Friedrich Nietzsche zum 100. Todestag - Gesellschaft für kritische ...
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Jahrtausende zu sein! zu denken!<br />
Schließ mich in beide Arme ein:<br />
Hast Du kein Glück mehr mir zu schenken –<br />
Wohlan – noch hast Du Deine Pein.<br />
Gewiß, so liebt ein Freund den Freund,<br />
Wie ich Dich liebe, rätselvolles Leben!<br />
Ob ich in Dir gejauchzt, geweint,<br />
Ob Du mir Leid, ob du mir Lust gegeben.<br />
Ich liebe Dich mit Deinem Glück und Harme;<br />
Und wenn Du mich vernichten mußt,<br />
Entreiße ich schmerzvoll mich Deinem Arme,<br />
Gleich wie der Freund der Freundesbrust.<br />
1887 schließlich stellte Peter Gast <strong>für</strong> <strong>Nietzsche</strong><br />
eine Fassung <strong>für</strong> Chor und Orchester her, in der<br />
alle Verse vertont wurden; diese Fassung schickte<br />
er später an von Bülow, ohne den Bearbeiter<br />
Gast zu erwähnen.<br />
25<br />
<strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> – Paul Rée – Lou von<br />
Salomé, Die Dokumente ihrer Begegnung, S.<br />
233: „In der That, der Riedelsche Verein wird<br />
das ‚Lebensgebet‘ zur Aufführung bringen; Prof.<br />
Riedel ist äußerst davon eingenommen und arbeitete<br />
es eben <strong>für</strong> 4 stimmigen Chor um ... Über<br />
die Musik selbst schrieb Köselitz zuletzt noch:<br />
‚ganz Manfred, groß, machtvoll, aber unheimlich‘.<br />
(das heißt: er mag sie nicht.)“<br />
26<br />
zitiert nach Bertram, <strong>Nietzsche</strong>, S. 114<br />
27<br />
Schlechta, FN Werke IV, S. 858<br />
28<br />
zitiert nach Bertram, <strong>Nietzsche</strong>, S. 128<br />
29<br />
Schlechta, FN Werke IV, S. 857<br />
30<br />
Schlechta, FN Werke IV, S. 883<br />
31<br />
Schlechta, FN Werke IV, S. 912<br />
32<br />
Im Oktober 1882 aus Leipzig an Overbeck<br />
(Schlechta, F. N. Werke IV, Briefe S. 785 f.):<br />
„Was Köselitz (oder vielmehr Herrn ‚Peter Gast‘)<br />
betrifft, so ist hier mein zweites Wunder dieses<br />
Jahres. Während Lou <strong>für</strong> den bisher fast verschwiegenen<br />
Teil meiner Philosophie vorbereitet<br />
ist wie kein anderer Mensch, ist Köselitz die<br />
tönende Rechtfertigung <strong>für</strong> meine ganze neue<br />
Praxis und Wiedergeburt – um einmal ganz egoistisch<br />
zu reden. Hier ist ein neuer Mozart – ich<br />
habe keine andere Empfindung mehr: Schönheit,<br />
Herzlichkeit, Heiterkeit, Fülle, Erfindungs-Überfluß<br />
und die Leichtigkeit der kotrapunktischen<br />
Meisterschaft – das fand ich noch nie so zusammen,<br />
ich mag bereits gar keine andere Musik<br />
mehr hören. Wie arm, künstlich und schauspielerisch<br />
klingt mir jetzt die ganze Wagnerei.“<br />
33<br />
„Was aber Robert Schumann angeht, der es<br />
schwer nahm und von Anfang an auch schwergenommen<br />
worden ist – es ist der letzte, der eine<br />
Schule gegründet hat–: gilt es heute unter uns<br />
nicht als ein Glück, als ein Aufatmen, als eine<br />
Befreiung, daß gerade diese Schumannsche Romantik<br />
überwunden ist? Schumann, in die<br />
»Sächsische Schweiz« seiner Seele flüchtend,<br />
halb Wertherisch, halb Jean-Paulisch geartet,<br />
gewiß nicht Beethovenisch! gewiß nicht Byronisch!<br />
– seine Manfred-Musik ist ein Mißgriff<br />
und Mißverständnis bis <strong>zum</strong> Unrechte –, Schumann<br />
mit seinem Geschmack, der im Grunde<br />
ein kleiner Geschmack war (nämlich ein gefährlicher,<br />
unter Deutschen doppelt gefährlicher<br />
Hang zur stillen Lyrik und Trunkenboldigkeit des<br />
Gefühls), beständig beiseite gehend, sich scheu<br />
verziehend und zurückziehend, ein edler Zärtling,<br />
der in lauter anonymem Glück und Weh<br />
schwelgte, eine Art Mädchen und noli me tangere<br />
von Anbeginn: dieser Schumann war bereits<br />
nur noch ein deutsches Ereignis in der Musik,<br />
kein europäisches mehr, wie Beethoven es<br />
war, wie, in noch umfänglicherem Maße, Mozart<br />
es gewesen ist – mit ihm drohte der deutschen<br />
Musik ihre größte Gefahr, die Stimme <strong>für</strong><br />
die Seele Europas zu verlieren und zu einer bloßen<br />
Vaterländerei herabzusinken.“ [Jenseits von<br />
Gut und Böse Nr. 245, Fr. <strong>Nietzsche</strong>, Werke II,<br />
Hg. Ivo Frenzel, Hanser Verlag München, S.<br />
134.]<br />
34<br />
Schlechta, F. N. Werke IV, Briefe S. 547<br />
35<br />
Schlechta, F. N. Werke IV, Briefe S. 939<br />
36<br />
<strong>Nietzsche</strong>, Der Fall Wagner, Nachschrift, aus:<br />
Werke in 2 Bd., Hg. Ivo Frenzel, II, 314<br />
68 Aufklärung und Kritik, Sonderheft 4/2000