Forschung & Lehre 8 | 2013

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650 LESERFORUM Forschung & Lehre 8|13 Zustimmung und Widerspruch Heft 4/13: Fortschritt durch Wachstum? Diskussionswürdig Die Artikel zu diesem Thema (S. 268-283) sind allesamt diskussionswürdig, greifen jedoch auf viel Altbekanntes „der zuständigen Wissenschaften“ und ganz wenige neue Einsichten zurück. Da Volker Wieland nur Weniges thematisieren konnte, seien einige Anmerkungen gestattet: 1. Paech weiß sicher, dass Joan V. Robinson ausgiebig den „state of economic bliss“ als einen denkbaren stationären analytischen Zustand erörterte, in dem die Bevölkerung jeweils das gesamte Volkseinkommen verzehrt und ein Mangel an Investitionsgelegenheiten herrscht. Solange eine Gesellschaft nicht das gesamte Volkseinkommen verzehrt, wünscht sie sich mehr Wohlstand durch fortlaufende Nettoinvestitionen („Wachstumszwänge“?). Die Setzung eines Wachstumsziels per Gesetz durch Bundestagsmehrheiten ist in einer marktwirtschaftlichen Demokratie schließlich ebenso ernst zu nehmen wie fachwissenschaftliche Zielsetzungen von Wohlstandsmehrung und von Konfliktminderung für eine Gesellschaft. 2. Kolbe (S. 272-273) macht neugierig darauf, ob und inwiefern ihre Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" über den Diskussionsstand hinaus kommen wird, der 1973 bereits in der OECD mit „sozialen Indikatoren“ für die „Qualität des Lebens“ zu acht „Hauptzielgebieten“ für 23 Mitgliedsländer erreicht war. 3. Münch (S. 268-270) hat mit seinen sehr bedenkenswerten wissenschaftssoziologischen Erwägungen über das Wachstum des Wissens (evtl. auch durch „Beutegemeinschaften“) beiläufig etwas sehr zentral Wichtiges festgehalten: Es könne nie genau vorausgesagt werden, wo und wann neue Entdeckungen gemacht werden. Das wirklich Neue von morgen ist „nicht antizipierbar“, sagt die seit zwei Jahrzehnten arbeitende „Evolutorische Ökonomik“. Gleichwohl versuchen Laien immer wieder „Schwerpunkte künftiger Technologieentwicklungen“ zu sehen (und zu subventionieren). Wie soll denn auch Wachstum durch Fortschritt (Wieland, S. 275) je von oben her machbar sein, wenn in einer „freiheitlichen Wirtschaftsgesellschaft“ Innovationen allenfalls – bei günstigen Rahmenbedingungen – nur von unten „passieren“? 4. Münch und Onnen thematisieren das „Nicht-Technologische" am Wissenschafts- und Wirtschaftsfortschritt. Hieran ist künftighin anzuknüpfen: Institutionenökonomisches und „Law and Economics“ erfordern ernsthafte Forschungsarbeit. Die „Postwachstumsökonomik“ von Paech kann und soll in einer marktwirtschaftlichen Demokratie nicht „von oben“ betrieben werden – schon gar nicht ohne das Sozialökonomische. Professor Dr. Dr. h.c. Adolf Wagner, Universität Leipzig Heft 4/13: Wider die ökonomisierte Medizin Unethisch Besser lässt sich die Realität heutiger Medizin in Klinik und Praxis wohl kaum so konzentriert beschreiben. Darüber, wie unethisch es in der Medizin aus scheinbar „ökonomischen Zwängen“ zugeht, sind viele Medizinstudenten im klinischen Semester und Doktoranden im PJ empört und enttäuscht zugleich. Sie können sich kaum eine zufriedenstellende ärztliche Tätigkeit auf Dauer vorstellen. Professor Hoppe hat als Präsident der Bundesärztekammer noch kurz vor seinem Tod 2011 rückblickend davor gewarnt, die Medizin nicht unethisch zum Geschäft mit Patienten verkommen zu lassen. Professor Dr. J. Matthias Wenderlein, Universität Ulm Heft 5/13: Ausstieg aus dem CHE-Ranking Zwangsranking Seit 2005 erfährt das CHE-Ranking eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit und ist zugleich äußerst umstritten, methodisch und wissenschaftspolitisch. Eine ganze Reihe von Fachverbänden, darunter die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS), der Berufsverband der Historiker oder die Deutsche Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft, fordern ihre Mitglieder schon seit Längerem auf, sich an den Befragungen des CHE nicht mehr zu beteiligen. Die von guten Gründen getragene Skepsis gegenüber den wissenschaftlichen Grundlagen des Rankings, der äußerst selektiven Präsentation der erhobenen Daten und seiner Politisierung hat auch in Siegen zu einem breiten Konsens geführt: Alle neun Seminare und der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät unserer Universität haben im letzten Jahr entschieden, ab sofort an den Datenerhebungen des CHE nicht mehr teilzunehmen. Diese Entscheidung gilt ungeachtet der Tatsache, dass das Rektorat der Universität Siegen beschlossen hat, weiterhin am Ranking teilzunehmen. Das CHE-Hochschulranking 2013/ 2014 ist ohne die Beteiligung der Fachvertreter ganzer Fakultäten, Fachbereiche und Disziplinen zustande gekommen. Ohne den geringsten Hinweis darauf werden auch Fächer und Fachbereiche bewertet, deren Fachvertreter gar nicht am Ranking teilgenommen haben und auch keine Daten geliefert haben. Dass das Ranking sich bei wichtigen Indikatoren nicht auf deren Einschätzung stützen kann, wird nirgendwo ersichtlich. Die vermeintliche Orientierung der interessierten Öffentlichkeit kommt damit einer Desinformation gleich. Professor Dr. Petra M. Vogel im Namen des Fakultätsrats und der Seminare der Philosophischen Fakultät der Universität Siegen
DHV-Symposium 2013 Was ist Glück? Wissenschaftszentrum Bonn, Mittwoch, 16. Oktober 2013, 10:00-16:45 Uhr Was ist Glück? – die Sicht der Psychologie Prof. Dr. Julius Kuhl, Universität Osnabrück, Institut für Psychologie Was ist Glück? – die Sicht der Philosophie Prof. Dr. Annemarie Pieper, Universität Basel, Professorin für Philosophie Was ist Glück? – die Sicht der Soziologie Prof. Dr. Jan Delhey, Jacobs University Bremen, School of Humanities and Social Sciences Was ist Glück? – die Sicht der Pädagogik Prof. Dr. Ulrike Graf, Universität Osnabrück, Institut für Schulpädagogik Was ist Glück? – die Sicht der Ökonomie Prof. Dr. Ronnie Schöb, Freie Universität zu Berlin, Lehrstuhl für Finanzwissenschaft Podiumsdiskussion mit allen Referenten Moderation: Dr. Carsten Könneker, Chefredakteur der Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ Teilnahmegebühr: EUR 50,-/ ermäßigte Teilnahmegebühr für Studierende: EUR 30,– Informationen Deutscher Hochschulverband, Dipl.-Biol. Claudia Schweigele, Rheinallee 18-20, 53173 Bonn und Anmeldung: Tel.: 0228/90266-68, Fax: 0228/90266-97, schweigele@hochschulverband.de www.hochschulverband.de/cms1/fachtagungen.html
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