm<br />
et al., 1986, schlagen diesbezüglich schon in den 1980er Jahren einen Indikator „Wirkungsflä-<br />
chen“ vor, der die direkte Flächeninanspruchnahme durch dreidimensionale indirekte Auswir-<br />
kungsbereiche ergänzt (vgl. Schramm et al., 1986, S. 105f.). Bis heute werden Wirkungsflächen<br />
(auch „sekundärer Landschaftsverbrauch“, „Betroffenheitszonen“) im Flächennutzungsmonito-<br />
ring kaum berücksichtigt, auch wenn beispielsweise Berechnungen von S. Losch ergeben haben,<br />
dass zwar die Verkehrsfläche in der Flächenstatistik 1996 mit 4,7% der Landesfläche der Bun-<br />
derepublik Deutschland verzeichnet war, die tatsächlichen Belastungen aber auf mindestens<br />
dreimal so viel Fläche wirken (14,1%, vgl. Baier et al., 2006, S. 66).<br />
Fraglich bleibt in diesem Zusammenhang ebenfalls, inwiefern die Bilanzierung der Flächeninan-<br />
spruchnahme nicht auch die Externalisierung flächenverbrauchsrelevanter Wirtschaftszweige aus<br />
dem Bilanzierungsraum berücksichtigen müsste. Beispielhaft genannt sei hier die Verlagerung<br />
von flächenintensiven Produktionsstätten in periphere Regionen oder ins Ausland, bei gleichzeitig<br />
steigendem Import der darauf produzierten Produktionsgüter. Einige Autoren argumentieren<br />
hier, dass im Sinne einer umweltökonomischen Gesamtbilanz die Inanspruchnahme von Flächen<br />
den Konsumenten der darauf erzeugten Produktionsgüter zugeschlagen werden müsste (vgl. Erb,<br />
2002). In diesem Zusammenhang existieren in der Umweltliteratur eine Reihe von Bilanzierungs-<br />
konzepten, die nicht zuletzt aus umweltethischen Gesichtspunkten auf die Verantwortung von<br />
Konsumenten für einen global vernetzten Ressourcenverbrauch verweisen (z.B. „ökologischer<br />
Rucksack“, vgl. Schmidt-Bleek, 2004; „ökologischer Fußabdruck“, vgl. Wackernagel und Rees,<br />
1996; „virtuelles Wasser“, Allan und Mallat, 1995 u.a.).<br />
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