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Das dynamische Paradigma in der Linguistik - Universität Bremen

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Dynam. <strong>Paradigma</strong> ______ L<strong>in</strong>guistische Anwendungen__________________<br />

an die Archetypensemantik möglich. Allerd<strong>in</strong>gs wird e<strong>in</strong>e solche Integration letztlich<br />

die Möglichkeit eröffnen, <strong>dynamische</strong> Konsequenzen dieser Basis auf an<strong>der</strong>en<br />

Ebenen zu nützen. Dies wird voraussichtlich e<strong>in</strong>e Reorganisation von CHOMSKYs<br />

Modell notwendig machen. In Kap. 3.4.4. werden wir e<strong>in</strong> Modell, das CHOMSKYs<br />

Pisa-System approximiert, aber e<strong>in</strong>e topologisch-<strong>dynamische</strong> Basis hat, vorstellen.<br />

(b) Zentraler und auch problematischer ist e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Erweiterung, nämlich die<br />

Ausfüllung des vagen Konzeptes "Kognitive Struktur", also <strong>der</strong> Komponente E <strong>in</strong><br />

Abb. 3.22. Aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Gehirndynamik muss man zuerst fragen,<br />

welche Stufe auf <strong>der</strong> Skala "von <strong>der</strong> Mikrodynamik zur Makrodynamik" des Gehirns<br />

eigentlich geme<strong>in</strong>t ist. Bevor man die logische Form und auch die an<strong>der</strong>en Ebenen <strong>der</strong><br />

Universalgrammatik auf die Komponente E bezieht, muss diese erst e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>imale<br />

Ausfüllung erhalten. Innerhalb des <strong>Paradigma</strong>s CHOMSKYs liegen außer vagen<br />

H<strong>in</strong>weisen auf e<strong>in</strong> Sprachorgan o<strong>der</strong> gar auf den genetischen Kode dazu ke<strong>in</strong>e<br />

entwickelten Konzepte vor. Gerade <strong>in</strong> diesem Übergang zeigt sich die Überlegenheit<br />

<strong>der</strong> Archetypensemantik, da das <strong>dynamische</strong> Instrumentarium e<strong>in</strong>en direkten<br />

Anschluss an Modelle <strong>der</strong> Neurodynamik ermöglicht. In <strong>der</strong> Sichtweise von<br />

ZEEMAN (1974) stellt e<strong>in</strong>e Semantik auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> qualitativen Dynamik e<strong>in</strong>e<br />

"medium-scale" Modellierung dar, die sowohl mit dem small-scale Modellen <strong>der</strong><br />

Neurobiologie als auch mit den large-scale Modellen e<strong>in</strong>er Kommunikationstheorie<br />

(psychol<strong>in</strong>guistischer o<strong>der</strong> gar soziol<strong>in</strong>guistischer Provenienz) verbunden werden<br />

kann. Ihr abstrakter Charakter ist allerd<strong>in</strong>gs <strong>der</strong> Preis, <strong>der</strong> für diese Vermittlung<br />

zwischen divergenten Modellbildungsebenen zu zahlen ist. (Vgl. die<br />

zusammenfassende Diskussion <strong>der</strong> Ansätze zu e<strong>in</strong>er <strong>dynamische</strong>n Bio- und<br />

Neurol<strong>in</strong>guistik <strong>in</strong> WILDGEN, 1986b).<br />

Diese eher allgeme<strong>in</strong>en Bemerkungen zur Möglichkeit e<strong>in</strong>er Integration e<strong>in</strong>er<br />

topologisch-<strong>dynamische</strong>n Universalgrammatik mit vorhandenen logischen und algebraischen<br />

(gruppentheoretischen) Ansätzen werden <strong>in</strong> Kapitel 3.3.4 und 3.3.5 weiter präzisiert.<br />

3.4 Die Selbstorganisation grammatikalischer Strukturen<br />

Wir wollen diesen großen Bereich exemplarisch an vier Problemfel<strong>der</strong>n behandeln:<br />

- Grammatikalisierungsprozesse <strong>in</strong> historischer Zeitdimension,<br />

- Prozesse <strong>der</strong> Aktualgenese <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitdimension <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />

- Sprachverwendung,<br />

- Prozesse <strong>der</strong> syntaktischen Realisierung e<strong>in</strong>facher Satzmuster,<br />

- Prozesse <strong>der</strong> Transformation von Satzmustern.<br />

3.4.1 Selbstorganisation und Grammatikalisierungsprozesse<br />

Die Grammatik als relativ festes, im Sprachverhalten zentral verfügbares und deshalb<br />

operativ schnelles Subsystem <strong>der</strong> "Sprache" ist durch langfristige Prozesse geprägt, die<br />

e<strong>in</strong>erseits an die biologische Basis unseres Sprachvermögens anknüpfen, an<strong>der</strong>erseits aber <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Erweiterung <strong>der</strong> archetypischen Grundmuster und <strong>der</strong>en Elaboration auch Spuren <strong>der</strong><br />

Sprachverwendung und somit des Kontextes speichern. Wir wollen e<strong>in</strong>ige sehr grundlegende<br />

Züge herausarbeiten, um das Grundgerüst e<strong>in</strong>er <strong>dynamische</strong>n Grammatiktheorie zu schaffen<br />

(als Teil <strong>der</strong> Sprachtheorie, <strong>in</strong> <strong>der</strong> dann Grammatik thematisiert wird, nicht als Theorie <strong>der</strong><br />

Grammatikformate im S<strong>in</strong>ne CHOMSKYs). Wir sehen zwei allgeme<strong>in</strong>e <strong>dynamische</strong><br />

Mechanismen am Werk:<br />

(1) Der thermo<strong>dynamische</strong> Verlustprozess<br />

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