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Das dynamische Paradigma in der Linguistik - Universität Bremen

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ynam.<strong>Paradigma</strong> ____ Dynamische Modellkonzepte____________________23<br />

Wenn wir die äußere Begrenzung des Tuches vernachlässigen (wir betrachten e<strong>in</strong>en<br />

willkürlichen Ausschnitt aus e<strong>in</strong>em größeren Tuch), sehen wir als prägnante Strukturen die<br />

Falten. Intuitiv können wir drei Eigenschaften festhalten:<br />

- Es gibt glatte Flächen auf dem Tuch. Die Punkte auf <strong>der</strong> glatten Fläche s<strong>in</strong>d dadurch<br />

charakterisierbar, dass alle Punkte <strong>in</strong> ihrer (beliebig kle<strong>in</strong>en) Umgebung auch auf e<strong>in</strong>er<br />

glatten Fläche liegen. Punkt a liegt auf e<strong>in</strong>er glatten Fläche, wir nennen ihn regulär.<br />

- Es gibt Falten. Die meisten o<strong>der</strong> die "normalen" Punkte auf <strong>der</strong> Falte s<strong>in</strong>d auf <strong>der</strong> Falte<br />

verschiebbar, ohne dass sie ihre Eigenschaft qualitativ verän<strong>der</strong>n; allerd<strong>in</strong>gs liegen diese<br />

Punkte genau am Rande e<strong>in</strong>er oberen und e<strong>in</strong>er unteren Fläche, d.h. verschiebt man sie<br />

seitlich (auf Abb. 2.2) so wechseln sie die Zugehörigkeit zu den Teilflächen. Die Punkte<br />

b, b' und b" und unendlich viele benachbarte Punkte auf den Falten s<strong>in</strong>d von diesem Typ.<br />

- An den Falten, welche die Flächen A-B, B-C, C-D, D-F, F-E trennen, gibt es beson<strong>der</strong>e<br />

Punkte, die bei je<strong>der</strong> Verschiebung ihren Charakter verän<strong>der</strong>n, sie liegen am Übergang<br />

von <strong>der</strong> Falte zur glatten Fläche. Diese Punkte s<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>gulär.<br />

Wenn wir nun am unteren Ende des Tuches so lange ziehen, bis die beiden Falten, auf<br />

denen b' und b" liegen, zusammenstoßen, und damit zwei Falten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em s<strong>in</strong>gulären Punkt<br />

vere<strong>in</strong>t werden, erhalten wir e<strong>in</strong>en Punkt, <strong>der</strong> noch "labiler" ist als die Punkte c und d <strong>in</strong> Abb.<br />

2.2 Abb. 2.3 zeigt diese Konstellation.<br />

Abb. 2.3: Die Kuspen-Falte (d) als Zusammentreffen zweier Falten.<br />

Intuitiv können wir sagen, Punkt a ist bezüglich e<strong>in</strong>er Verän<strong>der</strong>ung, Deformation des<br />

Tuches resistent; er verän<strong>der</strong>t se<strong>in</strong>en Charakter, se<strong>in</strong>en Typus, se<strong>in</strong>e Struktur nicht. Wir<br />

sprechen später <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em speziellen Kontext von struktureller Stabilität. Die an<strong>der</strong>en Punkte<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> unterschiedlichem Maße stabil o<strong>der</strong> <strong>in</strong>stabil; je nach Typ <strong>der</strong> Instabilität kann<br />

vorausgesagt werden, <strong>in</strong> welche Richtung die Verän<strong>der</strong>ung bei beliebiger (kle<strong>in</strong>er)<br />

Deformation erfolgt. So wird <strong>der</strong> <strong>in</strong>stabile Punkt d' entlang <strong>der</strong> Falte sehr schnell zum<br />

zweifach <strong>in</strong>stabilen Punkt d, Punkt. c zu. b , und die Punkte b, b', b" können bei Verschiebung<br />

<strong>der</strong> Falte sehr leicht zu regulären Punkten werden. E<strong>in</strong>e Typologie <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung hat somit<br />

an <strong>der</strong> Charakterisierung <strong>der</strong> Instabilität und ihres Grades anzusetzen.<br />

Nimmt man nun beliebige Flächen <strong>in</strong> R 3 o<strong>der</strong> gar beliebige n-dimensionale Gebilde <strong>in</strong><br />

R n+1 , so kann man ihre Gestalt o<strong>der</strong> Morphologie charakterisieren <strong>in</strong>dem man:<br />

(a) Die Liste ihrer Instabilitäten aufstellt,

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