Musikalische Bildung in Deutschland - Deutscher Musikrat
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I. <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> für alle<br />
E<strong>in</strong>e Chance s<strong>in</strong>d die Ganztagsschulen und Ganztagsbetreuungen. Sie entwickeln mit außerschulischen Anbietern<br />
zusammen neue geme<strong>in</strong>same Strukturen. Dabei ist darauf zu achten, dass der Ganztagesbetrieb e<strong>in</strong>erseits Zeiten und<br />
Räume für die Individualbildung (Unterricht und Übezeiten) im Schulalltag selbst bereit stellt, andererseits genügend<br />
Zeitfenster bleiben, damit außerhalb des Schulbetriebes Anbieter aufgesucht werden können und <strong>in</strong>dividuelle Vertiefung<br />
möglich ist.<br />
Vor dem H<strong>in</strong>tergrund abnehmender Musikanregungen <strong>in</strong> vielen Familien und dem bedauernswerten Rückgang des<br />
Alltagsmusizierens sollten <strong>Bildung</strong>se<strong>in</strong>richtungen und andere Anbieter die Orte der musikalischen Erstbegegnung mehr<br />
unterstützen, sollten nicht nur familienergänzend, sondern notwendigerweise auch familienersetzend arbeiten. Wirksam<br />
s<strong>in</strong>d Angebote, die die Musikpraxis <strong>in</strong> den Alltag der Menschen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Denkbar s<strong>in</strong>d Angebote geme<strong>in</strong>samen<br />
S<strong>in</strong>gens, Spielens und Tanzens von Eltern und K<strong>in</strong>dern, s<strong>in</strong>d Familiennachmittage der K<strong>in</strong>dertagesstätten, Schulen und<br />
Musikschulen, der Musikvere<strong>in</strong>e und der Kirchenmusik.<br />
Je nach Motivation, Neigung, Zeit- und F<strong>in</strong>anzbudget suchen K<strong>in</strong>der, Jugendliche und Erwachsene spezialisierende,<br />
vertiefende Angebote <strong>Musikalische</strong>r <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> den Musikschulen, bei Privatlehrern und Musikvere<strong>in</strong>en auf.<br />
Die öffentlichen Musikschulen stehen aufgrund ihrer öffentlich geförderten F<strong>in</strong>anzierung, ihrer Leistungsstruktur und<br />
ihren Verfahren der Qualitätssicherung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er herausragenden Verantwortung. Sie sichern e<strong>in</strong>e klar strukturierte<br />
musikpädagogische Arbeit, die die Kont<strong>in</strong>uität musikalischer Ausbildung gewährleistet und erreichen damit alle<br />
Generationen. Von der Frühförderung bis zum 4. Lebensalter entwickeln sie die Grundlage und setzen mit ihrem<br />
Schwerpunkt des geme<strong>in</strong>samen Musizierens Impulse für das Laienmusizieren. Denn wo Musik vermittelt wird, können<br />
gleichzeitig neue soziale, künstlerische Verbünde entstehen, deren gesellschaftliche Bedeutung – <strong>in</strong> Ergänzung des<br />
schulischen und außerschulischen Musikunterrichtes – als überaus wichtig e<strong>in</strong>geschätzt werden darf. Sie bereiten<br />
darüber h<strong>in</strong>aus auf e<strong>in</strong> Musikstudium vor. Die öffentlichen Musikschulen spiegeln mit ihrem Angebot die Vielfalt der<br />
Kulturen wider. Die Partnerschaft mit den allgeme<strong>in</strong> bildenden Schulen führt zu konzeptionsgebundenen Kooperationen.<br />
Private Anbieter s<strong>in</strong>d unverzichtbar. Sie erweitern das Angebot an Unterrichtsplätzen, füllen Lücken, vertiefen als<br />
Speziale<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>zelne Bereiche der Musikpraxis. Freiberufliche Musikpädagogen haben maßgebenden Anteil<br />
an der musikalischen Begabtenförderung, <strong>in</strong>sbesondere bei der Vorbereitung und Durchführung der Wettbewerbe<br />
„Jugend musiziert“ und bei der Vorbereitung auf die musikalische Berufsausbildung (Eignungsprüfung an<br />
Musikhochschulen). Darüber h<strong>in</strong>aus ergänzen Musikvere<strong>in</strong>e das vertiefende Angebot, <strong>in</strong>dem sie flächendeckend auch<br />
dort Instrumentalunterricht anbieten, wo Musikschulangebote fehlen (z.B.im ländlichen Bereich).<br />
Der Vere<strong>in</strong> bietet zudem e<strong>in</strong> Forum zum generationsübergreifenden Musizieren und fördert gleichzeitig die Entwicklung<br />
von sozialen Kompetenzen.<br />
E<strong>in</strong>e genauere Analyse ergibt folgende Defizite:<br />
Die Erfolge der bisherigen Praxis musikalischer <strong>Bildung</strong> s<strong>in</strong>d nicht ausreichend.<br />
Der Musikunterricht der Schulen erodiert. Die Zahl der von den Stundentafeln vorgesehenen Musikunterrichtsstunden<br />
<strong>in</strong> den Schulen verr<strong>in</strong>gert sich fortlaufend. Komb<strong>in</strong>ationsfächer („Ästhetisches Fach“) reduzieren die Musikangebote<br />
zusätzlich. In den Schulen fehlen professionelle Musikpädagogen.<br />
Nur ca. 10% der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>er Alterskohorte besuchen e<strong>in</strong>en Instrumentalunterricht. In der außerschulischen<br />
Musikerziehung s<strong>in</strong>d zu wenige Unterrichtsplätze zur Verfügung gestellt. Die Wartelisten der öffentlichen Musikschulen<br />
s<strong>in</strong>d lang, vielen K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, deren Eltern den zwangsläufig teureren Privatunterricht nicht bezahlen<br />
können, bleibt der Zugang zur Musik verschlossen.<br />
Die wirtschaftliche Situation und die soziale Absicherung der Instrumental- und Vokallehrer s<strong>in</strong>d prekär.<br />
Der Unterricht der öffentlichen Musikschulen wird dramatisch erschwert durch die Zunahme freier Beschäftigungsverhältnisse.<br />
Was Musikangebote für die zunehmende Zahl alter Menschen angeht, s<strong>in</strong>d bisher kaum Angebote zur Verfügung<br />
gestellt. Es fehlen entsprechende Ausbildungen und Ressourcen.<br />
Daraus ergeben sich als Forderungen:<br />
Die Zahl der öffentlich mitf<strong>in</strong>anzierten Musikschulunterrichtsplätze ist auszubauen.<br />
Das komplexe, aufe<strong>in</strong>ander abgestimmte Leistungspaket der öffentlichen Musikschulen ist nur durch Zusammenarbeit<br />
im Kollegium realisierbar. Dafür s<strong>in</strong>d Angestelltenstellen unabd<strong>in</strong>gbar.<br />
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