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Musikalische Bildung in Deutschland - Deutscher Musikrat

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II. <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Landesmusikrat <strong>in</strong> der freien und Hansestadt Hamburg<br />

. Es fehlen Schulmusiker<strong>in</strong>nen und Schulmusiker<br />

Es fehlen ausgebildete Schulmusiker an den Grund- und Förderschulen. Aber besonders an den neuen Stadtteilschulen<br />

fehlen Fachkräfte, außerdem Angebote schulischen Musiklebens wie Chöre, Orchester und Bands, die für alle<br />

Schüler der Schule zugänglich s<strong>in</strong>d.<br />

Notwendig s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>stellung von mehr Fachlehrern und e<strong>in</strong>e gründlichere Qualifizierung der fachfremd Unterrichtenden<br />

als bisher. 30 Fortbildungsstunden s<strong>in</strong>d zu wenig.<br />

Der Fachkräftemangel könnte verr<strong>in</strong>gert werden, wenn mehr Studienabsolventen mit dem Fach Musik <strong>in</strong> den Vorbereitungsdienst<br />

übernommen werden.<br />

Die Versorgung der Hamburger Grundschulen mit Musikunterricht ist sehr unterschiedlich. Neben e<strong>in</strong>igen Schulen, die<br />

angemessen mit Fachkräften ausgestattet s<strong>in</strong>d, stehen weit überwiegend Schulen, an denen meist oder vollständig<br />

fachfremd unterrichtet wird. Von e<strong>in</strong>er musikalischen Grundbildung, die flächendeckend allen K<strong>in</strong>dern der Stadt gleich<br />

geboten wird, kann nicht gesprochen werden.<br />

In den Grundschulen könnten ausgebildete und e<strong>in</strong>gestellte Musikfachkräfte mehr Musikunterrichtsstunden erteilen.<br />

Aber <strong>in</strong> Hamburg gilt das Klassenlehrerpr<strong>in</strong>zip (möglichst viele Unterrichtsfächer aus e<strong>in</strong>er Hand). Es spricht durchaus<br />

e<strong>in</strong>iges für das Klassenlehrerpr<strong>in</strong>zip, leider geht dabei viel Musikunterrichtskapazität verloren. Die staatliche Investition<br />

<strong>in</strong> das teure Schulmusikstudium wird zu wenig genutzt. Die Fachkräfte sollten angehalten se<strong>in</strong>, mehr Musikunterrichtsstunden<br />

zu erteilen.<br />

Jeder Grundschule sollte m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Musikfachlehrer zugewiesen se<strong>in</strong>, der die fachfremd unterrichten Kollegen<br />

anregt und unterstützt.<br />

Schulzeitverkürzung und Ganztagsschule<br />

Durch die Schulzeitverkürzung an Gymnasien (G 8) bzw. durch die jetzt an zwei oder drei Tagen der Woche längere Verweildauer<br />

der Schüler <strong>in</strong> der Schule hat sich das Zeitfenster für die musikalische Individualbildung, auch für den Besuch<br />

der schulischen und außerschulischen Musikensembles erheblich verkle<strong>in</strong>ert. Dies gilt vor allem für den Besuch<br />

der außerschulischen musikalischen <strong>Bildung</strong>sangebote <strong>in</strong> der Staatlichen Jugendmusikschule, dem Konservatorium,<br />

<strong>in</strong> privaten Musikschulen oder beim Privatlehrer.<br />

Seit August 2012 s<strong>in</strong>d alle Hamburger Grundschulen unter dem Namen „Ganztägige <strong>Bildung</strong> und Betreuung“ (GBS,<br />

von 8 bis 16 Uhr kostenlos) Ganztagsschulen. Dies wird die Situation noch erheblich verschärfen. Immer mehr Grundschulk<strong>in</strong>der<br />

werden an drei Tagen der Woche bis 16 Uhr <strong>in</strong> die Schule e<strong>in</strong>gebunden se<strong>in</strong>, gegen e<strong>in</strong>e Gebühr auch bis<br />

18 Uhr. Noch ist nicht geklärt, ob z.B. e<strong>in</strong> <strong>in</strong>strumentaler E<strong>in</strong>zelunterricht weiterh<strong>in</strong> ab 13 Uhr (bisher Unterrichtende an<br />

Grundschulen) möglich bleibt.<br />

Je eher wir die K<strong>in</strong>der an die Musik heranführen, desto wirkungsvoller. Wenn jetzt bereits Grundschulk<strong>in</strong>der weniger<br />

Zeit für diese <strong>Bildung</strong>sangebote haben, wird dies sehr bedauerliche Konsequenzen haben.<br />

Auch der Ganztagsbetrieb der Ganztagsschulen hält die Schüler täglich länger im Schulhaus fest. Trotz der Idee e<strong>in</strong>es<br />

rhythmisierten Schultags und trotz der Idee, den Vormittags- und Nachmittagsbereich im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen<br />

<strong>Bildung</strong>skonzepts zur Abstimmung zu br<strong>in</strong>gen, gel<strong>in</strong>gt es bisher kaum, qualifizierten Instrumentalunterricht mit <strong>in</strong><br />

den Schulalltag h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zunehmen. Noch folgt man kaum Vorbildern englischer und anderer auswärtiger Schulen, die<br />

Individualbildung, auch den E<strong>in</strong>zelunterricht beim Instrumentallehrer, bereits mit dem Vormittag beg<strong>in</strong>nend <strong>in</strong> den<br />

Schulalltag <strong>in</strong>tegrieren. In Hamburg engagiert sich hier bisher nur e<strong>in</strong>e Privatschule. Den Schulen fehlt dafür auch die<br />

angemessene räumliche Ausstattung. Räume für E<strong>in</strong>zelunterricht oder <strong>in</strong>dividuelles Üben im Schulhaus s<strong>in</strong>d kaum<br />

vorhanden.<br />

Mittlerweile ist es zunehmend Regel, dass K<strong>in</strong>der und Jugendliche an mehreren Tagen der Woche erst nach 16 Uhr,<br />

quasi nach e<strong>in</strong>em 8-Stunden-Aufenthalt (!) <strong>in</strong> der Schule, zum außerschulischen Musikunterricht gehen können, dann<br />

erst zur Abendbrotzeit das Elternhaus wieder erreichen und eventuell e<strong>in</strong> Üben am Abend auf sich nehmen. Wie oft <strong>in</strong><br />

der Woche, wie lange und wie vertieft werden sie dann üben? Wann sollen sie Hausaufgaben machen, wann können<br />

sie sich mit Freunden treffen, wann ist noch Zeit für Muße und Nichtstun?<br />

In fast allen Schulen fehlen im Ganztagsbereich Angebote für Musikgruppen, Ensembles sowie Räume und Zeitfenster<br />

für das <strong>in</strong>dividuelle Musiklernen.<br />

Jedem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Instrument<br />

Nur 67 der 216 Hamburger Grundschulen nehmen am Projekt „Jedem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Instrument“ der <strong>Bildung</strong>sbehörde teil.<br />

Das widerspricht dem Pr<strong>in</strong>zip der <strong>Bildung</strong>sgerechtigkeit. Das Programm sollte <strong>in</strong> den nächsten Jahren schrittweise<br />

ausgebaut werden.<br />

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