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Das dynamische Paradigma in der Linguistik - Universität Bremen

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Dynam. <strong>Paradigma</strong> ______ L<strong>in</strong>guistische Anwendungen__________________<br />

(b) E<strong>in</strong>e Tiefenstruktur, die meist <strong>in</strong> Form <strong>der</strong> Syntax e<strong>in</strong>er logischen Sprache<br />

(extensionale o<strong>der</strong> <strong>in</strong>tensionale Logik) angenommen wird und die durch<br />

Übersetzungsregeln mit (a) verbunden ist.<br />

(c) E<strong>in</strong>e semantische Interpretation. Sie setzt e<strong>in</strong>e mengentheoretisch formulierte<br />

Weltstruktur (<strong>in</strong> <strong>der</strong> extensionalen Semantik) bzw. e<strong>in</strong>e Menge solcher Welten,<br />

eventuell ergänzt um pragmatische Indices, voraus (<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tentionalen Semantik).<br />

Unabhängig von <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> empirischen Adäquatheit solcher Semantiken gibt es<br />

pr<strong>in</strong>zipielle Probleme, die FENSTRAD (1976: 335 ff.) aufzählt:<br />

1. Die Analyse ist lokal und funktioniert nur solange befriedigend, als kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heiten,<br />

Phrasen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fache Sätze analysiert werden. Die Sprache als Sprachfluss, als<br />

<strong>in</strong>teraktive Tätigkeit, ist aber e<strong>in</strong> globales Phänomen; aus <strong>der</strong> globalen Struktur ergeben<br />

sich wie<strong>der</strong>um häufig Interpretationen lokaler Strukturen. Die lokale, im wesentlichen<br />

propositionale Analyse muss somit systematisch <strong>in</strong> Richtung auf globale, ganzheitliche<br />

Strukturen vervollständigt werden.<br />

2. Die Flexibilität und damit Adäquatheit <strong>der</strong> logischen Semantik hängt stark von <strong>der</strong> Form<br />

<strong>der</strong> semantischen Interpretation, also von Komponente (c) ab. Diese ist aber <strong>in</strong> ihrer<br />

<strong>in</strong>neren Struktur fast leer, d.h. Beliebiges kann <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>en mengentheoretischen<br />

Schemata erfasst werden. Die Spezifizität <strong>der</strong> Sprache, die speziellen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

kognitiver Verarbeitung und die soziale E<strong>in</strong>bettung <strong>der</strong> Sprachstruktur verlangen e<strong>in</strong>e<br />

genauere Formulierung dieses H<strong>in</strong>tergrundes. Am Beispiel des Verbs "love" erläutert<br />

FENSTAD die Leere des logischen Interpretationsbegriffes.<br />

"In an <strong>in</strong>terpretation we essentially have one b<strong>in</strong>ary relation love over the doma<strong>in</strong> A.<br />

But noth<strong>in</strong>g more. The model does not tell us what it ‘means’ for two objects of the<br />

doma<strong>in</strong> to stand <strong>in</strong> the relation love, neither does it tell us how to ‘decide’' whether two<br />

objects of the doma<strong>in</strong> belong to the relation. There seems to be one ready answer to this.<br />

Give the lexical basis more structure. .... But lexical rules or mean<strong>in</strong>g potulates give<br />

only part of the answer. It is equally important to enrich the structure of the doma<strong>in</strong>s.<br />

And to ‘enrich’ means to give more geometric structure to the <strong>in</strong>terpretation.<br />

Intensional logic today is full of dubious ontology and peculiar problems (such as crossworld<br />

identifications). And this may partly be due to the lack of structure which has<br />

been an <strong>in</strong>evitable consequence of the logician's almost excessive concern for<br />

completeness theorems." (FENSTAD, 1976: 337)<br />

FENSTAD schlägt vor, diese Prädikatskonstanten, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> logischen Semantik<br />

höchstens <strong>in</strong> Bedeutungspostulaten auf an<strong>der</strong>e Konstanten def<strong>in</strong>itorisch bezogen werden, aber<br />

ansonsten unzerlegbar und unanalysierbar s<strong>in</strong>d, auf ihren "geometrischen Gehalt" zu<br />

überprüfen. Solche geometrisch – topologischen – Primitiva <strong>der</strong> Semantik könnten dann die<br />

bisher vorhandenen sehr abstrakten logischen Schemata auffüllen. Außerdem könnte <strong>der</strong><br />

Raum <strong>der</strong> möglichen Welten mit e<strong>in</strong>er Topologie versehen werden, so dass die<br />

Konstanzeigenschaften <strong>der</strong> Individuen <strong>in</strong> diesem Raum und damit die Kohärenz des Raumes<br />

deutlicher wird.<br />

In Kapitel 2.8 haben wir gezeigt, wie aus <strong>der</strong> kont<strong>in</strong>uierlich <strong>dynamische</strong>n Struktur <strong>der</strong><br />

semantischen Archetypen diskrete Repräsentationen ableitbar s<strong>in</strong>d. Wir vermuten, dass <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Synthesemodell <strong>der</strong> Kern <strong>der</strong> logischen Semantik, etwa <strong>der</strong> Folgerungsbegriff und die<br />

Lösung <strong>der</strong> Quantorenproblematik erhalten bleiben. Die Mikrostruktur <strong>der</strong> Wörter und<br />

Phrasen und die Makrostruktur <strong>der</strong> Texte werden dagegen dynamisch neu zu fundieren se<strong>in</strong>. <br />

Die Realisierung dieses Programms ist teilweise Gegenstand von Wildgen (M1994: Teil 2).<br />

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